Missbrauchsvorwürfe: Vatikan greift durch

Nach Missbrauchsvorwürfen gegen die katholische Gemeinschaft „Das Werk“ mit Sitz in Bregenz-Thalbach greift jetzt der Vatikan ein: Die Regeln der Gemeinschaft müssen neu formuliert werden.

Innerkirchliche Kritik an „Das Werk“ gab es schon länger. Mitglieder seien unter Druck gesetzt worden, wenn sie die streng konservative Linie der „Werk“-Leitung nicht mitgetragen hätten, hieß es. Persönliche Briefe seien gelesen und abgefangen worden.

Das Werk Umstrukturierung

ORF

Das Kloster Thalbach in Bregenz dient als internationaler Sitz von „Das Werk“

Der Wendepunkt folgte 2014, als die ehemalige Schwester Doris Wagner in einem Buch vom angeblichen sexuellen Missbrauch während der Beichte berichtete. Der betroffene „Werk“-Priester soll den Missbrauch innerhalb der Gemeinschaft auch zugegeben haben. Aussteiger erhoben weitere Vorwürfe, „Das Werk“ räumte schließlich Fehler ein - die gehörten aber der Vergangenheit an.

Visitator entsandt

Der Vatikan entsendete daraufhin einen Visitator nach Bregenz. Zwei Jahre nach dem Besuch hat die Glaubenskongregation im Vatikan beschlossen, dass die Generalkonstitutionen des „Werkes“ wesentlich überarbeitet werden müssen und dass ein Generalkapitel eingeführt werden muss. Anders formuliert: Die Regeln, die bisher beim „Werk“ gegolten haben, gelten damit nicht mehr und müssen komplett neu geschrieben werden.

Ein Beispiel: Die Ordensleitung muss ab sofort gewählt werden. Bisher wurde sie vom innersten Zirkel beim „Werk“, dem sogenannten Familienrat, auf Lebenszeit bestimmt. Dieser innerste Zirkel ist damit de facto entmachtet worden. Die Wahl soll außerdem von außen kontrolliert werden. Es sollen transparente Regeln gelten, wie sie auch bei anderen katholischen Orden seit Jahrhunderten üblich sind. Die Verantwortlichen bei „Das Werk“ waren für den ORF nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Mehrere Niederlassungen in Europa

„Das Werk“ ist eine Gemeinschaft innerhalb der katholischen Kirche, die 1938 von Julia Verhaeghe gegründet wurde. 2001 wurde es als „Familie des geweihten Lebens päpstlichen Rechts“ anerkannt. Es besteht aus einer Priester- und einer Schwesterngemeinschaft, es gibt aber auch nicht-geweihte Mitglieder „im weiteren Sinn“. Die Gemeinschaft untersteht direkt dem Papst.

Der Hauptsitz des in zwölf Ländern aktiven Ordens ist seit 1978 das Bregenzer Kloster Thalbach. In Österreich gibt es Niederlassungen in Schoppernau im Bregenzerwald, in Feldkirch, Innsbruck und Wien.