Roma-Kinder: Wallner droht mit Entziehung bei Gefährdung

Die Landesregierung will auf jeden Fall versuchen, alle Notreisenden und Roma-Familien zur Rückkehr nach Rumänien zu bewegen. Das könne etwa ein bezahlter Rücktransport sein, so Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) am Dienstag. Wallner spricht davon, die Kinder allenfalls behördlich zu entziehen.

Wie eine Gesellschaft mit Menschen an ihrem Rande umgeht, die so gut wie nichts haben, ist ein Gradmesser für die Menschlichkeit einer Gesellschaft, heißt es. Ein entsprechendes Anschauungsbeispiel bietet sich aktuell in Vorarlberg im Umgang mit etwa 40 bis 80 Notreisenden aus Rumänien, die in Dornbirn seit Wochen entlang des Bahndammes und an der Ach ihre Zelte aufgeschlagen haben. Die Familien sind mit ihren Kindern unterwegs, darunter auch zwei Babies.

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„Unterkünfte sind nicht unsere Aufgabe“

Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) verfolgt vor allem eines, wie er am Dienstag im Pressefoyer sagte: Er wolle "... nicht das Signal aussenden, dass wir in Vorarlberg für diese Bettlergruppen, vielleicht auch in größerer Zahl hier Unterkünfte anbieten, das ist nicht unsere Aufgabe", so Wallner im Wortlaut in der Landesrundschau in ORF-Radio Vorarlberg.

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Roma: Landespolitik am Zug

Die Lage der rumänischen Familien im Land rückt immer weiter in den Mittelpunkt der politischen Diskussion. Jetzt will sich auch die Landespolitik dieser Menschen annehmen.

Wallner will allenfalls Behörde einschalten

Und Wallner legte noch eins nach: „Wenn Kindeswohl im Lande gefährdet ist, dann ist einzugreifen, unter Umständen sogar behördlich einzugreifen. Möglicherweise auch sagen (zu) müssen: Wenn das Kindeswohl gefährdet ist, (beim) Kleinkind, dann müssen wir das Kind auch entziehen.“

Frauen mit Kindern werden derzeit in Vorarlberg in keiner Notschlafstelle aufgenommen. Dazu werde am Nachmittag eine Prüfung stattfinden, kündigte Wallner an. Wallner denkt allenfalls an eine Notunterkunft für Frauen mit Kindern für höchstens zwei bis vier Tage und spricht von kurzfristiger Hilfestellung.

Bettellobby warnt vor „Nichtstun“ der Politik

Nach inoffiziellen Schätzungen halten sich aktuell etwa 200 rumänische Unionsbürger in improvisierten Zeltsiedlungen in Vorarlberg auf. Sie stammen aus Buzau, Ploesti, Sibiu und Brazov. Der gebürtige Bregenzer Ferdinand Koller fordert Unterstützung für Roma-Familien. Koller leitet in Wien den größten Roma-Verein Österreichs und ist ehrenamtlicher Mitarbeiter der Wiener „Bettellobby“. Koller sagt, er halte den Ansatz der Vorarlberger Politik für problematisch: „Menschen, die sich offensichtlich in einer Notlage befinden, gar nichts anzubieten, obwohl es die Ressourcen offensichtlich geben würde in Vorarlberg, ist problematisch.“

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Die Vorarlberger Politik wäre nicht allein mit diesem Ansatz. Das werde in vielen Bundesländern auch so gemacht. Es habe sich aber gezeigt, dass sich durch Nichtstun und nichts Anbieten, die Situation auch nicht lösen lasse.

„Man muss dann einfach akzeptieren, dass die Leute da sind und dass die Leute so leben, wie sie leben.“ Koller meint, es wäre einen Versuch wert, den Menschen Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Das könnte eine Toilette sein, ein Müllcontainer oder auch irgendeine Form von Quartier.

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