Drei Verletzte bei Kurden-Demonstration

Im Vorfeld der angekündigten Kurden-Demonstration am Samstagnachmittag in Bregenz hat es mehr Verletzte gegeben als ursprünglich angenommen: Zwei Männer haben schwere Stichverletzungen erlitten, befinden sich aber außer Lebensgefahr. Ein weiterer Mann wurde leicht verletzt.

Schon vor dem offiziellen Beginn um 16.00 Uhr kam es in der Nähe des Bregenzer Festspielhauses zu einer Auseinandersetzung zwischen kurdischen Demonstranten und einer Gruppe von Gegendemonstranten. Dabei erlitten zwei Männer - ein 17-jähriger türkischstämmiger Österreichischer und ein 17-Jähriger mit thailändischem Pass (17) - schwere Stichverletzungen. Das bestätigte Polizeisprecher Rainer Fitz auf Anfrage von ORF.at. Die beiden Männer befänden sich außer Lebensgefahr. Ein weiterer Mann habe Prellungen am Rücken erlitten. Alle drei Verletzten stammen laut Fitz aus der Gruppe der Gegendemonstranten. Ursprünglich war von einem Schwer- und einem Leichtverletzten die Rede gewesen.

Kurdendemonstration Bregenz

ORF

Tatverdächtiger festgenommen

Ein Kurde wurde festgenommen. Gegen ihn wird in Zusammenhang mit der Messerstecherei ermittelt. Ob es noch weitere Täter gibt, sei derzeit Gegenstand der Ermittlungen. Die Demonstranten gaben laut Polizei an, von der Gruppe der Gegendemonstranten provoziert worden zu sein. So sollen Letztere mit Steinen auf die Demonstranten geworfen haben. Hinweise auf die angeblichen Steinwürfe gebe es aber nicht, so Fitz. Die Videos von dem Vorfall würden derzeit unter Hochdruck ausgewertet.

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Im Beitrag von Gernot Hämmerle sehen Sie Sicherheitslandesrat Erich Schwärzler.

Rauchbomben auf Demonstranten

Die Demonstration verzögerte sich durch den Zwischenfall um rund eine Stunde und konnte erst um 17.00 Uhr beginnen. Die ursprünglich vorgesehene Route durch die Bregenzer Innenstadt musste abgeändert werden, weil sie laut Fitz zu risikoreich gewesen wäre. In der Innenstadt hatten sich Gruppen von Gegendemonstranten formiert, es wurden Zusammenstöße befürchtet.

Stattdessen wurden die Demonstrierenden in Richtung Vorstadt Vorkloster geleitet. Dabei gaben die rund 500 Teilnehmer Parolen zum Besten, die auf die Zustände in Kobane an der syrisch-türkischen Grenze aufmerksam machen sollten („Kobane brennt - die Welt pennt“). Die Stadt wird seit Tagen von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) belagert. In der Nähe der ATIB-Moschee in der Vorklostergasse kam es dann zu einem erneuten Zwischenfall. Im Bereich der Demonstranten wurde eine Rauchbombe gezündet. Eine weitere Rauchbombe detonierte beim Casino-Parkplatz. Verletzte gab es allerdings keine.

Großaufgebot der Polizei

Der Polizei gelang es, mit einem Großaufgebot von 100 Einsatzkräften inklusive Polizeihubschrauber weitere Zusammenstöße zu verhindern. Wegen einer vorübergehenden Sperre des City-Tunnels kam es auch zu Verkehrsproblemen. Am Abend drohten einige kurdische Demonstranten mit einem Sitzstreik, sollte ein festgenommener Demonstrant nicht freigelassen werden. Die Polizei löste die Versammlung gegen 19.00 Uhr auf.

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Polizeisprecher Rainer Fitz in einem Beitrag von Theresia Bilgeri.

Schwärzler: „Hervorragende Arbeit“ der Polizei

Kritik an der Vorgehensweise der Polizei - als es zu den gewaltsamen Ausschreitungen gekommen ist, waren kaum Polizeibeamte an Ort und Stelle - lässt Sicherheitslandesrat Erich Schwärzler nicht gelten. „Die Polizei hat hervorragende Arbeit geleistet“, so Schwärzler im ORF-Interview. Eines habe der gestrige Tag aber deutlich gezeigt: „Hier ist ein großes Agressivitätspotenzial vorhanden zwischen den Kurden, den Türken und den Tschetschenen, und das muss man im Land in Zukunft noch stärker beobachten.“

„Stellvertreter-Konflikte hier nichts zu suchen“

Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) fand angesichts der Ausschreitungen klare Worte: „Wir werden keine Stellvertreter-Konflikte in Vorarlberg akzeptieren – wir lassen uns keine Konflikte ins Land tragen." Wenn Demonstrationen in Gewalt mündeten, sei "ein Maß erreicht, das wir nicht tolerieren können“, so Wallner in einer Presseaussendung. Der Polizei sprach er seinen Dank aus: Sie habe noch Schlimmeres verhindern können. Wallner geht davon aus, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen würden.

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