Wahlkampffinale: Parteien zogen Bilanz

ÖVP, FPÖ, Grüne, SPÖ und NEOS zogen am Freitag im Rahmen von Pressekonferenzen Bilanz über ihren Wahlkampf. Die Spitzenkandidaten zeigten sich dabei größtenteils zufrieden und blickten zuversichtlich in Richtung Wahltag.

Dutzende Veranstaltungen, Hausbesuche, Verteilaktionen, Wochenmarktbesuche und direkte Bürgerkontakte gab es in diesen vier Wochen der Intensiv-Wahlkampfphase. Den Freitag vor dem Wahlsonntag nützten die Spitzekandidaten traditionellerweise für Abschluss-Pressekonferenzen.

Wallner (ÖVP) „eigentlich recht zuversichtlich“

Landeshauptmann und ÖVP-Chef Markus Wallner gab sich am Freitagvormittag am Kornmarktplatz in Bregenz „eigentlich recht zuversichtlich“. Die ÖVP habe im zu Ende gehenden Wahlkampf so viele direkte Bürgerkontakte „wie noch nie“ gehabt und die Zielmarke von 70.000 übertroffen. Angesichts von 20 Prozent an noch unentschlossenen Wählern werde weiter um jede Stimme gekämpft.

ÖVP Wahlkampfabschluss

APA/GEORG HOCHMUTH

LH Markus Wallner und ÖVP-Geschäftsführer Dietmar Wetz

In einer Wahlkampfbilanz zeigte sich der Landeshauptmann nicht nur mit den Bürgerkontakten - Wallner absolvierte über 300 Termine und besuchte alle 96 Vorarlberger Gemeinden - zufrieden, sondern auch mit der Sachlichkeit, mit der der Wahlkampf von allen Parteien betrieben worden sei. „Der Wahlkampf ist sehr fair verlaufen, einige meinen: langweilig. Das ist aber ein Medienproblem, für das Land ist das positiv“, sagte Wallner. Gespräche mit den anderen Parteien würden zügig nach der Wahl aufgenommen.

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Audio: ORF-Redakteur Erik Sandner berichtet vom ÖVP-Wahlkampfabschluss aus Bregenz

Als Regierungspartei habe man versucht, den Bürgern die „saubere Arbeitsbilanz“ der vergangenen Jahre zu präsentieren und auf die anstehenden Schwerpunkte - Arbeit, Bildung, Infrastruktur - aufmerksam zu machen. „Wir sind an der Spitze der Regionen Europas, aber die Herausforderungen werden nicht kleiner“, so Wallner. Der Wechsel an der Spitze der Bundespartei habe während des Wahlkampfs dazu geführt, „dass der scharfe Gegenwind aus Wien nachgelassen hat“. Die Vorarlberger hätten durchaus wohlwollend registriert, dass es einen neuen Finanzminister mit Vorarlberger Wurzeln gebe.

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Video über die Wahlkampfabschlüsse von ÖVP, FPÖ und SPÖ; zu sehen sind Markus Wallner (Landeshauptmann, ÖVP), Dieter Egger (FPÖ-Parteiobmann), Michael Ritsch (SPÖ-Parteiobmann); Beitrag von Robert Rader, Holger Weitze, Roland Weber

FPÖ geht von Plus aus und warnt vor Grün

Auch die Vorarlberger Freiheitlichen marschieren mit Zuversicht in die Landtagswahl am Sonntag. Spitzenkandidat Dieter Egger ging bei der Abschlusspressekonferenz in Bregenz von einem Plus aus. Wie hoch dieses angesichts des hohen Ausgangsniveaus von 25,1 Prozent ausfallen könnte, wollte er nicht einschätzen.

Angekommen sei die bewusst positiv angelegte Wahlkampagne jedenfalls gut, meint Egger. Noch nie habe man so viele Bürgerkontakte gehabt wie in diesem Wahlkampf.

Egger Wahlkampfabschluss

APA/GEORG HOCHMUTH

FPÖ-Parteiobmann Dieter Egger beim Wahlkampfabschluss am Freitag

Einmal mehr warnte Egger am Freitag die ÖVP davor, die Grünen statt seiner Partei in eine Regierung aufzunehmen, sollte - wie von der FPÖ als Wahlziel ausgegeben - die absolute Mehrheit der Volkspartei fallen. Neben Bedenken bezüglich der Realisierung von Tourismus- und Verkehrsprojekten müsse sich die ÖVP auch fragen, ob sie es mit ihrem christlichen Weltbild vereinbaren könne, mit einer Partei zusammenzugehen, die Abtreibungen an öffentlichen Krankenhäusern gestatten wolle.

