Partyzone Naturschutzgebiet: Es hagelt Anzeigen

Die Ufergebiete am Bodensee locken viele Partygäste an. Viele machen auch vor Naturschutzzonen nicht Halt und hinterlassen dort Müll. Grünen-Landesrat Johannes Rauch spricht sich für eine Besucherlenkung aus und will neue Grenzen ziehen.

Der Party-Hotspot zur Stunde: die Bilgeri-Bucht am Bregenzer Seeufer. Das letzte Refugium des „Bodensee-Vergissmeinnichts“ wurde unter Naturschutz gestellt. Partyfreudige scheint das Betretungsverbot aber nicht zu stören, führt Naturwächter Mühlmann aus. Allein bei den letzten fünf Einsätzen habe es über 80 Anzeigen gegeben - im Schnitt werden für die Übertretungen 45 Euro fällig.

Die häufigsten Beanstandungen sind laut Mühlmann das Ignorieren von Betretungsverboten, das wilde Grillen und frei laufende Hunde mitten im Schutzgebiet. Dabei gibt es hier regelrechte Schilderwälder und ausgewiesene Spazierwege - alle Übertretungen können aber gar nicht beanstandet werden, bedauert Mühlmann. Dazu bräuchte es engmaschigere Kontrollen. Zurück bleibt in der Regel nur der Müll.

Eine Bar mitten auf einer Insel

Viele Gebiete sind für die Naturwächter zudem kaum zugänglich - zum Beispiel jene Inseln im Mündungsbereich der Bregenzer Ach, die man ganzjährig nicht betreten darf. Die Leute würden diese Bereiche etwa mit Booten anfahren. Luftaufnahmen vom betreffenden Gebiet zeigten regelrechte Camps im Naturschutzgebiet, schildert Mühlmann. Hier habe man im letzten Jahr sogar eine ganze Bar mit Zubehör gefunden.

Mühlmann wünscht sich umfassendere Kontrollen, die jedoch auch finanziert werden müssten. Heuer wurden der Naturwacht 950 Arbeitsstunden am gesamten Bodenseeufer (inklusive Rheindelta) bewilligt. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 14.000 Euro. Kritikern ist das zu wenig.

Grabher: Verbotene Zonen oft nicht markiert

Ein weiteres Problem: Das Gebiet ist seit dem Festlegen der Naturschutz- und Betretungsgebote gewachsen. Nicht überall ist klar ersichtlich, was erlaubt ist und was nicht. Besonders verworren ist die Situation im Bereich der Bregenzer Achmündung, kritisiert Markus Grabher vom Umweltbüro Grabher in Bregenz. Hier gebe es etwa Flächen, die nicht betreten werden dürfen. Das wisse aber niemand, weil es hier keine Markierungen gebe, kritisiert Grabher. Denn zur Zeit, als diese Betretungsverbote ausgewiesen worden seien, habe sich die Landschaft noch ganz anders präsentiert. Mittlerweile seien aber etwa neue Auwaldflächen entstanden.

Rauch: Neue Naturschutzräume entstanden

Umweltlandesrat Johannes Rauch (Grüne) will im kommenden Jahr das Problem angehen. Jene Inseln und jene Uferbereiche der Bregenzerach, die sich jetzt außerhalb vom Naturschutzgebiet befinden, sollen in das neue „Naturschutzgebiet“ aufgenommen werden. Man werde die Grenzen neu ziehen müssen, betont Rauch. Denn hier sei besonders schützenswerter Lebensraum für Vögel entstanden, auf die Rücksicht genommen werden müsse. Es brauche eine Besucherlenkung, so Rauch weiter. Ziel sei, dass klar ersichtlich werde, wo man sich austoben dürfe und wo die Tabuzonen seien.