Mehr Krebsfälle: „Nichts mit Tschernobyl zu tun“

Vor 30 Jahren breitete sich nach der Katastrophe im Kernkraftwerk Tschernobyl eine radioaktive Wolke über weite Teile Europas aus. Die Anzahl der Fälle von Schilddrüsen-Krebs ist seither gestiegen. Das hat nach Ansicht von Experten aber nichts mit dem Reaktorunfall zu tun.

Die Grünen erinnern am Donnerstag an den Vorfall und fordern erneut den weltweiten Ausstieg aus der Atom-Energie. Sie thematisieren auch Schilddrüsen-Krebs als mögliche Folge von Tschernobyl: Laut den Grünen rechnen Experten in Österreich mit zehntausenden zusätzlichen Krebsfällen in den nächsten 50 Jahren.

Mediziner: Bessere Diagnostik als Grund

Die Statistik zeigt, dass es seit der Katastrophe von Tschernobyl einen Anstieg bei Schilddrüsen-Karzinomen in Österreich gegeben hat. Der Höhepunkt war im Jahr 2008 mit fast 1.000 Neuerkrankungen. Laut Alexander Becherer, Leiter der Nuklear-Medizin am Landeskrankenhaus Feldkirch, ist das aber nicht auf Tschernobyl zurückzuführen, sondern auf die bessere Diagnostik. Mit anderen Worten: Seit dem Unglück 1986 werden dank genauerer Ultraschall-Untersuchungen einfach mehr Schilddrüsenerkrankungen entdeckt als vorher.

Frühere Erkennung - bessere Heilungschancen

Das trifft nicht nur auf Österreich zu, sagt Becherer. Die Zunahme an Schilddrüsen-Erkrankungen sei ein weltweites Phänomen, sie tritt also auch in Gebieten auf, die nichts von der Tschernobyl-Strahlung abbekommen haben. Diese kann laut dem Mediziner deshalb nicht die Ursache dafür sein.

Zugleich ist die Sterblichkeit bei Schilddrüsen-Karzinomen in den vergangenen Jahrzehnten stetig zurückgegangen. Becherer führt das auf eine frühzeitige Erkennung zurück, wodurch oft auch schonendere Behandlungsmethoden eingesetzt werden können.

Drei Tage nach der atomaren Katastrophe in Tschernobyl erreichte die radioaktive Wolke Österreich. Vertrahlter Regen fiel zu Boden, besonders betroffen waren Salzburg und Oberösterreich. Vorarlberg kam damals vergleichsweise glimpflich davon, aber auch hierzulande machte sich die Bevölkerung berechtigte Sorgen um gesundheitliche Spätfolgen. Aus Ärzte-Sicht steht eindeutig fest: Radioaktive Strahlung verursacht Karzinome in der Schilddrüse. In den vergangenen Jahren gab es in ganz Österreich einen Anstieg an Schilddrüsen-Erkrankungen. Doch Experten sind sich uneinig, ob es tatsächlich einen Zusammenhang mit Tschernobyl gibt. Aufgrund der bislang bekannten statistischen Daten könne man zwar nichts beweisen, aber eben auch nichts ausschließen. Alexander Becherer, Abteilungsleiter der Nuklear-Medizin am Landeskrankenhaus Feldkirch, führt den Anstieg an Schilddrüsen-Erkrankungen auf die verbesserte Diagnostik zurück. Mit anderen Worten: heute wird dank genauerer Untersuchungs-Methoden einfach mehr entdeckt als früher. Laut Becherer gibt es weltweit mehr Schilddrüsen-Patienten, also auch in Gebieten, die nicht von Tschernobyl betroffen waren.