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Audio: ORF-Redakteurin Christine Amon berichtet vom Wahlkampfabschluss der FPÖ, ORF-Redakteurin Birgit Hackspiel vom Wahlkampfabschluss der SPÖ

Klar ist, die FPÖ stünde für die ÖVP bereit, auch wenn nicht um jeden Preis, wie Egger versicherte. Er sei zwar „weit weg zu sagen“, dass alles, was die ÖVP gemacht habe, schlecht gewesen sei. Nur sei diese nach 60 Jahren an der Macht müde und träge geworden und sie neige dazu, ihre Macht zu missbrauchen. Daher würde es dem Land gut tun, wenn am Sonntag eine Richtungsentscheidung hin zu einer Zusammenarbeit von Volkspartei und Freiheitlichen getroffen werde, findet Egger.

Nicht umhin kam der FPÖ-Chef auch bei seiner Abschlusskonferenz um die Frage, ob er sich für seinen antisemitischen Sager gegen den Direktor des Jüdischen Museums Hohenems, Hanno Loewy, im Wahlkampf 2009 - wie von Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) gefordert - entschuldigen werde. Lust darauf hat er sichtlich nicht, für ihn hat sich die Sache längst erledigt, umso mehr seit Schubertiade-Gründer Gerd Nachbauer zuletzt für ihn Partei ergriffen hatte. Allerdings meinte Egger, dass man über das Thema in den Koalitionsverhandlungen wohl noch einmal reden werde.

Rauch (Grüne) spricht von Richtungsentscheidung

Die Grünen begingen ihren Wahlkampfabschluss am Freitag am Dornbirner Marktplatz. „Das war der intensivste und beste Wahlkampf, den die Grünen je geführt haben“, resümierte Landtagsabgeordneter Bernd Bösch, der diesmal zwar nicht mehr antritt, seine Kollegen aber dennoch auf der Straße unterstützte.
Spitzenkandidat Johannes Rauch sprach erneut von einer Richtungsentscheidung, die die Wähler am Sonntag zu treffen hätten.

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Im Video zu sehen: Johannes Rauch (Grünen-Spitzenkandidat); Beitrag von Stefan Krobath, Reinhard Mohr, Christina Lachner

Laufen bis Samstag Mitternacht, das haben sich die Grünen vorgenommen, um die Unentschlossenen noch auf ihre Seite ziehen zu können. Umfragen sprechen von bis zu 25 Prozent, die noch nicht wissen, wen sie am Sonntag wählen werden.

Grüne Wahlkampfabschluss

Vorarlberger Grüne

Wahlkampfabschluss der Grünen

Spinat- und Zwetschken-Knödel, serviert mitten auf dem Dornbirner Markplatz, sollten am Freitag die symbolische Stärkung sein. Rauch zeigte sich kämpferisch und betonte erneut, dass es für ein weltoffenes, innovatives Vorarlberger eine schwarz-grüne Landesregierung brauche. Dagegen müsse er immer lachen, wenn die FPÖ sage, wenn Schwarz-Grün komme, dann breche eine Katastrophe aus.

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Audio: ORF-Redakteur Stefan Krobath berichtet vom Wahlkampfabschluss der Grünen in Dornbirn

Die Grünen träumen von 15 Prozent der Stimmen und einer Komplettierung der sogenannten schwarz-grünen Westachse - also etwa neben Oberösterreich, Salzburg und Tirol auch einer Regierungsbeteiligung in Vorarlberg.

SPÖ hofft auf 20.000 Stimmen und viertes Mandat

Die Vorarlberger SPÖ hat sich mit einem aus 2.000 Gnomen konstruierten „Zwergenbild“ auf dem Vorplatz des Bregenzer Festspielhauses verabschiedet. Die aus der Höhe erkennbare Botschaft lautete: „Wähl den Ritsch“. Der so unterstützte Parteivorsitzende zeigte sich mit dem abgelaufenen Wahlkampf sehr zufrieden und hoffte für Sonntag auf 20.000 Stimmen und ein viertes Landtagsmandat.

Mit der Zwergenkampagne sei man einen „völlig neuen Weg“ gegangen, sagte Ritsch. Mit den „Coolmen“ genannten Gnomen - von denen jeder eine SPÖ-Forderung in der Hand hält - sei es wie nie zuvor gelungen, Inhalte zu transportieren. Am beliebtesten sei der „Mehr Netto vom Brutto“-Zwerg gewesen, knapp gefolgt von „Leistbares Wohnen“ und „Kostenfreie Kinderbetreuung“.

