25 Firmen setzen auf Gemeinwohl-Ökonomie

In Vorarlberg gibt es 25 Unternehmen, die im Sinne der Gemeinwohl-Ökonomie zertifiziert wurden. Dieses Wirtschaftssystem bringe Betrieben viele Vorteile, erklärte dessen Erfinder Christian Felber in „Vorarlberg heute“.

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Gemeinwohl-Ökonomie: Beispiele im Land

Zu sehen: Ingo Metzler (Unternehmer), Gebhard Moser (Unternehmensberater), Michael Zorn (Bank für Gemeinwohl); Beitrag von Th. Bilgeri

Regionalwährungen, Talentetauschkreise, Ethikbanken: Unter dem Begriff Gemeinwohl-Ökonomie gibt es zahlreiche Initiativen. Die Ressourcen einer Region sollen dabei der Gemeinschaft zugute kommen. Die Zahl der Projekte im Land wächst, mittlerweile sind auch Unternehmer von der Gemeinwohl-Idee infiziert. In Vorarlberg sind es bereits 25 Firmen, die im Sinne der Gemeinwohl-Ökonomie zertifiziert wurden.

Felber: Ethischer Handel statt Freihandel

Entwickelt wurde dieses Wirtschaftssystem vom Salzburger Christian Felber. Er erklärte am Freitag im „Vorarlberg heute“-Interview mit Moderator Daniel Rein, dass es Ziel sei, die Spielregeln der Weltwirtschaft zu ändern. Statt Freihandel werde ein ethischer Handel angestret, statt systemrelevante spekulierende Banken wolle man Gemeinwohlbanken. Zudem müsse der wirtschaftliche Erfolg in erster Linie am Gemeinwohlbeitrag - an den ethischen Leistungen von Unternehmen - gemessen werden, so Felber.

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Christian Felber in „Vorarlberg heute“

Gemeinwohl-Ökonomie-Erfinder Christian Felber im Gespräch mit „Vorarlberg heute“-Moderator Daniel Rein

„Nachhaltigere Produkte für Kunden“

Unternehmen, die nach der Gemeinwohl-Ökonomie wirtschaften, würden dadurch eine Menge an Vorteilen genießen, so Felber. Erstens gehe es um Sinnfindung - und zwar insofern, dass man in der Gesellschaft einen ethischen Beitrag leiste und die volle Berechtigung habe, die Unternehmensfreiheit auszuüben. Für die Kunden bringe das System gesündere, nachhaltigere und regionale Produkte. Insgesamt sei die Gemeinwohl-Ökonomie ein Wirtschaftssystem, das nicht zerstöre, sondern Lebensgrundlagen bewahre und erhöhe. Das müsse natürlich prominenter gemessen werden als das Bruttoinlandprodukt, so Felber.

Wirbel um Schulbuch

Dass die meisten Unternehmer vorrangig nur am Geldverdienen motiviert seien, sei ein Irrglaube, führte Felber aus. Die kleinen und mittelständischen Betriebe seien in Wirklichkeit stark sinn- und werteorientiert, so Felber, der in den vergangenen Tagen für einigen Wirbel gesorgt hat. Grund: Felber wird im Schulbuch „Geospots“ (siebte und achte Klasse AHS) in einer Grafik in einer Reihe mit John Maynard Keynes, Karl Marx, Milton Friedman und Friedrich August von Hayek genannt. Zahlreiche Wissenschaftler erzürnte das - mehr dazu in EX-ATTAC-Sprecher in Schulbuch erzürnt Ökonomen.

Die Fachwelt, so glaubt Felber, hat einen zu engen Blickwinkel auf Wirtschaft eingenommen und das Ziel und die Werte des Wirtschaftens aus den Augen verloren. Dass nun jemand mit einem ganzheitlichen Blick auf die Wirtschaft komme und sage, es gehe um die Lebensqualität, das Gemeinwohl und eine intakte Umwelt, schmecke vielen eben nicht, so Felber.

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