Empörung über Taliban-Aussage von Haller

Psychiater Reinhard Haller hat im Zusammenhang mit dem geplanten Kieswerk am Fuß der Kanisfluh zu drastischen Worten gegriffen und die Pläne mit den Machenschaften der Taliban assoziiert. Die Firma Rüf zeigt sich empört.

„Es ist schade und beschämend, auf welchem Niveau wir von Prof. Haller angegriffen werden“, heißt es in einer Presseaussendung der Firma Rüf vom Freitag. „Der Vergleich, dass unser Unternehmen agiert wie der IS oder die Taliban, ist äußerst geschmacklos und aus jedem Zusammenhang gerissen. Diese Anschuldigung weisen wir aufs Schärfste zurück.“

Haller

ORF

Haller fand drastische Worte

Haller schüre Konflikte und verbreite Unwahrheiten in Zusammenhang mit dem geplanten Kieswerk. Die Aussage, dass Steine aus dem Kieswerk für das Hochwasserschutzprojekt Rhesi verwendet würden, entbehre jeglicher Grundlage. „Wir rufen auch alle Interessierten auf, insbesondere die Gruppe ‚Üsa Kanis‘, die Diskussion wieder auf ein normales, sachliches Niveau zu bringen.“ Mit falschen Aussagen schüre man nur „Aggression und Streit“.

Wirtschaftskammer meldet sich zu Wort

Auch die Wirtschaftskammer Vorarlberg schaltet sich ein und fordert Haller auf, seine „empörenden“ Aussagen zurückzunehmen: „Wenn ein Vorarlberger Familienunternehmen mit dem IS und den Taliban verglichen wird, ist das eine unhaltbare Verunglimpfung der übelsten Sorte.“ Wirtschaftliche Planungen und Überlegen könnten von Gerichtspsychiater Haller nicht per se als strafbar eingestuft werden.

Kontroversielle Vernissagerede

Psychiater Reinhard Haller hielt eine kontroversielle Rede zur Eröffnung der Ausstellung „Üsa Kanis“, die von Gegnern des Steinbruchprojekts organisiert wurde.

Haller macht Zeitgeist verantwortlich

Mit der Aussendung reagierte Rüf auf Aussagen von Haller bei der Eröffnung der Kunstausstellung „Üsa Kanis“ am Donnerstagabend in Mellau. Der gebürtige Mellauer hatte zu den Kiesabbauplänen gesagt: „Wenn nun versucht wird, hier einen Angriff darauf zu starten, dann assoziiere ich damit, was die Taliban gemacht haben im Jahr 2001 in Afghanistan.“ Konkret bezog er sich auf einen Vorfall im Jahr 2001, als die islamistische Miliz die antiken Buddha-Statuen von Bamiyan sprengte. Auch die Zerstörung der Grabtürme von Palmyra durch den Islamischen Staat (IS) im Jahr 2015 führte Haller als Beispiel an.

In beiden Fällen sei die Zerstörung aus einem Zeitgeist heraus geschehen. „Unsere Opportunität heißt eben Gewinnmaximierung und Ausplündern der Landschaft - und damals hat es eben geheißen, es sind irgendwelche religiösen Gründe, die momentan grad modern sind“, sagte Haller. Den Schaden könne man im einen wie im anderen Fall nicht mehr gutmachen.

Lichterkette Kanisfluh

Zwischenbrugger

Protest-Lichterkette am vergangenen Samstag

Wörtlich als „Wahnsinn“ bezeichnete Haller, die Steine der Kanisfluh beim Hochwasserschutzprojekt „Rhesi“ einzusetzen. Ein bestehendes Naturdenkmal werde vernichtet, um den Rhein um 50 Millionen Euro zu renaturieren. Die Kanisfluh werde im Rhein versenkt, so Haller - das sei zu viel des Guten.

Kaufmann: „Frevel an der Natur“

Noch andere prominente Vorarlberger setzen sich gegen das Projekt ein, etwa Naturschutzbund-Obfrau Hildegard Breiner, Fußball-Profi Jan Zwischenbrugger, Grünen-Landtagsabgeordnete Sandra Schoch und Architekt Hermann Kaufmann. Kaufmann ist nahe der Kanisfluh - in Reuthe - aufgewachsen. Das Wahrzeichen des Bregenzerwaldes anzugraben, bezeichnete er am Donnerstag als „Frevel an der Natur“.

„Unsere Generation hat die Verantwortung, diese Schönheit zu bewahren“, sagte Kaufmann. „Und dieser Kiesabbau ist eine große Störung des Landschaftsbildes, weil es ist nicht so, wie uns weisgemacht wird, dass eine Straße für Lkws, die 200 Meter einen Berg hinauf geht, nicht sichtbar sein soll.“ Er sei überzeugt, dass auf 30 Jahre Abbau weitere 30 Jahre folgen werden: „Also diesen Dammbruch gilt es zu verhindern.“

Widerstand von vielen Seiten

Der geplante Kiesabbau an der Nordseite der Kanisfluh in Schnepfau sorgt seit Monaten für Diskussionen. Die Firma Rüf plant, in 30 Jahren 800.000 Kubikmeter Gestein abzubauen. Widerstand kommt von verschiedenen Seiten: Die Bürgerinitiative „Üsa Kanisfluh“ hat 3.000 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt und verzeichnete in den ersten drei Wochen rund 15.000 Zugriffe auf ihre Webseite.

An einer Lichterkette auf dem Grat der Kanisfluh, die die Initiative vergangenen Samstag gemeinsam mit dem Alpenschutzverein, dem Alpenverein und dem Naturschutzbund veranstaltete, beteiligten sich etwa 400 Personen. Die Gemeinde will das geplante Abbaugebiet in der Parzelle Enge unter örtlichen Naturschutz stellen, stößt allerdings auf rechtliche Hürden. In der Stellungnahme vom Freitag unterstrich Rüf nochmals, dass alle Gutachten für die Abbaustelle bei der Kanisfluh sprechen würden.