NR-Wahl: Dämpfer für ÖVP, NEOS auf Siegeszug

Die Vorarlberger Wähler haben der ÖVP am Sonntag einen Dämpfer verpasst: Die Volkspartei muss gegenüber 2008 einen Verlust von rund fünf Prozentpunkten hinnehmen. Überraschungssieger ist NEOS mit mehr als 13 Prozent der Stimmen.

Wahlbeteiligung

Die Wahlbeteiligung lag vor der Auszählung der Wahlkarten bei 57,5 Prozent (2008 mit Wahlkarten: 71,4).

  • Wahlberechtigte: 268.723
  • Abgegebene Stimmen: 154.430 (davon gültig: 152.679 )

Die ÖVP erreichte in Vorarlberg 26,1 Prozent der Stimmen. Das ist ein Verlust von mehr als fünf Prozentpunkten. In mehreren Gemeinden fiel die ÖVP hinter andere Parteien zurück. Das starke Abschneiden von NEOS, selbst in den sonst tiefschwarzen Kleingemeinden in den Talschaften, und die Zugewinne der Freiheitlichen gaben der ÖVP zu denken. Dazu kam, dass die SPÖ in der Landeshauptstadt Bregenz stimmenstärkste Partei wurde - die ÖVP kam hinter der FPÖ nur mehr auf Platz drei.

Zulegen oder ihr Ergebnis von 2008 halten konnte die ÖVP nur in fünf der 96 Gemeinden, überall sonst waren die Verluste teilweise herb: In 17 Gemeinden büßte die Volkspartei über zehn Prozentpunkte ein.

Wahlergebnis für Vorarlberg

(Wahlkarten nicht einberechnet)

Grafik Ergebnis

ORF

Kopf und Wallner verloren in Heimatgemeinde

Unerfreulich war für Landesspitzenkandidat und ÖVP-Klubobmann Karlheinz Kopf auch das Ergebnis in seiner Heimatgemeinde: In Altach verlor die Volkspartei 8,1 Prozentpunkte. In Frastanz, der Heimat von Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP), waren die Verluste mit 2,36 Prozentpunkten moderat, die FPÖ kam der Landesregierungspartei mit 23,3 Prozent jedoch gefährlich nahe.

SPÖ schafft Sprung nach vorne nicht

Die in Vorarlberg seit Jahrzehnten strauchelnde SPÖ schaffte auch am Sonntag keinen Sprung nach vorne. Mit 13,5 Prozent Stimmenanteil lagen die Sozialdemokraten unter ihrem Ergebnis von 2008, wenn auch nur um knapp 0,7 Prozentpunkte. Am deutlichsten fielen die Verluste in Dalaas (minus 8 Prozent), in Innerbraz (minus 5,4) und in Klösterle (minus 8,4) aus. Die Hochburgen der SPÖ, in Vorarlberg traditionell schwach, lagen auch diesmal wieder im Süden Vorarlbergs. Stimmenstärkste Partei wurden die Sozialdemokraten trotz Verlusten in Bürs mit 25,7 Prozent. Stark war man auch in Bludenz (23,9 Prozent), in Nüziders und in Bregenz mit 21,43 Prozent. ÖVP und FPÖ kamen in der Landeshauptstadt beide knapp über 20 Prozent.

39,9 Prozent für Strolz (NEOS) in Heimatgemeinde

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Eine Analyse von Jürgen Peschina

NEOS durfte sich dagegen als Wahlsieger fühlen. Schon bei der Auszählung der Stimmen in den Kleingemeinden verzeichnete NEOS Ergebnisse von über zehn Prozent, dieser Trend bestätigte sich anschließend auch in den größeren Kommunen. In den Klostertal-Gemeinden im Bezirk Bludenz - der Heimat von Strolz - entpuppte sich die NEOS gar als stärkste Partei. In der Heimatgemeinde von Strolz, in Dalaas, schaffte NEOS 39,9 Prozent, mit dem Landesergebnis von 13,2 Prozent wird auch ein Parteivertreter über ein Landesmandat in den Nationalrat einziehen.

