Pro-Asyl-Aktivisten waren Angriffsziel

Nach dem Übergriff auf eine Asylunterkunft in Alberschwende sind fünf junge Alberschwender als Verdächtige ausgeforscht worden. Ziel waren offenbar nicht die Flüchtlinge, sondern Unterstützer der Aktion „Wir sind Asyl“, mit denen es Streit gegeben hatte.

Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, wurden im Zusammenhang mit dem Übergriff in der Nacht von Ostersonntag auf Ostermontag fünf Tatverdächtige ausgeforscht. Sie sind zwischen 19 und 29 Jahre alt und wohnen in Alberschwende. Ein erster mutmaßlicher Täter war am Montag bereits einvernommen worden. Er habe vor der Polizei zugegeben, an der Tat beteiligt gewesen zu sein. Inzwischen wurden auch die anderen vier Verdächtigen einvernommen, die Polizei hat ihre Ermittlungen weitgehend abgeschlossen.

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Streit sollte wieder aufgewärmt werden

Nach Angaben der Polizei trafen sich die fünf Verdächtigen in der Nacht auf Montag gegen 2.00 Uhr nach dem Besuch verschiedener Bregenzerwälder Lokale in Alberschwende. Dort rissen die Alkoholisierten Plakate der Aktion „Wir sind Asyl“ von verschiedenen Gebäuden, darunter die Flüchtlingsunterkunft selbst, das Gemeindeamt, die „Alte Brauerei“ und das Gasthaus „Taube“ am Dorfplatz. Offenbar hatten sie sich nach derzeitigem Ermittlungsstand an der Plakataktion gestört, nicht an der Anwesenheit der Asylanten an sich, heißt es von Seiten der Polizei.

Dabei wurden sie von zwei Unterstützern der Aktion, zwei Männern im Alter von 32 und 46 Jahren, beobachtet und zur Rede gestellt. Es kam zu einer Auseinandersetzung und Drohungen, ein Raufhandel konnte von zwei Zeugen verhindert werden.

Asylwerber waren offenbar nicht das Ziel

Die Verdächtigen verließen daraufhin das Dorf, kehrten aber gegen 5.00 Uhr zurück und gingen zur Asylantenunterkunft. Weshalb sie dort hin gingen, ist noch unklar, nach Angaben der Polizei wussten sie nicht, dass sich die beiden Unterstützer der Aktion, die sie zur Rede stellen wollten, dort befanden. Ziel des Angriffs seien aber nicht die Flüchtlinge gewesen. Die beiden Unterstützer der Aktion, die sich im Haus befanden, wehrten sich gegen das versuchte Eindringen der Angreifer ins Haus. Dabei wurde der 32 Jahre alte Mann leicht verletzt, eine Fensterscheibe der Eingangstüre ging zu Bruch.

Mehrere Anzeigen an Staatsanwaltschaft

Die Tatverdächtigen, die nicht der rechten Szene zuzuordnen sind, werden an die Staatsanwaltschaft Feldkirch wegen Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch, Körperverletzung und gefährlicher Drohung angezeigt. Nach Angaben der Polizei war die Tat ein betrunkener spontaner Akt ohne rechtsradikalen Hintergrund. Nun werde weiter ermittelt, Spuren würden ausgewertet und Zeugen befragt.

In Alberschwende hatten sich vor wenigen Tagen Hunderte engagierte Einwohner gegen die drohende Abschiebung von fünf syrischen Flüchtlingen gewehrt.

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Landeshauptmann: „Null Toleranz“

Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) äußerte sich am Dienstag erstmals zu Geschehnissen in Alberschwende. Die Nachricht habe im ersten Augenblick „schon auch schockiert“. Dass vermutlich Alkohol im Spiel gewesen sei, sei keine Entschuldigung: „Gewalt kann nie ein Mittel sein zur Durchsetzung von Interessen, und man kann nur sehr, sehr konsequent dagegen auftreten und klar signalisieren: Keine Toleranz, null Toleranz in diesem Bereich.“

Sicherheitslandesrat Erich Schwärzler (ÖVP) betonte, dass ein gewaltsamer Zutritt zu einem Asylheim auf keinen Fall toleriert werden dürfe. Die Grünen verurteilten die Attacke auf das Heim als „hinterhältig, feige und widerwärtig“. Landtagsabgeordneter Daniel Zadra betonte, das Dorf sei in letzter Zeit dadurch positiv aufgefallen, dass sich zahlreiche Menschen, darunter auch die Bürgermeisterin, für Flüchtlinge engagiert hatten. Der Übergrifff sei „klar rechts und ausländerfeindlich motiviert.“

Kein Verständnis von Bürgermeisterin und Bischof

Kein Verständnis zeigte auch die Bürgermeisterin von Alberschwende, Angelika Schwarzmann (ÖVP). Das Recht auf freie Meinungsäußerung sei auf keinen Fall mit solchen Mitteln umzusetzen, so Schwarzmann.

Bischof Benno Elbs meldete sich zu den Übergriffen zu Wort. Er lehne jegliche Gewalt, wenn es um Menschen am Rande der Gesellschaft geht, ab. Er ruft dazu auf, solche Menschen besonders in den Mittelpunkt unserer Gesellschaft zu stellen.

Caritas lässt sich nicht beirren

Martin Fellacher von der Caritas Flüchtlingshilfe ist überzeugt, dass Flüchtlinge und Asylwerber in Vorarlberg großen Rückhalt genießen. Zwar sei die Caritas entsetzt und betroffen, wenn Angriffe wie der auf die Flüchtlingsunterkunft in Alberschwende stattfinden, so Fellacher. Das bürgerschaftliche Engagement der Bevölkerung für Flüchtlinge habe aber mittlerweile eine Tradition in Vorarlberg. Wegen dieses Rückhalts könnten sich Flüchtlinge in Vorarlberg auch nach wie vor sicher fühlen, so Fellacher.

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Beitrag aus „Vorarlberg heute“ vom 6.4.2015

Zeugen hörten offenbar rechte Parolen

Offenbar beobachteten Zeugen, wie sich einige Männer vor dem Asylheim sammelten und rechte Parolen skandierten, heißt es in einer Aussendung der Grünen. Nur dem beherzten Eingreifen einiger besonnener Einwohner sei es zu verdanken, dass nicht mehr geschehen sei. Der grüne Landtagsabgeordnete erinnerte auch an frühere Anschläge wie den Brandanschlag auf ein Asylwerberheim in Batschuns oder den Anschlag vom Samstag in Tröglitz, Sachsen-Anhalt (D).

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