Strini: „Rot-weiß-rot-Card“ auch für Flüchtlinge

Nach Ansicht des Flüchtlingsbeauftragten des Landes, Anton Strini, sollten Flüchtlinge bleiben dürfen, wenn sie als Arbeitskräfte gebraucht werden. Im Samstaginterview von ORF Radio Vorarlberg schlägt er vor, die „Rot-weiß-rot-Card“ auch auf Flüchtlinge auszudehnen.

Damit könnte auch dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden, ist Strini überzeugt. Diese Karte erhalten bislang ausländische Fachkräfte, wenn sie zur Arbeit nach Österreich kommen. In Vorarlberg könnten dafür etwa auch Flüchtlinge in Frage kommen, die eine Lehre in der Gastronomie absolvieren - rund 80 Personen wären das, sagt Strini. Es sei durchaus sinnvoll, aus diesen Flüchtlingen künftige Fachkräfte werden zu lassen und sie mit einer Bleibeberechtigung auszustatten.

Der Fall von zwei Pakistani, die in Lustenau in einem Gasthaus eine Lehre machen und vor der Abschiebung stehen, erhitzte vergangene Woche die Gemüter - mehr dazu in: Zwei Lehrlinge sollen abgeschoben werden. Wirtschaftspolitisch mache eine solche Abschiebung keinen Sinn, so Strini.

Massive Kritik an Bundesregierung

Warum die Bundesregierung den anerkannten Flüchtlingen den Zugang zur Mindestsicherung erschwert, ist für Strini ebenfalls nicht nachvollziehbar. Er habe die Erfahrung gemacht, dass Flüchtlinge nicht nach Österreich kommen, um sich im sozialen Netz auszuruhen.

Diese Menschen wollten arbeiten, sagt Strini: „Ich sehe gerade bei Flüchtlingen, dass diese überhaupt nicht daran interessiert sind, Mindestsicherung oder Hilfe des Staates in Anspruch zu nehmen, sondern die möchten erfolgreich sein, die möchten raus kommen aus ihrer Situation und die Leute unterstützen, die zu Hause geblieben sind.“

Zu den verschärften Regelungen zur Mindestsicherung sagt Strini weiter: „Jemand, der in eine Notlage getrieben wird, der wird seine Hauptanstrengungen darauf konzentrieren, überhaupt überleben zu können und wird dann weniger Anstrengungen unternehmen können, das zu machen, was der Integration dient - wie zum Beispiel Deutsch lernen.“

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Das Samstaginterview mit Anton Strini hat ORF-Redakteurin Christine Amon geführt.

„Massive Mängel an Deutschkenntnissen“

„´Null Bock` habe ich gelernt, gibt es immer wieder sehr stark ausgeprägt bei österreichischen Jugendlichen, bei jugendlichen Flüchtlingen sehe ich das kaum“, so Strini weiter. Das Gegenteil sei der Fall: Junge Flüchtlinge seien sehr motiviert zu arbeiten, „möchten mit aller Gewalt erfolgreich sein und ihre Eltern zu Hause unterstützen“.

Allerdings gebe es noch massive Mängel an Deutschkenntnissen. Das trage dazu bei, dass sich die Flüchtlinge im Berufsschulunterricht schwer tun und teilweise dort scheitern. Sinnvoll sei deshalb die Förderung einer Basisqualifikation schon vor Beginn einer Lehre - auch bereits im Asylverfahren sei so etwas sinnvoll, sagt Strini. Jedenfalls brauche es mehr Nachhilfe und Förderunterricht in der Berufsschule selber.

Förderung der Deutschkurse: „Massive Diskrepanz“

Es sei sonderbar, wenn einerseits dem AMS die Mittel für Deutschkurse reduziert würden, andererseits aber für die Mindestsicherung deutlich mehr Deutschkenntnisse gefordert würden, so Strini weiter: „Ich sehe hier eine massive Diskrepanz, die Aufklärung erfordert“.

Gegenüber den Flüchtlingen sieht Strini zwei Grundhaltungen. Auf der einen Seite gebe es weiterhin ehrenamtliche Helfer, auf der anderen Seite massive Ablehnung und tiefe Ängste vor Überfremdung. Politik müsse da beschwichtigen und beruhigen. Zudem sei es hilfreich, wenn Flüchtlinge in jeder Gemeinde seien und Kontakt zur österreichischen Bevölkerung hätten. „So können Ängste sehr klein gehalten werden“, sagt Strini.