Kritik an Kiesabbau aus Baggerseen im Oberland

Die mögliche Wiederaufnahme von Kiesabbau aus Baggerseen im Gebiet Rüttenen stößt auf heftige Kritik des Rankweiler Bürgermeisters: Er fürchtet um die Trinkwassersicherung in der Region.

Bei Nassbaggerungen handelt es sich um Materialentnahmen (z.B. Kies) im Grundwasserbereich. Durch die Freilegung des Grundwasserkörpers entstehen Seen, die etwa zum Baden genutzt werden können - sogenannte Baggerseen.

Das Land Vorarlberg hat der Wirtschaft neue Abbaugenehmigungen für Kies und Gestein in Aussicht zu stellen - mehr dazu in Land will Kies- und Gesteinsabbau ausbauen. Auch Nassbaggerungen sollen wieder vermehrt möglich sein, etwa in den in den Rüttenen in Rankweil und Feldkirch.

Der Rankweiler Bürgermeister Martin Summer (ÖVP) ist erstaunt über diese Pläne des Landes. Schließlich habe gerade das Land nachdrücklich den Bau eines Brunnens in diesem Gebiet gefordert, um das Trinkwasser langfristig sichern zu können. Dies in Kombination mit einem neuerlichen intensiven Kiesabbau kann sich Summer nicht vorstellen.

Neuer Kiesabbau in Rankweil?

Die Bau-Rohstoffstudie, die die Landesregierung gestern präsentiert hat, wirbelt gehörig Staub auf. In Rankweil soll es im Baggerseen-Gebiet neue Nassbaggerungen geben.

Wilhelm+Mayer will ausbauen

Betroffen wäre wohl der sogenannte Wilhelm+Mayer-See. Ein Grundstück hinter diesem Baggerloch gehört der Baufirma, ein Antrag für eine Abbaubewilligung werde in Kürze eingebracht. „Mit dieser Menge kämen wir sicher die nächsten 25 oder 30 Jahre aus - mit der momentanen Abbaumenge“, sagt Geschäftsführer Johannes Wilhelm zum geplanten Ausbau. 90.000 Tonnen an Sand- und Beton-Kies werden derzeit pro Jahr für den Eigenbedarf abgebaut, exportiert werde nichts. Und: Die Bewilligung für die derzeitigen Nassbaggerungen läuft in zwei Jahren aus.

Nassbaggerungen 1992 eingestellt

Direkt an der Grenze des Wilhelm+Mayer-Baggerlochs liegt einer der größten Grundwasserseen Vorarlbergs. 1992 hat man das intensive Ausbaggern an diesem See - dem jetzigen Badesee Paspels - wegen dem Grundwasserschutz und teilweise fehlenden Erträgen eingestellt.

Grundlage war die sogenannte Baggersee-Studie. In ihr heißt es: „Nassbaggerungen bedeuten grundsätzlich ein erhöhtes Gefährdungspotential für das Grundwasser und sind daher, vor allem in der Nähe von bestehenden oder möglichen Trinkwassergewinnungsanlagen im Interesse einer langfristigen Sicherung einer optimalen Trinkwasserversorgung möglichst zu vermeiden.“

Trinkwasserversorgung gefährdet?

Zudem steht das Trinkwasserreservoir entlang der Ill auf der anderen Seit des Wilhelm+Mayer-Baggerlochs auch in direktem Zusammenhang mit dem Rheinhochwasserschutzprojekt RHESI, sagt Bürgermeister Summer: Es gebe Untersuchungen des Landes, wonach das Wasser aus diesem Gebiet zur Trinkwasserversorgungen in Mäder, Hohenems und Dornbirn verwendet werden könne, sollten die Brunnen in Mäder ausfallen. „Da stellt sich natürlich die Frage: Werden diese Gebiete jetzt gefährdet durch neue Nassbaggerungen?“

Geschäftsführer Johannes Wilhelm sieht das nicht so: Der Strom des Trinkwasserreservoirs entlang der Ill weise eine andere Strömung auf wie das Grundwasservorkommen, das seiner Firma gehöre.

Lob und Tadel für Pläne

Kritik kommt indes auch von Naturschutzanwältin Katharina Lins. Statt auf Nassbohrungen zu setzen, sollte vielleicht über Recycling und bessere Steuerungen nachgedacht werden, so Lins. Ein neuerlicher Abbau mit Nassbaggern im Gebiet Rüttenen sei eine Frage des Wasserschutzes, so Lins.

FPÖ-Wirtschaftssprecher Hubert Kinz fordert hingegen weitere Abbaubewilligungen. Wenn von Experten ein massiver Rückgang der Abbaumengen im Land prognostiziert werde, dann müsse rasch gehandelt werden, so Kinz. Für die Grünen ist jeder Gesteinsabbau natur- und landschaftsschonend vorzunehmen. Umweltsprecher Christoph Metzler fordert zudem mehr Recycling.