Lange Wartezeiten bei Fachärzten

Wer einen Termin bei einem Facharzt will, muss einen langen Atem haben: Laut Ärztekammer verursachen die Patienten den Stau selber, da sie nicht den Weg über den Hausarzt gehen. Außerdem gebe es seit zwei Jahren ein Dringlichkeitssystem.

Die Wartezeiten bei Fachärzten sorgen immer wieder für Zündstoff. Bei Augenärzten, Psychiatern und Neurologen kann die Wartezeit mehrere Monate betragen. Gynäkologen und Zahnärzte verhängen fallweise Aufnahmestopps. Eine Zufallsumfrage des ORF Vorarlberg bei einigen Augenärzten ergab Wartezeiten zwischen drei und acht Monaten, drei Monate Aufnahmestopp bei einer Frauenärztin und vier Monate Wartezeit beim Hautarzt für eine Vorsorgeuntersuchung.

Lange Wartezeiten bei Fachärzten

Laut Ärztekammer verursachen die Patienten den Stau beim Facharzt selber, da sie nicht den Weg über den Hausarzt gehen.

„Zunächst zum Hausarzt“

Daraus eine Versorgungslücke oder einen Ärztemangel abzuleiten, wäre falsch, heißt es aus der Ärztekammer. Nicht jeder Fall sei so dringlich, wie es ein Patient subjektiv empfinde, erläutert Ärztevertreter Burkhard Walla. Deshalb sei zunächst der Hausarzt aufzusuchen. Er stufe Beschwerden ein und buche den Facharzttermin direkt aus einem Terminpool.

Den Stau vor Facharztordinationen verursachten Patienten selbst, so die Ärztekammer, weil die Nachfrage massiv, aber ungerechtfertigt gestiegen sei. Dringliche Fälle würden in sieben bis zehn Tagen abgeklärt, Notfälle umgehend.

Studiogespräch mit Michael Jonas

Der Präsidenten der Ärztekammer Michael Jonas erklärt wie es zu Wartezeiten von bis zu acht Monaten kommen kann.

Dringlichkeitssystem eingeführt

Das sogenannte Dringlichkeitssystem mit 1.000 zusätzlichen Facharztterminen wurde vor zwei Jahren eingeführt. Die langen Wartezeiten hielten damals auch Ärztekammer und Gebietskrankenkasse für unzumutbar. Ob die Maßnahme erfolgreich war, wurde bisher nicht im Detail evaluiert. Das Dringlichkeitssystem funktioniere aber, wird von der Ärztekammer versichert. Lediglich bei Augenärzten, Neurologen und Psychiatern bestehe ein Engpass. Andererseits würden die 1.000 Dringlichkeitstermine nicht einmal ausgeschöpft, so Walla.

Gesundheitslandesrat Christian Bernhard (ÖVP), der nur für den Spitalsbereich zuständig ist, hat eine Erklärung: Im Gesundheitsbereich brauche es immer auch Zeit, bis sich Dinge etablieren.

33 zusätzliche Arztstellen

Der Obmann der Gebietskrankenkasse, Manfred Brunner, verweist auf 33 zusätzliche Arztstellen in den letzten zehn Jahren. Mehr sei nicht finanzierbar, außer mit Beitragserhöhungen. Man werde sich wohl an Wartezeiten gewöhnen müssen, so Brunner.

FPÖ: Hausarztsystem stärken

FPÖ-Gesundheitssprecher Hubert Kinz meint in einer Reaktion, dass lange Wartezeiten bei Ärzten nicht so einfach hinzunehmen seien. Vielmehr müsse das Hausarztsystem gestärkt werden. Er begrüße daher die Pläne der neuen Bundesregierung, flexiblere Vertragsstrukturen vor allem im ländlichen Raum zu ermöglichen sowie die Anstellung von Ärzten bei Ärzten. Kinz sieht damit eine langjährige Forderung der Freiheitlichen verwirklicht.

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