Anschlag in Batschuns: Verdächtige ausgeforscht

Nach dem Brandanschlag auf das Flüchtlingsheim in Batschuns haben die Ermittler am Montagabend zwei Verdächtige ausgeforscht. Die beiden Männer wurden Montagabend einvernommen.

Die Polizei gab Montagabend keinerlei weitere Informationen zu den Verdächtigen bekannt. Sollte sich der Tatverdacht erhärten, werde es am Dienstag im Laufe des Vormittags weitere Details geben. Auch dazu, wie die Verdächtigen ausgeforscht wurden, gab es vorerst keine Details.

Als Hauptzeugen wurden am Montag auch die betroffenen Flüchtlinge, die Bewohner des ehemaligen Hauses der Frohbotinnen, befragt, sagte der Sprecher der Landespolizeidirektion, Stefan Morscher, Montagmittag. Die Befragungen seien sehr zeitaufwändig gewesen, weil die Fragen der Ermittler den Bewohnern in die jeweilige Muttersprache und die Antworten der Bewohner dann wieder zurückübersetzt werden müssen.

Im Visier der Ermittler ist die rechte Szene in Vorarlberg. Den harten Kern der Szene kenne man, dieser stehe auch unter Beobachtung, sagt Morscher.

Kaum Spuren im Tatortbereich

Spuren am Tatort werden derzeit ausgewertet. Viele gibt es allerdings nicht: Die einzige Spur, die zu den Tätern führen könnte, ist derzeit eine geborstene Flasche. „Wir wissen noch nicht genau, mit welcher Flüssigkeit sie gefüllt war“, berichtet Morscher. Entsprechende Auswertungen könnte es möglicherweise Dienstag geben.

Attacke auf Flüchtlingsheim in Batschuns

Unbekannte haben in der Nacht von Samstag auf Sonntag zwischen 2.30 Uhr und 2.45 Uhr einen Brandsatz an die Hauswand der Flüchtlingsunterkunft geworfen. Die brennende Flasche schwärzte in kurzer Zeit die Außenfassade ein. Zeugen haben dabei einen dunklen Pkw beobachtet.

Insgesamt 23 Menschen leben in dem Haus - darunter Familien, Einzelpersonen, sowie Alleinerziehende mit Kindern. Verletzt wurde aber glücklicherweise niemand. Für die Caritas steht nun die Betreuung dieser Menschen an erster Stelle, wie Martin Fellacher, der Leiter der Caritas-Flüchtlingshilfe, sagte. Warnsignale oder Vorzeichen habe es keine gegeben - im Gegenteil.

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Ein Beitrag von Birgit Hackspiel, Paul Grom und Markus Felder. In Interviews: Rainer Fitz (Landespolizeidirektion), Eftab Ahmed (Flüchtling aus Pakistan), Shazad Gil (Flüchtling aus Pakistan ), Peter Klinger (Direktor Caritas Vorarlberg), Martin Fellacher ( Leiter Caritas-Flüchtlingshilfe), René Ott (Nachbar).

Verfassungsschutz übernimmt Ermittlungen

Die Leitung der Ermittlungen nach dem Brandanschlag in Batschuns hat der Verfassungsschutz im Land übernommen, ein Zeichen, dass dieser Fall eine besondere Dimension hat, sagt Morscher. Das sei auch ein Zeichen nach außen und innen, dass es sich nicht um ein Bagatelledelikt handle.

Zeugen des Vorfalls oder Personen, die dazu Hinweise geben können, werden gebeten, sich mit dem Landesamt Verfassungsschutz, Tel. 059133 80 8002, in Verbindung zu setzen.

In alle Richtungen wird ermittelt

Wie die Polizei betonte, handelt es sich nicht um einen Lausbubenstreich. Rainer Fitz vom Landespolizeikommando bestätigte, es sei das erste Mal in 20 Jahren, dass ein Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft verübt worden sei. Zeugen beobachteten ein mit zwei Personen besetztes, dunkles Auto. Es habe auf der Fahrt nach Laterns beim Flüchtlingsheim angehalten.

Eine Person sei ausgestiegen und habe den Inhalt einer Flasche entzündet. Der Unbekannte habe die brennende Flasche gegen die Hauswand geschleudert. Dann sind die beiden offenbar weitergefahren. Sie drehten laut Augenzeugenberichten noch einmal um, um nachzusehen, ob es brennt. Erst dann hätten sie ihre Fahrt ins Tal fortgesetzt. Die Polizei ermittelt in alle Richtungen.

verrußte Auswand

Polizei

Polizeikontrollen werden verstärkt

Die Fahndungsmaßnahmen wurden noch sofort in der Nacht eingeleitet. Nach der versuchten Brandstiftung kontrolliert die Polizei nun die Asylunterkünfte verstärkt. Die Heimleiter der einzelnen Unterkünfte stehen mit den Polizeiinspektionen in ständigem Kontakt.

Sicherheitslandesrat Erich Schwärzler (ÖVP) betonte in einer Stellungnahme, zunächst müssten die Täter ermittelt werden. Dann würde man sehen, ob sie aus dem Ausland oder Vorarlberg kommen. Man habe bisher die Flüchtlings- und Asylpolitik erfolgreich umgesetzt. Das gelte auch in Zukunft, so Schwärzler.

Caritas entsetzt über Attacke gegen Flüchtlinge

Der verübte Brandanschlag sei in über 20 Jahren Flüchtlingsarbeit ein wahnsinniger Einzelfall, zeigen sich Caritas-Direktor Peter Klinger und Benno Elbs von der Diözese stark betroffen. Es habe Kinder, Jugendliche, Familien, Frauen und Männer u. a. aus Syrien, Pakistan und Tschetschenien getroffen.

„Die Radikalität und die Gewaltbereitschaft, die hinter einem derartigen Anschlag stehen, erschüttern uns zutiefst,“ heißt es in einer gemeinsamen Aussendung von Klinger und Elbs. „Denn ist es nicht gerade unsere Aufgabe, in jedem Menschen den Nächsten zu erkennen, der unsere Hilfe braucht. Es darf nicht sein, dass sich Gewaltbereitschaft und Hass über die Menschlichkeit erheben“.

Bis sich die Situation in Batschuns beruhigt, werden sich zusätzliche Betreuer der Caritas-Flüchtlingshilfe um die Asylwerber in Batschuns kümmern.