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Im Video zu sehen: Gerald Loacker (NEOS-Spitzenkandidat); Beitrag von Bernhard Stadler

Deutliche Gewinne für FPÖ

Deutliche Gewinne fuhr auch die FPÖ ein. Sie konnte in Vorarlberg um 5,1 Prozentpunkte zulegen und liegt nun bei rund 21,2 Prozent.

In 13 Gemeinden überholten die Freiheitlichen die ÖVP. In 46 Gemeinden lagen die Zuwächse bei mehr als fünf Prozentpunkten, in acht Kommunen gar bei über zehn Prozentpunkten. Spitzenreiter waren die Kleingemeinden Buch und Reuthe im Bregenzerwald mit einem Plus von 15,7 bzw. 14,9 Prozentpunkten. Noch mehr freuen dürfte FPÖ-Parteichef Dieter Egger das Abschneiden in seiner Heimatstadt Hohenems: Mit einem Ergebnis von 28,5 Prozent wurde die FPÖ dort stimmenstärkste Partei.

Grüne verfehlten gestecktes Wahlziel

Weniger Anlass zu Freude hatten die Grünen. Anders als auf Bundesebene büßten sie an Terrain ein (minus 1,43 Prozentpunkte), mit 15,8 Prozent lagen sie aber weiter mehr als vier Prozentpunkte über dem erwarteten Bundesergebnis. Dennoch verfehlten die Vorarlberger Grünen ihr gestecktes Ziel – 20 Prozent – klar. „Es war nicht jener Erfolg, den wir uns erhofft hatten“, so Bildungssprecher Harald Walser.

Die Vorarlberger Grünen-Wähler sitzen nach wie vor in den städtischen Gebieten. Über 20 Prozent erreichten die Grünen in Feldkirch, Rankweil, in der Heimatgemeinde des Grünen-Landesspitzenkandidaten Harald Walser, Altach, aber auch in Klaus, Düns und Röthis.

Bilder aus dem Landhaus am Wahlsonntag

Massive Verluste für BZÖ, Stronach holt 5,4 Prozent

Das BZÖ verlor indessen über zehn Prozentpunkte und liegt nun bei 2,5 Prozent.

Das Team Stronach lag mit 5,44 Prozent im Bundestrend und erreichte seine besten Vorarlberg-Ergebnisse in Mäder (8,1 Prozent) und in Hörbranz (7,11 Prozent), dem Wohnort von Spitzenkandidat Christoph Hagen.

Alle anderen angetretenen Parteien und Listen blieben unter einem Prozent.

Bregenz: SPÖ und FPÖ überholen ÖVP

In der Landeshauptstadt Bregenz zogen sowohl die SPÖ mit 21,4 Prozent (2008: 22,9) Stimmenanteil als auch die Freiheitlichen mit 20,6 Prozent (2008: 15,3) an den in Vorarlberg üblicherweise dominierenden „Schwarzen“ vorbei. Für die ÖVP reichte es nur noch für 20,4 Prozent der Stimmen. Das ist ein Verlust von 3,5 Prozentpunkten für die ÖVP gegenüber 2008. Für die Volkspartei bedeutet dies in der Landeshauptstadt ein Desaster, denn die ÖVP rutscht damit von Platz eins auf Platz drei ab. Auch in Lustenau blieb für die ÖVP nur der zweite Platz hinter der FPÖ.

Die Grünen, die gemeinsam mit der ÖVP die Stadtregierung von Bregenz stellen, büßten ebenfalls Stimmen ein und kamen auf 16,9 Prozent (2008: 18,6). Wie fast überall in Vorarlberg übertraf NEOS mit 10,9 Prozent auch in Bregenz die Zehn-Prozent-Marke.

Bregenz Grafik

ORF

Wahlergebnis für die Stadt Bregenz

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