Cannabis - die unterschätzte Gefahr

Der Konsum von Cannabis ist nicht nur weit verbreitet - der Droge hängt auch der Ruf an, relativ harmlos zu sein. Experten warnen aber: Die berauschende Wirkung hat sich verstärkt. Das kann zu psychotischen Erkrankungen führen.

Für Michael Willis, Chefarzt des Suchtkrankenhauses Maria Ebene, ist klar: Das Gras aus früheren Zeiten ist mit den heutigen Cannabis-Produkten nicht mehr vergleichbar. Die Qualität habe sich in den letzten 20 Jahren stark verändert. So habe sich der THC-Gehalt deutlich erhöht - etwa durch Züchtung: „Das heißt im Endeffekt, dass die Wirkung eine ganz andere ist.“

Gefährliches Cannabis

In Vorarlberg ist der Konsum von Cannabis weit verbreitet. Die Gefahren des aus der Hanfpflanze gewonnenen Rauschmittels werden aber oft unterschätzt - vor allem von jungen Menschen.

Außerdem sind laut Primar Willis viele synthetische Cannabinoide mit unbekanntem Inhalt am Markt erhältlich. Auch deshalb kann dem Mediziner zufolge regelmäßiger Cannabis-Konsum in zehn Prozent der Fälle zur Abhängigkeit und damit zu ernsthaften Erkrankungen führen. Die Gefahr sei groß, psychotische Erkrankungen zu entwickeln, die in Richtung Schizophrenie gehen könnten.

„Weitverbeitete Droge“

Dass Cannabis in Vorarlberg weit verbreitet ist, bestätigt Michael Kögler, Psychotherapeut und Geschäftsführer der Drogenberatungsstelle „Die Fähre“ in Dornbirn. Es sei relativ leicht, an die Droge zu kommen. „Es gibt heutzutage das Darknet, da kann ich nahezu alles bestellen.“ Dann bekomme man die Ware anonym vom Briefträger zugestellt. Sein Fazit: „Cannabis ist eine ganz weitverbreitete Droge in unserer Gesellschaft.“

Jugendliche sind sich der Gefahren nicht bewusst

Gerade junge Menschen seien sich der Gefahren des Cannabis-Konsums oft nicht bewusst, sagt Isabella Abler. Sie arbeitet bei der „Fähre“ als Lebens- und Sozialberaterin vor allem mit betroffenen Jugendlichen und besorgten Eltern. Jugendlich stünden oft auf dem Standpunkt, dass Cannabis quasi legal, wenig gefährlich oder eine Medizin sei. „So verharmlosen darf man das nicht“, sagt die Expertin.

In Vorarlberg gibt es neben der „Fähre“ noch weitere Anlaufstellen für drogensüchtige Menschen - etwa die drei Clean-Standorte in Bregenz, Feldkirch und Bludenz oder die Drogenberatung „Ex und Hopp“ in Dornbirn.