Dem Ärztemangel den Kampf angesagt

Ärztekammer und Gemeindeverband gehen gemeinsam gegen den drohenden Ärztemangel in Vorarlberg vor. In den nächsten Tagen startet eine Informationskampagne, die das Bild des Allgemeinmediziners korrigieren soll.

In den kommenden Jahren rollt eine Pensionierungswelle auf das Vorarlberger Gesundheitssystem zu: Von 159 niedergelassenen Allgemeinmedizinern mit Kassenvertrag werden laut Angaben der Ärztekammer 30 in Pension gehen. Drei Kassenarztstellen - in Lustenau, Bludenz und Egg - sind schon jetzt vakant. Bis 2025 erreichen 40 Prozent der niedergelassen Allgemeinmediziner das Pensionsalter. Ähnlich sieht die Situation bei Fachärzten und in den Spitälern aus.

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Gemeinsame Kampagne

In Vorarlberg droht ein Ärztemangel. Ärztekammer und Gemeindeverband starten daher jetzt eine Kampagne, um die medizinische Nahversorgung in Vorarlberg zu sichern.

Verschärft wird die Situation durch die Tatsache, das sich die Zahl der Medizinstudenten in den letzten 15 Jahren halbiert hat. Um diesen Trends entgegenzutreten, haben sich Ärztekammer und Gemeindeverband jetzt zu einer Initiative zusammengeschlossen. Ziel sei es, bei den Medizinern und den Bürgern ein positives Bewusstsein für die Tätigkeit des Allgemeinmediziners zu schaffen, sagten Ärztekammer-Vizepräsident Burkhard Walla und Gemeindeverbandspräsident Harald Köhlmeier (ÖVP) am Montag.

„Moderner Netzwerker“

Das Bild, das Walla vom Allgemeinmediziner entwirft, ist das eines „modernen Netzwerkers im Gesundheitssystem“. Als Generalist sei er der erste Ansprechpartner in Gesundheitsangelegenheiten, der dann zu den entsprechenden Spezialisten weitervermittle. Der Vorteil dabei: Der Allgemeinmediziner kenne in der Regel die Menschen und ihre Familiengeschichte, habe zudem über Jahre eine Beziehung zu den Patienten aufgebaut.

Als Gemeindeärzte seien Allgemeinmediziner zudem Berater der Gemeinden in Gesundheits- und Umweltfragen, ergänzte Köhlmeier. Bereitschaftsdienste, Schul- und Kindergartenuntersuchungen würden von ihnen organisiert, außerdem seien sie ärztliche Berater in den Pflegeheimen und seien für die Totenbeschau zuständig.

Startschuss fällt am Donnerstag

Um dieses Bild zu transportierten, beginnen Ärztekammer und Gemeindeverband am kommenden Donnertag mit Informationsveranstaltungen für junge Ärzte. Dort soll das Berufsbild des Allgemeinmediziners aus Sicht von Ärzten und Bürgermeistern präsentiert und diskutiert werden. Informationen an Universitäten für Medizinstudenten werden folgen.

Zu den konkreten Maßnahmen, die am Montag in Aussicht gestellt wurden, gehört eine Unterstützung bei der Praxisgründung durch die Gemeinden. Das könne etwa bedeuten, dass man bei kommunalen Wohnprojekten Praxisräumlichkeiten vorsehe, die dann an junge Ärzte vermietet werden könnten, so Köhlmeier.

40 Prozent der Ärzte sind Frauen

Auch beim Jobsharing-Modell gebe es Verbesserungsbedarf. So gebe es derzeit erst eine Handvoll Praxen, die von mehreren Ärzten gemeinsam geführt werden. Und gesetzlich müsse einiges adaptiert werden. So könne derzeit kein Arzt von einem anderen Arzt angestellt werden, erklärte Walla. Gerade für weibliche Ärzte wäre das wichtig, denn auch ein entsprechendes Karenzmodell für Allgemeinmediziner fehle noch. Rund 40 Prozent der Ärzte Frauen sind nämlich Frauen.