Verfechter des Gymnasiums sind skeptisch

Vorarlberg will die Gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen einführen. In acht bis zehn Jahren soll es keine separate AHS-Unterstufe mehr geben, so Bildungslandesrätin Bernadette Mennel (ÖVP). Die Verfechter des Gymnasiums wollen das Feld aber nicht ohne Widerstand räumen.

Michaela Germann, Obfrau der Österreichischen Professoren-Union Vorarlberg, sagt in einer Aussendung, von einem „klaren Votum“ für die Gesamtschule könne man nur sprechen, wenn man andere Untersuchungen ignoriert. Als Beispiel nennt Germann eine Studie des Instituts zur Zukunft der Arbeit in Bonn.

Diese Studie widerspreche der verbreiteten Kritik, dass ein mehrgliedriges Schulsystem die Schüler zu früh auf unterschiedliche Schulformen verteile und dadurch die Bildungschancen der Kinder einschränke. Die Wahl der Schulformen habe langfristig keine Auswirkung auf Beschäftigung, Lohnniveau und Bildungsstand, so Germann.

Direktoren skeptisch

Auch der Direktor des Gymnasiums Bludenz, Helmut Abl, reagiert skeptisch auf das Vorhaben des Landes. Sinnvoller und auch ökonomischer sei es, die Volksschulen finanziell zu stärken, damit die Bildungsentwicklung der Kinder erst gar nicht so stark auseinander gehe. Grundsätzlich sei der Ansatz ja richtig, dass man individuell auf die Kinder eingehen müsse, so Abl. Er kann sich aber nicht vorstellen, dass in einer Klasse in der alle Kinder gemeinsam unterrichtet werden, individuell auf sie eingegangen werden könne. Aber wenn man im europaweiten Wettkampf meine, eine erfolgreiche Schulform abschaffen zu müssen, werde man vermutlich in Rückstand kommen.

Skeptisch ist auch der Direktor des Lustenauer Gymnasiums. Man solle das Gymnasium nicht voreilig als Auslaufmodell abstempeln, so Guntram Zoppel. Schließlich brauche es noch viele Ressourcen für einen Umbau.

Forschungsergebnisse „geben Hoffnung“

Anders sehen das die Unabhängige Bildungsgewerkschaft und die Vorarlberger LehrerInneninitiative. Sie begrüßen die Empfehlungen zur Gemeinsamen Schule. Das gebe Hoffnung, dass endlich der richtige Weg für eine bessere Schule eingeschlagen werde. Die Lehrervertreter erwarten sich jetzt die vorbehaltlose Unterstützung der Bestrebungen durch die Bundesregierung. Vor allem die Bundes-ÖVP dürfe den Vorarlbergern keine Steine in den Weg legen.

Auch die Pflichtschullehrer-Gewerkschaft sieht eine erfreuliche Wende in der Schulpolitik. Vorsitzender Gerhard Unterkofler sagt, es werde jetzt eine pädagogisch sinnvolle Durchmischungen an den Schulen geben, das Ende der Zweiklassen-Ausbildung sei damit eingeläutet. Leistungsstarke Schüler müssten in speziellen Gruppen gefördert werden, um sie auf weiterführende Schulen vorzubereiten. Wermutstropfen der Modellregion sei die lange Umsetzungszeit von acht bis zehn Jahren.

Direktor der Gallusstraße für Gemeinsame Schule

Der Direktor des Bundesgymnasiums Gallusstraße in Bregenz, Thomas Mittelberger, ist ein Verfechter der Gemeinsamen Schule. Die Studie habe vieles bestätigt, so Mittelberger. Derzeit vergebe man zu viele Talente, die Chancengleichheit sei nicht gegeben. Ihm dauert die Umsetzungszeit von acht bis zehn Jahren aber zu lange. Es müsste möglich sein, dass Kinder, die im Herbst einschulen, in vier Jahren eine solche Modellregion-Schule besuchen können.

Gemeinsame Schule soll kommen

Am vergangenen Freitag wurden die Ergebnisse des vom Land Vorarlberg in Auftrag gegebenen Forschungsprojekts präsentiert. Das klare Ergebnis: Ein zweigliedriges Schulsystem sei realitätsfremd, so die Einschätzung der Experten. Sie rieten zur Gemeinsamen Schule, das Land will den Rat befolgen - mehr dazu in Vorarlberg will Gemeinsame Schule umsetzen.