Euthanasieopfer Hall: Identifizierung abgeschlossen

Rund zweieinhalb Jahre nachdem in Hall in Tirol Überreste mutmaßlicher NS-Euthanasieopfer exhumiert worden sind, ist die Identifizierung der über 220 Verstorbenen abgeschlossen. 40 davon sollen aus Vorarlberg stammen.

Die wissenschaftlichen Untersuchungen in Hall in Tirol befinden sich der Endphase. Die Identifizierung der über 220 Verstorbenen ist abgeschlossen. Über 40 der am ehemaligen Anstalts-Friedhof Bestatteten sollen aus Vorarlberg stammen. Historiker, Anthropologen und Mediziner haben versucht, die Ursachen für die auffällig vielen Verletzungen herauszufinden. Gerade zu den häufigen Rippen-, Schlüssel- und Nasenbein-Brüchen gebe es keinerlei Angaben in den Krankenakten, erklärt der Leiter des Ausgrabungs-Projekts, Alexander Zanesco.

Klärung: Systematische Ermordung oder nicht

Die Existenz des Gräberfeldes auf dem Areal der Psychiatrie war zwar lange bekannt. Aber erst nach dem Auffinden der Toten und der vielen Brustkorb- und Gesichtsverletzungen, haben Historiker auch einen Zusammenhang mit der NS-Zeit und der systematischen Ermordung psychisch Kranker gezogen. Die Befunde machten ein groß angelegtes, mehrjährigen Forschungsprojekt notwendig, so der Leiter der Experten-Kommission, Bertrand Perz von der Uni Wien.

Die sensibelste Hauptfrage, die es in diesem Projekt zu klären gibt, ist, ob diese Sterbefälle in Hall nach 1942 Folge der systematischen Tötung von Patienten sind - oder ob es sich um Sterbefälle im Rahmen der „normalen“ psychiatrischen Behandlung handelt.

Erster Bericht Ende 2013 zu erwarten

Die Antworten werden wohl komplexer und vielschichtiger ausfallen, bestätigt Alexander Zanesco. Denn auch aus archäologischer Sicht passen derartige Verletzungen durchaus in diese Zeit und Zu dem damaligen, oft unmenschlichen Umgang mit psychisch Kranken. Noch ist die letzte Phase der Interpretation also nicht endgültig abgeschlossen. Sämtliche Erkenntnisse aus den bisherigen und künftigen Untersuchungen sollen aber in einer Publikationsreihe der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Der erste Bericht wird voraussichtlich Ende Jahr fertig sein.