Experte rechnet mit weiteren Erdbeben

Innerhalb von knapp vier Wochen hat es in Vorarlberg drei Erdbeben gegeben. Experte Wolfgang Lenhart von der ZAMG rechnet damit, dass es noch zu weiteren Beben kommen wird. Eine Magnitude von bis zu 5,0 sei möglich.

Ein Beben der Magnitude 3,9 wie in der Nacht auf Donnerstag trete nur alle Jahrzehnte auf, sagt Wolfgang Lenhart, Erdbebenexerte der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik), im ORF Vorarlberg-Interview. Daher könne man schon sagen, dass es sich um ein außerordentliches Ereignis handelt.

Magnitude von 5,0 als Limit

Dass es in einem kurzem Zeitraum drei Erdbeben gegeben hat, sei Zufall, so Lenhart. Er rechnet aber damit, dass es in den kommenden Monaten weitere Erdbeben geben könnte.

Das Beben in der Nacht auf Donnerstag würde zeigen, dass es entlang der Spullerstörung (Anmerkung: das Epizentrum war im Bereich Spullersee) noch nicht zu einem kompletten Spannungsabbau gekommen sei. In Vorarlberg sei eine Magnitude von 5,0 wohl das oberste Limit, hier seien Schäden an Gebäuden möglich.

Wieder Erdbeben im Bezirk Bludenz

In der Nacht auf Donnerstag hat sich im Bezirk Bludenz wieder ein Erdbeben ereignet. Nach Angaben der ZAMG wies das Beben eine Magnitude von 3,9 auf. Das Epizentrum lag im Raum Wald am Arlberg bei Dalaas.

Das Erdbeben ereignete sich um 2.47 Uhr. Es war für die Bevölkerung in diesem Raum in Vorarlberg aber auch in Teilen Tirols spürbar. Leichte Schäden wie etwa Risse im Verputz können bei dieser Stärke vereinzelt möglich sein.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Wie haben ORF Radio Vorarlberg-Hörer das Erdbeben bemerkt?

Bereits über 500 Berichte aus der Bevölkerung

Das Beben sei von vielen Menschen stark verspürt worden, so Seismologin Christiane Freudenthaler von ZAMG : „Wir haben über das Wahrnehmungsformular auf unsere Website bereits über 500 Wahrnehmungsberichte aus mehr als 65 Orten bekommen“. Die meisten Berichte würden aus Vorarlberg kommen, aber auch im Westen Tirols bis Landeck sei das Beben deutlich spürbar gewesen. Vereinzelt seien auch in Innsbruck leichte Schwingungen in höheren Stockwerken bemerkt worden.

Der Erdbebendienst ersucht, das Wahrnehmungsformular auf der Homepage auszufüllen oder schriftliche Meldungen an die Adresse Hohe Warte 38, 1190 Wien zu schicken.

Drei Erdbeben in knapp vier Wochen

Genau vor zwei Wochen gab es im Großraum Bludenz ein Erdbeben mit einer Magnitude von 3,9 - mehr dazu in 25 Schadensmeldungen nach Erdbeben.

Im Silvretta-Gebiet an der Grenze zwischen Vorarlberg und Tirol hat sich am 8. Jänner um 9.18 Uhr ein leichtes Erdbeben ereignet - mehr dazu in Leichtes Erdbeben im Montafon.

Erdbeben in Vorarlberg

Vorarlberg gehört laut ZAMG zu den Regionen Österreichs, in denen mehrmals pro Jahr spürbare Erdbeben vorkommen, besonders im Rheintal und im Arlberggebiet. Der Grund ist die sogenannte Nord-Süd-Kompression der Alpen, wo verschiedene Bereiche der Erdkruste aufeinander stoßen, an denen es immer wieder zu Spannungen und anschließenden Brüchen kommt.

Ähnliche starke Ereignisse wie in den vergangenen Wochen, mit Magnituden im Bereich von etwa 4,0, waren in der dokumentierten Erdbebengeschichte von Vorarlberg:
- am 31. Jänner 2016 mit Epizentrum in Klösterle (Magnitude 3,6)
- am 15. und 28. Juni 1996 (Magnitude 4,0 und 4,3) mit Epizentrum in Lech
- am 31. März 1994 mit Epizentrum in Stuben (Magnitude 4,0)
- am 8. Mai 1992 mit Epizentrum in Feldkirch (Magnitude 4,3)
- am 29. Juni 1965 mit Epizentrum in Dalaas (Magnitude 4,0)
- am 14. April 1866 mit Epizentrum ebenfalls in Dalaas
-am 27. Dezember 1771 mit Epizentrum in Mittelberg in den Allgäuer Alpen (Intensität 6 Grad EMS-98)

Die von den Auswirkungen her stärksten Beben Vorarlbergs waren dabei Feldkirch 1992 (Intensität von 6-7 Grad EMS-98) und Mittelberg 1771 (Intensität 6 Grad EMS-98). Bei beiden gab es Schäden an Gebäuden, wie ausgebrochene Verputzteile. Insgesamt ist Vorarlberg aber von wesentlichen Schadensbeben bisher verschont geblieben.