Elbs: Widerstand gegen Antisemitismus ist Pflicht

In der aktuellen Debatte über antisemitische Liederbücher einer Burschenschaft findet Bischof Benno Elbs im ORF Radio Vorarlberg-Samstagsinterview klare Worte: Das Ausgrenzen von Menschen wegen ihrer Religion entspreche nicht dem Christentum.

„Es geht nicht, dass man irgendeine Menschengruppe aufgrund von Hautfarbe, aufgrund der Religion usw. an den Rand schiebt oder missachtet“, so Elbs. „Das widerspricht der Humanität, aber das widerspricht natürlich ganz entscheidend jeder christlichen Vorstellung der Welt und des Menschen.“ Damit nahm Elbs Stellung zur schwelenden Debatte um antisemitische Texte im Liederbuch einer Burschenschaft, der der niederösterreichische FPÖ-Politiker Udo Landbauer angehörte.

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Bischof Benno Elbs im Gespräch mit ORF-Redakteur David Breznik

Elbs sagte weiter, dass Juden quasi die älteren Geschwister der Christen seien. Der Aussage des Diözesanbeauftragten für christlich-jüdische Zusammenarbeit in der Diözese Wien, dass Antisemitismus Gotteslästerung gleichkomme, könne er sich anschließen: „Wer den Menschen verachtet, verachtet letztendlich auch Gott.“

„Sehr darauf achten, welche Worte man verwendet“

Anlässlich der umstrittenen Aussage von Innenminister Herbert Kickl (FPÖ), er wolle Flüchtlinge künftig „konzentriert“ in Grundversorgungszentren unterbringen, erinnerte Elbs an die Macht der Worte. „Ich glaube, dass man gerade in diesem Punkt sehr darauf achten muss, welche Worte man verwendet.“ Es gebe Worte, die verbinden und solche, die trennen. „Wir müssen alle, in der Kirche und auch in der Politik, darauf achten, dass unsere Worte zu Wirklichkeit werden.“

Benno Elbs

arche.bregenz

Keine Notwendigkeit für Großunterkünfte

Für große, staatlich geführte Flüchtlingsunterkünfte, wie Kickl sie vorsieht, besteht laut Elbs keine Notwendigkeit. Diese Art der Unterbringung mache im Land keinen Sinn. Der stattdessen eingeschlagene Weg in Vorarlberg sei ideal, weil man sich flexibel an die jeweilige Lage anpassen könne. Die Caritas, die sich jetzt um diese Aufgabe kümmere, gehe mit den Menschen mit großer Achtsamkeit und Empathie um.

Gleichzeitig betonte Elbs, dass er in die neue Regierung ein gewisses „Vorschussvertrauen“ habe. Der Satz „Wir wollen jenen helfen, die sich selbst nicht helfen können“ aus dem Regierungsprogramm habe ihm gefallen. Er hoffe jetzt darauf, dass dieser Satz umgesetzt werde.

Diözese setzt auf Solidarität

In der Diözese Feldkirch wird heuer bekanntlich das 50-jährige Jubiläum gefeiert. Ein Anlass, der mit verschiedenen Feierlichkeiten begangen wird. Unter anderem will man verstärkt an die „Ränder der Gesellschaft gehen“. „Dort findet man Christus“, erläuterte Elbs. „Ich glaube - und das ist ein Zitat von Papst Franziskus - wer den Armen begegnet, begegnet Christus.“

Heutzutage müsse man sich als Kirche gut überlegen, wem man seine Stimme und Aufmerksamkeit widmen soll. Hier gelte, sich vor Augen zu führen, dass das Leben ein „Tragen“ und ein „Getragen-Werden“ sei: „Es wird keine gute Zukunft für die Welt und für unsere Gesellschaft geben, wenn es diese Empathie nicht gibt“, so Elbs.

Austritte „sehr, sehr bedauerlich“

Zum Auftakt des Jubiläumsjahres musste man erneut zahlreiche Kirchenaustritte zur Kenntnis nehmen: „Natürlich schmerzt eine solche Zahl, weil jeder Mensch, der die Kirche verlässt, ist für mich sehr, sehr bedauerlich“, so Elbs. Als Priester, der die Botschaft Jesu verkünden wolle, könne es ihm freilich nicht egal sein, „was ein Mensch über den Glauben, über Jesus Christus, über Gott denkt.“

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