69. Bregenzer Festspiele sind eröffnet

Bundespräsident Heinz Fischer hat Mittwochvormittag die 69. Bregenzer Festspiele eröffnet. Dabei überreichte er Intendant David Pountney das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst. Pountneys elfte Saison in Bregenz ist zugleich seine letzte.

Im Rahmen eines Festaktes im Festspielhaus überreichte das Staatsoberhaupt dem scheidenden Intendanten Pountney, der am Ende dieser Saison nach elf Jahren die Leitung an die Grazer Opernchefin Elisabeth Sobotka weitergibt, das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse. Für Pountney gab es daraufhin Standing Ovations. Fischer sagte daraufhin, er unterbreche „ganz ungern diesen wohlverdienten Applaus, aber ich darf ja nicht vergessen, die Festspiele zu eröffnen - und zwar die Bregenzer Festspiele“, nahm das Staatsoberhaupt Bezug auf einen Lapsus, der ihm 2008 passiert war: Damals hatte er am Bodensee die „Salzburger Festspiele“ eröffnet.

Fischer und Pountney

APA/Bundesheer/Peter Lechner

Heinz Fischer und David Pountney

Pountney habe „den Bregenzer Festspielen einen besonderen, unverwechselbaren Stempel aufgedrückt“, so der Bundespräsident, der die abwechslungsreiche und engagierte Programmauswahl lobte: „Seit zehn Jahren sind meine Frau und ich regelmäßig hier. Und kein Jahr ist noch vergangen, in dem wir nicht auch über das Programm und einzelne Aufführungen der Festspiele diskutiert hätten.“ Der Festspielchef habe Team und Publikum mit Engagement, Leidenschaft und ansteckender Begeisterung motiviert und verzaubert. „Übrigens habe ich in all den Jahren über ihn kein schlechtes Wort gehört. Entweder ich war blind und taub oder er ist ein Ausnahmeexemplar.“

Die heuer in der zweiten Saison gezeigte Mozart-Oper „Die Zauberflöte“ und die Uraufführung von Heinz Karl Grubers Oper „Geschichten aus dem Wiener Wald“ seien „zwei durch und durch österreichische Opern. Ich werte diese Wahl als kleine Hommage an unser Land - das in David Pountney einen echten Freund gefunden hat“, sagte Fischer.

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Karin Stecher war beim Volksempfang bei der Festspieleröffnung.

Lob und Dank für Pountney

Festspielpräsident Hans-Peter Metzler dankte bei der Eröffnung dem abtretenden Intendanten Pountney, lobte dessen „Gespür und Vision“ und verwies auf die 24 Ur- und 21 Erstaufführungen, die es unter seiner Festspielleitung gegeben habe. Der Festspielpräsident wies aber auch auf die immer prekären Rahmenbedingungen hin, durch die nicht nur regionale Kulturversorgung, sondern auch innovative Arbeit gefährdet sei.

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Eine Zusammenfassung der Eröffnung von Bernhard Stadler.

Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) verwies auf die Aktualität der programmierten Stücke, die sich etwa auf die heutige Arbeitswelt („Das Leben am Rande der Milchstraße“), den „arabischen Frühling“ („Trans-Maghreb“) und auf Zeiten der politischen und wirtschaftlichen Krisen („Geschichten aus dem Wiener Wald“) bezögen. Kunst sei auch ein Bindeglied in einem Friedensprojekt wie der Europäischen Union, an deren Außengrenzen man heute wieder mit Nationalismus und Verhetzung konfrontiert sei.

Opernstars bei der Eröffnung

Videos: Vor der Eröffnung durfte Martina Köberle gleich drei der Opernstars, teilweise an ihrem Premierentag, bei sich begrüßen: Daniela Fally (Königin der Nacht aus der „Zauberflöte“), Daniel Schmutzhardt (Papageno aus der „Zauberflöte“ und Alfred aus „Geschichten aus dem Wiener Wald“) und Angelika Kirchschlager (Valerie aus „Geschichten aus dem Wiener Wald“).

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Daniela Fally bei Martina Köberle

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Daniel Schmutzhardt bei Martina Köberle

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Angelika Kirchschlager bei Martina Köberle

Uraufführung als erste Premiere

Das von Pountney gestaltete künstlerische Programm der Eröffnung bot einen Vorgeschmack auf die heuer unter dem Motto „Wien zartbitter“ stehenden Festspiele, die bis 25. August weit über 200.000 Besucher erwarten. Mit dem Johann-Strauß-Walzer „Geschichten aus dem Wienerwald“ und dem „Lied von der Wachau“ aus der Oper „Geschichten aus dem Wiener Wald“ war auch die abendliche Eröffnungspremiere des österreichischen Komponisten Gruber nach dem bekannten Stück von Ödön von Horvath musikalisch vertreten.

Gruber dirigiert seine Oper „Geschichten aus dem Wiener Wald“ selbst. Regisseur Michael Sturminger hat selbst das Libretto nach dem bekannten Horvath-Stück geschrieben. Es spielen die Wiener Symphoniker. Die belgische Sopranistin Ilse Eerens singt das Mädel Marianne, das vom Leben und vom Strizzi Alfred (Daniel Schmutzhard) bitter enttäuscht wird, Angelika Kirchschlager die Trafikantin Valerie, Anja Silja die Großmutter.

„Zauberflöte“ auf der Seebühne

Auf der Seebühne wird ab Donnerstag wie im Vorjahr Mozarts „Die Zauberflöte“ gezeigt. Die Inszenierung ist heuer gleich 29-mal angesetzt und könnte den Bregenzer Festspielen einen neuen Besucherrekord bescheren.

Von den heuer aufgelegten 196.000 Tickets sind bereits rund 90 Prozent verkauft. Wetterglück vorausgesetzt, könnte die im Vorjahr erzielte Rekordzahl von 259.425 Gesamtbesuchern (inklusive Führungen, Generalprobe und Crossculture Night) übertroffen werden.

Weitere Uraufführungen

Mit der Musiktheater-Sitcom „Das Leben am Rande der Milchstraße“ von Bernhard Gander und „Trans-Maghreb“ mit Musik von Peter Herbert nach einer Novelle von Hans Platzgumer gibt es weitere Uraufführungen im Festspielprogramm.

Der Gruber-Schwerpunkt wird nicht nur mit einem Trompetenkonzert und einem eigenen Auftritt des Komponisten, sondern auch mit einer Aufführung seiner satirischen Oper „Gloria von Jaxtberg“ ergänzt. Dazu kommt das von Igor Strawinsky vertonte Volksmärchen „Die Nachtigall“ in einer Puppentheaterversion, als „Familienoper“ gekoppelt mit der komischen Oper „Die unerwartete Schwalbe“ von Simon Laks. Mit einer Aufführung der sehenswerten Kleinproduktion „The Table“ gibt es ein weiteres Puppentheater im Programm.

Auf Pountney folgt Sobotka

Mit dem Ende der Festspiele am 25. August übergibt Pountney die Intendanz an die bisherige Grazer Opernchefin Elisabeth Sobotka. Sie wird 2015 die Puccini-Oper „Turandot“ auf dem Bodensee zeigen. Pountney wird vom Symphonieorchester Vorarlberg am 24. August unter anderem mit Mozarts „Der Schauspieldirektor“ verabschiedet.

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