SPÖ Wahlkampfabschluss

SPÖ Vorarlberg

„Coolmen“-Bild beim Wahlkampfabschluss der Sozialdemokraten.

Laut Ritsch ist es der SPÖ darüber hinaus gelungen, ein bisschen Augenzwinkern in den Wahlkampf zu bringen. „Politik soll auch Spaß machen“, befand der Vorarlberger SPÖ-Chef. Auch über die Social Media-Kontakte in Form etwa von 250.000 Klicks auf die SPÖ-Facebook-Seite war Ritsch begeistert: „Die ‚Coolmen‘ haben extrem gut funktioniert“.

Landesgeschäftsführer Reinhold Einwallner, der sich für ein Landtagsmandat bewirbt, wies auf den sehr viel größeren Arbeitsaufwand hin, den die Zwerge im Vergleich zu einer konventionellen Plakatkampagne gebracht hätten. Er sei aber überzeugt, dass sich der Einsatz gelohnt habe. Das Zwergenbild vor dem Festspielhaus war aus den letzten noch verbliebenen 2.000 Gnomen gestaltet worden. Diese würden noch bis Sonntag an den Mann und die Frau gebracht. Auf ihren Täfelchen steht: „Diesmal darf’s ein Roter sein“.

NEOS probte Einzug in Landtag

NEOS hat am Freitag den Einzug in den Vorarlberger Landtag geprobt. Das pinkfarbene Abschluss-Event bestand darin, vom Kornmarktplatz im Zentrum von Bregenz mit rosa Luftballons ausgestattet vor das Landhaus zu ziehen. Dort stellten Parteichef Matthias Strolz und Spitzenkandidatin Sabine Scheffknecht schon einmal ihre pinken Wahlkampf-Sessel ab.

Dass es für den Einzug in den Landtag reichen wird, steht für Strolz sichtlich außer Frage: „Heute sind wir da, nächste Woche sind wir drinnen“, verkündete der NEOS-Chef bei den Abschlussstatements vor dem Landesparlament.

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Im Video zu sehen: Sabine Scheffknecht (NEOS Spitzenkandidatin), Matthias Strolz (NEOS Parteiobmann); Beitrag von Christiane Schwald, Alexander Roschanek, Franz-Karl Fessler

Dass ein Wahlkampf „kein Sonntagsspaziergang“ sei und Auf und Abs beinhalte, habe man nun auch beim ersten pinken Landtagswahlkampf überhaupt gesehen, berichtete Strolz. Auch Scheffknecht gestand ein, dass sie als Neueinsteigerin im Wahlkampf die „Regeln der Politik manchmal auch hart kennengelernt“ habe.

Sie wollte diese Regeln, die eigenen Stärken hervorzustreichen und die Schwächen der anderen hervorzuheben, zum Abschluss der Kampagne einmal umdrehen. So lobte Scheffknecht alle anderen chancenreichen Bewerber, die ÖVP dafür, dass sie die Finanzen stabil gehalten habe, die FPÖ dafür, dass sie klare Ziele in den Mittelpunkt ihres Programms gestellt habe, die Grünen für ihr Engagement in Umweltschutz und Nachhaltigkeit und schließlich die SPÖ dafür, dass sie auch als „Zwerg“ niemals aufgegeben habe: „Das ist wahre Größe.“

NEOS Wahlkampfabschluss

APA/GEORG HOCHMUTH

NEOS-Obmann Matthias Strolz und die Vorarlberger Spitzenkandidatin Sabine Scheffknecht

Gleichzeitig gestand Scheffknecht ein, dass die NEOS als Neueinsteiger so ihre Probleme gehabt hätten, man etwa „rhetorisch nicht so geschliffen“ sei wie andere. Jedoch: „Wir haben das Herz am richtigen Platz.“ Und derart wollen die NEOS im künftigen Landtag positiv gestalten, den anderen Parteien mit Respekt entgegentreten und sich vor allem in ihren Kernthemen engagieren.

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Audio: ORF-Redakteurin Christiane Schwald mit einem Bericht über den NEOS-Wahlkampfabschluss in Bregenz

Was diese sind, blieb Strolz zu berichten. Vor allem die Bildung liegt ihm am Herzen, soll Vorarlberg doch in Sachen Schule zum „Leuchtturm“ werden. Mehr Transparenz wollen die NEOS, etwa was Förderungen oder Flächenwidmung angeht und die Wirtschaft will man stärken, ein unternehmerisches Vorarlberg sicherstellen.

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