Minderjährige Flüchtlinge: Quote nicht erfüllt

Gut sechs Prozent der derzeit 3.600 Asylwerber in Vorarlberg sind unbegleitete Minderjährige. Diese 230 jungen Menschen brauchen besondere Betreuung und Schutz. Ein zentrales Problem ist die Unterbringung. Die Quote erfüllt Vorarlberg nicht.

Die alleinstehenden minderjährigen Flüchtlinge leben in verschieden großen Quartieren mit bis zu 40 Plätzen. Fünf davon betreut die Caritas, drei das Institut für Sozialdienste. Im Haus Jonas in Lauterach etwa leben seit April 30 Afghanen im Alter zwischen 16 und 18 Jahren zusammen, lernen Deutsch, arbeiten im Haushalt und sind in Bildungsmaßnahmen, berichtet Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne). Ein Jugendlicher habe in kurzer Zeit so große Fortschritte gemacht, dass er bereits eine Lehrstelle als Frisör gefunden habe.

Auch in Hohenweiler leben 30 afghanische Flüchtlinge zwischen 15 und 17 Jahren unter einem Dach, sie sind heuer im Februar eingezogen. Ziel ist, sie so weit zu bringen, dass sie sich nach dem Auszug selbst erhalten können und Kontakte zu Einheimischen aufgebaut haben. Vorarlberg erfüllt seine humanitäre Verantwortung, sagt Landesrätin Wiesflecker.

Rauch: Quote noch nie erfüllt

Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch sieht das etwas anders. Das Glas sei halb voll, sagt Rauch, denn im Mai des Vorjahres beschlossen die Landeshauptleute die Aufteilung der aktuell etwa 6.000 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge auf die Bundesländer. Diese Quote habe Vorarlberg zu keinem Zeitpunkt erfüllt, sagt der Kinder- und Jugendanwalt, statt der momentan 230 müsste Vorarlberg 254 alleinstehende jugendliche Flüchtlinge unterbringen, die Quote werde nur zu etwa 80 Prozent erfüllt.

Michael Rauch gesteht zu, dass die Erfüllung der Quote personell und finanziell eine große Herausforderung sei, es fehle aber vor allem an kleineren Quartieren. Große Unterkünfte seien gerade für Jugendliche alles andere als optimal. Rauch hofft daher, dass noch heuer Verbesserungen möglich werden.