Bürgermeisterwechsel nach 14 Jahren

Nach 14 Jahren als Bürgermeister hat Wolfgang Rümmele (ÖVP) das Bürgermeisteramt an Andrea Kaufmann (ÖVP) abgegeben. Von der Opposition gibt es Lob und Kritik für Rümmele.

Rümmele übernahm vor 14 Jahren als Überraschungskandidat das Bürgermeisteramt von Rudi Sohm. Der scheidende Bürgermeister zählt zu seinen größten Erfolgen eine gute Stimmungslage in der Wirtschaft. Darüberhinaus hätten sich frühere Grundstücksankäufe - wenn auch auf Schulden - bewährt - mehr dazu in Das Erbe des Dornbirner Bürgermeisters.

Rümmele

ORF

Rümmele war 14 Jahre Bürgermeister.

„Der Stadt geht es gut“

In die „Ära Rümmele“ fielen unzählige Umbauten, unter anderem der Umbau der Karren-Seilbahn, des Rathauses und des Stadtspitals. Das Dornbirner Spital ist das letzte in Vorarlberg, das nicht dem Land gehört. Die größten Bauprojekte waren die Inatura und die Tiefgarage unter der Stadtstraße. Der Stadt gehe es gut, sagt Rümmele. Ein positiver Rechnungsabschluss bestätige das - mehr dazu in Dornbirn mit Finanzlage zufrieden (vorarlberg.ORF.at; 2.5.2013)

Dornbirn in Zahlen

1999 2013
Budgetsumme ATS 1.847.414.000 / € 134.983.539 € 230.158.000,--
Investitionssumme ATS 382.003.000 / € 27.761.240 € 28.580.900
Personalkosten ATS 606.135.000 / € 44.049.548 € 74.129.700
Personalstand Dienstposten 1102,4 / Beschäftigte 1271 Dienstposten 1215,74 / Beschäftigte 1529
Darlehensstand (inkl. Leasingverpflichtungen) ATS 804.516.000 / € 58.466.457,-- € 154.294.900

Lob und Kritik von Opposition

Eine gute Stimmung und die gute Wirtschaftlage habe Dornbirn großteils Rümmele zu verdanken. Darin herrscht Einigkeit bei SPÖ, FPÖ und Grünen, den drei Parteien, welche außer der ÖVP Teil der Stadtregierung sind. Gebhard Greber, Chef der SPÖ Dornbirn, sagt, auch nach harten Kämpfen sei am Ende am selben Strang gezogen worden. Es sei ja auch richtig in einer Demokratie, dass es verschiedene Ansichten gebe. Alle hätten aber den Kompromiss gesucht. Rümmele habe sicher großen Anteil an dieser Kultur der Stadt.

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Video: Rundgang durch Dornbirn mit Wolfgang Rümmele. Beitrag von Bernhard Stadler, Tobias Becker, Christina Lachner.

„Wie Lehrer und Schüler“

Es sei durchaus möglich gewesen, etwas zu bewirken, sagt Martin Konzett von den Grünen. Manchesmal sei aber das Gefühl entstanden, die Stadt gehöre der ÖVP. Bürgermeister Rümmele habe irgendwie erkennen lassen, dass die Stadt irgendwie ÖVP-Eigentum gewesen sei, das stoße bei ihm schon auf Unverständnis. Er sehe die Politik eher als Verwalter eines Gutes, das allen gehöre.

Freiheitlichenchef Walter Schönbeck sieht das eher pragmatisch, nach 100 Jahren Mehrheit der ÖVP sei das kein Wunder. Ihn störe eher, wie der Bürgermeister die Mehrheit transportiere. Wenn Einwände gebracht worden seien, sei vermittelt worden, schön, dass du auch denkst, aber jetzt tun wir, was wir wollen. Es sei ein bisschen wie Schüler und Lehrer gewesen: Wir haben die Mehrheit, bis hierher geht was, weiter nicht.

Rümmele selbst sagt, wer einmal Lehrer sei, bleibe es ein Stück weit. Er hoffe, er habe das nie überstrapaziert, er habe jedenfalls nie seine Politikerkollegen als Schüler gesehen.

Kritik an Bildungspolitik

Mehr Zukunftsorientierung hätte sich die SPÖ von Rümmele in Sachen Bildung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewünscht, hier habe die ÖVP geschlafen. Schulerweiterungen seien dauernd verschoben worden, es gebe zu wenig Kindergartenplätze für Dreijährige, und die größte Stadt des Landes habe erst eine Schule mit Ganztagesklassen. Hier habe die ÖVP zu lange in alten Bildern verhaftet gewesen.

Dass Andrea Kaufmann als Frau Bürgermeister einen Wandel bringen wird, erhoffen sich SPÖ, FPÖ und Grüne, dass sie sich in Bildungsangelegenheiten und Familienfragen gegen die Parteilinie stellen wird, bezweifelt die Opposition aber.

Wolfgang Rümmele

Rümmele wurde am 25. Oktober 1946 in Dornbirn geboren. Das Studium der Forstwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien schloss er im Jahr 1970 als Diplomingenieur ab. Von 1970 bis 1999 unterrichtete er am Bundesgymnasium Dornbirn Biologie und Geografie. Im Jahr 1980 wurde er in die Dornbirner Stadtvertretung gewählt. Von 1984 bis 1999 war er Vizebürgermeister und von 1999 bis 2013 Bürgermeister der Stadt Dornbirn. Wolfgang Rümmele ist verheiratet und Vater von drei Töchtern.

Mangelnde Transparenz vorgeworfen

Die Opposition warf Rümmele immer wieder mangelnde Transparenz in Verwaltungsangelegenheiten vor. In den letzten Jahren war Rümmele auch immer wieder mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Unter anderem sorgte ein Geräteschuppen für Wirbel. Auch die letzten Arbeitstage des Bürgermeisters vor seinem Pensionsantritt sind von brisanten Anschuldigungen überschattet: Gegen ihn wurde eine Anzeige wegen des Verdachts der Aktenfälschung eingebracht - mehr dazu in Schwere Anschuldigungen gegen Rümmele (vorarlberg.ORF.at; 21.4.2013)

Bekannt für seine Reden

Bekannt war Rümmele aber auch für seine launigen Reden, bei denen es oft etwas zu lachen gab, und seine Auftritte in der Fasnat und „im alta Häß“ auf dem Martinimarkt.

Erste Bürgermeisterin

Kaufmann wurde Mittwochabend - auch wenn SPÖ, FPÖ und Grüne Gegenkandidaten aufstellten - mit den Stimmen der ÖVP zur ersten Bürgermeisterin in Dornbirn gewählt: Dornbirn hat eine Bürgermeisterin. Die Opposition wollte mit den drei Gegenkandidaten ein Zeichen setzen - mehr dazu in Bürgermeister: Das Volk wird nicht gefragt.

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