„Joint“-Bild-Retusche: Fotograf droht mit Klage

Die Affäre um ein retuschiertes Bild von Bundeskanzler Sebastian Kurz und Landeshauptmann Markus Wallner (beide ÖVP) nimmt eine neue Wendung: Der Fotograf des eingefügten Bildes droht mit einer Klage.

Beim Besuch von Kanzler Kurz Anfang April ließen sich die beiden Spitzenpolitiker beim angeregten Gespräch in einem Gasthaus ablichten. Kurz darauf wurde das Foto auf Wallners Facebook-Seite veröffentlicht. Im Hintergrund war das Bild einer Frau zu erkennen, die gerade eine Zigarre raucht - welche man aber auch als Joint interpretieren konnte. Einige Tage später war das Bild im Hintergrund verschwunden, statt der qualmenden Frau zierte ein idyllisches Landschaftsbild die Wand hinter dem Kanzler und dem Landeshauptmann.

Retuschiertes Bild Wallner Kurz

Facebook/Markus Wallner

Das ursprüngliche, nicht retuschierte Bild

Wetz: „Bedauerlicher Fehler“

Jetzt erhält die Geschichte eine neue Wendung: Der Fotograf des Landschaftsbildes droht laut Vol.at mit einer Klage wegen der Verbreitung des Bildes und fordert die Entfernung aus der Retusche. Gegenüber dem ORF Vorarlberg bestätigt ÖVP-Landesgeschäftsführer Dietmar Wetz, am Freitag ein Schreiben des Anwalts des Fotografen erhalten zu haben: „Es ist ein bedauerlicher Fehler unsererseits, und wir werden den Forderungen des Künstlers vollinhaltlich nachkommen.“

Man werde sowohl die Unterlassungserklärung veröffentlichen als auch den finanziellen Forderungen nachkommen, so Wetz. Die ÖVP sei ebenso an einer außergerichtlichen Lösung interessiert wie der Fotograf.

Hohn und Spott im Netz

Auf Twitter wurde die Retuschieraktion einst mit Humor aufgenommen: Unter dem Hashtag #retouchierenwiekurz posteten zahlreiche Nutzer ihre eigene Version des Treffens, u.a. mit Pandas oder Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) im Hintergrund. Landeshauptmann Wallner entschuldigte sich schließlich via Facebook: Es handle sich um einen „bedauerlichen Fehler“ und werde so nicht mehr vorkommen - mehr dazu in Wallners Social Media-Team entfernt „Joint“.

SPÖ-Anfrage zu Retuschier-Aktion

Auch die Landespolitik beschäftigte sich mit der aufsehenerregenden Retuschier-Aktion: Die SPÖ stellte eine parlamentarische Anfrage an den Landeshauptmann. Sie wollte u.a. wissen, wer die Retusche veranlasst hat, wer hinter dem Team steckt, das den Social-Media-Auftritt des Landeshauptmannes betreut und ob dafür Steuergelder verwendet werden. Es handle sich nicht um ein Kavaliersdelikt: Aus der Geschichte wisse man, wie sensibel es sei, Informationen zu verfälschen. Wallner habe das Vertrauen in die demokratische Ordnung untergraben.