Opern-Premiere: Viel Applaus, Kritiker eher verhalten

Berthold Goldschmidts Oper „Beatrice Cenci“ hat am Mittwochabend bei den Bregenzer Festspielen Premiere gefeiert. Vom Publikum gab es viel Applaus. Die vom ORF befragten Kritiker waren mit ihrem Lob eher verhalten.

Mit viel Applaus ging am Mittwochabend die Eröffnungspremiere der 73. Bregenzer Festspiele zu Ende. Die österreichische Erstaufführung der Opernrarität „Beatrice Cenci“ wurde von Johannes Erath im Festspielhaus in Szene gesetzt.

Richter: „Mehr Symphonie als Oper“

Verhaltenes Lob gab es von den befragten Kritikern. Für Elisabeth Richter vom Deutschlandfunk war das Stück mehr eine große Symphonie als eine Oper. Die Emotionen fanden laut Richter kaum in den sängerischen Äußerungen statt, sondern mehr in der Musik selbst. Ein bisschen wie Wagner, sehr symphonisch, so Richter. Die Oper sei schwierig zu inszenieren, da der dramatische Effekt unter den einzelnen Personen fehle.

Oper Beatrice Cenci

Mathis

Premiere „Beatrice Cenci“

Grohe: Einige Symbole „floppten“

Ingrid Grohe von der „Westallgäuer Zeitung“ fand die Inszenierung im gesamten gut, aber an ein paar Stellen habe sie nicht funktioniert. Regisseur Johannes Erath habe versucht, die ganze Stimmung in Bilder zu fassen. Er verwende viele Symbole, die meist schlüssig seien, aber an manchen Stellen floppten. Unter anderem hätte das Publikum an der Stelle gelacht, als der bereits tote Graf Cenci seinen „Stinkefinger“ gezeigt habe.

Wagner sieht noch Luft nach oben

Reinmar Wagner von „Musik & Theater“ sah vor allem bei der Leistung der Sänger und Sängerinnen noch Luft nach oben. Lob gab es aber für die Wiener Symphoniker unter Johannes Debus. Gefallen habe ihm auch der Prager Philharmonische Chor, der im Stück eine sehr wichtige Rolle gespielt habe.

Oper basiert auf Kriminalfall

Berthold Goldschmidts Oper „Beatrice Cenci“ basiert auf einem – oft erzählten, vertonten, verfilmten – realen Kriminalfall aus dem Jahr 1599. Der ebenso reiche wie verrufene Francesco Cenci war von Ehefrau Lucrezia und Tochter Beatrice ermordet worden.

Dem Volk von Rom erschien die Tat mehr als verständlich, hatte sich der Graf doch seit seiner Kindheit durch Brutalität und Zügellosigkeit einen dauerhaft schlechten Ruf erworben. Für seine Verbrechen erkaufte er sich das Schweigen der Gerichte, besonders der päpstlichen Kurie – denn Cenci hatte ein sagenhaftes Vermögen geerbt, in dessen Besitz sich Papst Clemens VIII. durch sein Vertuschen von Cencis Verbrechen nach und nach bringen konnte - mehr dazu in „Beatrice Cenci“: Unschuldig schuldig (vorarlberg.ORF.at; 15.7.2018).

Prominente Gäste bei Opern-Premiere

Am Mittwochvormittag wurden die 73. Bregenzer Festspiele eröffnet. Zahlreiche prominente Gäste ließen sich auch die Opern-Premiere am Abend nicht entgehen.

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