15 Jahre Biosphärenpark: Gemischte Bilanz

Im Großen Walsertal wird derzeit in aller Stille die Gründung des Biosphärenparks Großes Walsertal vor 15 Jahren gefeiert. Die Bilanz fällt durchwachsen aus: Die Markenbildung sei gelungen, im Tourismus gab es aber unerwünschten Zuwachs.

Wo das Große Walsertal heute ohne Biosphärenpark-Zertifizierung stände, kann und will keiner der mit dem Langzeitprojekt betrauten Personen eindeutig sagen. Es haben sich in dieser Zeit Kooperationen zwischen Landwirtschaft und Gastronomie entwickelt, die Energieregion Großwalsertal steht dank zahlreicher Initiativen an der Schwelle zur Selbstversorgung mit Strom, und beim Tourismus habe man sich klar als naturnahe Erholungsregion etablieren können, sagt Franz Ferdinand Türtscher, Bürgermeister von Sonntag.

Insbesondere in der Markenbildung sieht Türtscher den Erfolg des Biosphärenparks: Man habe sich ein gewisses Alleinstellungsmerkmal geschaffen und sei dadurch bekannter geworden.

Motorradtourismus als Kehrseite

Die Kehrseite davon: Ein naturnaher Biosphärenpark ist kein Magnet für Massentourismus. Die Nächtigungen sind rückläufig, Bahnen und Lifte leiden unter fehlenden Fahrgastzahlen und fehlenden Einnahmen. Nur in einem Bereich hat die kurvenreiche Durchzugsstraße über das Faschinajoch einen eher unerwünschten Tourismus ins Tal gelockt, sagt Frank Sperger vom Hotel Faschinajoch in Fontanella: „Der einzige Massentourismus, den wir im Moment haben, sind leider im Sommer die Motorräder.“ Sperger sieht das als Widerspruch zum Biosphärenpark um zum Konzept der „Entschleunigung“.

Die Kunst, statt knatternder Motorradhorden Ruhe und Erholung suchende Touristen ins Tal zu locken, sehen die Verantwortlichen derzeit als die größte Herausforderung.

Als Alternative geplant

Der Biosphärenparkprojekt Großes Walsertal war vor 15 Jahren als Alternative zu Massentourismus-Destinationen geschaffen worden. Man wollte sich mit naturnaher Landwirtschaft, sanftem Tourismus und abgestuften Nutzungsräumen vom touristischen Mainstream abheben. Direkt konnten dafür keine Fördermittel lukriert werden, indirekt erleichterte die Zertifizierung den Zugang zu unterschiedlichen Fördertöpfen.