Gräberfund: Bis zu 150 Skelette vermutet

Beim Bau des neuen Kindercampus in Sulz ist ein überraschender Fund gemacht worden: Ein Friedhof, der vermutlich aus dem Spätmittelalter stammt. Etwa 150 Skelette werden derzeit ausgegraben. Die Gemeinde sucht Freiwillige.

Eigentlich sollten die Bauarbeiten für die neue Kinderbetreuungsstätte, die am Jergenberg mitten in Sulz entstehen soll, voll im Gange sein. Seit zwei Wochen steht das Projekt aber: Die Bauarbeiter hatten beim Aushub mehrere menschliche Knochen entdeckt. Damit hatte in der Gemeinde niemand gerechnet, sagt Bürgermeister Karl Wutschitz. Aufzeichnungen gebe es nämlich nicht.

Mittelalterlicher Gräberfund Sulz

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Die menschlichen Überreste, die gefunden wurden, waren nur rund 60 Zentimeter unter dem Gras begraben. Eine Art der Bestattung, die im Spätmittelalter - etwa im 15. Jahrhundert - häufig war. Die „Individuen“ werden jetzt einzeln „freigeputzt“, danach werden sie fotografiert, eingemessen und photogrammetrisch entzerrt, erläutert Ausgrabungsleiterin Irene Knoche die weitere Vorgehensweise. Erst dann werden sie exhumiert und anthropologisch untersucht.

„Sehr große Zahl an Individuen“

Warum das seltene und große Gräberfeld relativ weit weg von der Kirche liegt, ist eine der Fragen, die die Forscher klären wollen. „Es gibt im Moment verschiedene Erklärungsmodelle“, sagt Andreas Picker vom Bundesdenkmalamt. „Eines wäre, dass es eine ältere Kirche gegeben hat, die näher am Friedhof gestanden ist.“ Eine andere Erklärung: Der Friedhof könnte Teil der Basilika in Rankweil gewesen sein.

Überraschender Gräberfund in Sulz

Ein riesiger Friedhof wahrscheinlich aus dem Spätmittelalter mit geschätzten 150 Skeletten wird derzeit in Sulz ausgegraben.

30 Skelette haben die Experten bereits gefunden. Laut Archäologin Knoche rechnet man mit hundert bis 150 Individuen. Die Zahl könne aber auch steigen. „Wir sind jetzt erst eine Woche hier, und man sieht schon: Es ist eine sehr große Zahl an Individuen.“

Mittelalterlicher Gräberfund Sulz

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Hobby-Archäologen gesucht

Jetzt werden dringend Freiwillige gesucht. Knoche wünscht sich Personen ab 18 Jahren, die im Sommer Zeit haben, bei den Ausgrabungen zu helfen. „Es ist natürlich auch eine harte Arbeit“, sagt Knoche. „Es schaut sehr idyllisch aus, aber man muss natürlich die körperlichen Voraussetzungen dazu haben und bereit sein, von sieben Uhr in der Früh bis sechs Uhr abends zu arbeiten.“ Hobby-Archäologen können sich bei der Gemeinde Sulz melden.