Skigebiete verlieren an „Natürlichkeit“

Eine Studie hat die Auswirkungen des Skisports auf Naturraum, Gesellschaft, Wirtschaft und Mensch anhand von drei Vorarlberger Gemeinden untersucht. Fazit: Die permanente Modernisierung gehe auf Kosten der Natürlichkeit.

Die Autoren nahmen sich für die Studie „Alpine Skiläufer und die Umgestaltung alpiner Täler im 20. Jahrhundert“ die Gemeinden Gaschurn und St. Gallenkirch (Region Silvretta-Nova), Damüls und Lech vor. Fazit: Der Untersuchungszeitraum von 1920 bis 2010 kennzeichne sich durch eine Modernisierungsspirale, die an laufend steigenden Transportkapazitäten gemessen werde, ein Rutschen des sozialen Gefüges und wenig Natürliches.

Wiesen brauchen ganzjährige Betreuung

Konkret durchforsteten die Studienautoren Verena Winiwarter und Robert Groß, beide von der Universität Klagenfurt, die österreichische Seilbahnstatistik, Tourismusprospekte, Fotoarchive, Zeitungen und Landkarten. Auch Interviews mit Zeitzeugen wurden geführt.

Als jenen Faktor, der die Modernisierung in den Skigebieten vorantreibe, sehen sie die laufend ausgeweitete Transportkapazität von Skiliften. Dazu brauche es einen immer größer werdenden Einsatz finanzieller Mittel, natürlicher Ressourcen, Menschen und Maschinen. Natürlich sei daran nur noch die Wiese in Hanglagen - und auch die brauche ganzjährige Betreuung.

320 Mio. Euro für Liftanlagen

Die Studie kommt zu einem interessanten Zeitpunkt: Im vergangenen Dezember hatten fast alle Vorarlberger Skigebiete unter Schneemangel zu leiden. Nur mit Schneekanonen und -lanzen konnte der Skibetrieb vielerorts sichergestellt werden. Deren Zahl stieg laut einem Bericht der „Vorarlberger Nachrichten“ von rund 1.000 im Jahr 2008 auf 1.600 in der laufenden Saison.

Gleichzeitig wurde selten so viel in neue Liftanlagen investiert wie vor der Saison 2016/2017. 45 Mio. Euro kostete allein die neue Flexenbahn, die seit dieser Saison Vorarlberg mit Tirol verbindet. Insgesamt wollen die Vorarlberger Seilbahnen in den kommenden fünf Jahren mindestens 320 Mio. Euro in ihre Liftanlagen investieren.

Entscheidungshilfe für die Zukunft

Die in Vorarlberg erzielten Forschungsergebnisse erlaubten Rückschlüsse auf andere Skigebiete in Österreich, so die Autoren. Sie sollen als Entscheidungsgrundlage für die Zukunft dienen. Gefördert wurde die Studie vom Wissenschaftsfonds (FWF).

Einige Vorarlberger Gemeinden hätten ihre Lehren bereits gezogen: Sie hätten sich vom Wachstum als einziger Option verabschiedet, weil sie erkannt hätten, dass Skigäste auch andere Erlebnisse in alpinen Tälern schätzen würden.