Zug steckte stundenlang fest

Fast vier Stunden steckten mehrere hundert Zugreisende am Samstag in einem ÖBB-Railjet auf Höhe Wald am Arlberg fest. Grund: eine durchhängende Oberleitung. Die Reisenden wurden wegen Stromschlaggefahr angewiesen, im Zug zu bleiben.

Der Railjet in Fahrtrichtung Wien musste am Samstag gegen 11.30 Uhr Halt bei Wald am Arlberg im Gemeindegebiet von Dalaas einlegen. Grund dafür war der Bruch eines Auslegers, heißt es vonseiten der ÖBB. Deswegen hing die Oberleitung wenige Zentimeter über dem Zugdach.

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Im Video zu sehen: Fernando Öhri (Fahrgast), Markus Burkhard, Hans Oberkofler (ÖBB-Betriebsmanager); Beitrag von Robert Rader, Reinhard Mohr, Christina Lachner

Zuggast spricht von schlimmen Zuständen im Zug

Stunden, nachdem der Zug zum Stehen kam, steckten die Reisenden immer noch fest. Zwar gelang etwa eine Stunde nach dem Halt, die Stromleitung zu erden, die Weiterfahrt erfolgte jedoch erst nach rund vier Stunden.

Zunächst war geplant, dass eine Diesel-Lok den Zug zurückschiebt. Dies funktionierte allerdings nicht, da ansonsten die Oberleitung abgerissen wäre. Somit wurde entschieden, die Leitung vor Ort zu reparieren. In weiterer Folge stellte sich heraus, dass die Lok des Railjets defekt war - für die Reisenden hieß es also, weiter zu warten.

Im Zug gab es indessen keinen Strom mehr, die Toiletten funktionierten nicht mehr. Fahrgast Kuno Riedmann (ehemals Präsident der Vorarlberger Wirtschaftskammer) spricht von schlimmen Zuständen, die im Zug herrschten. Ein junges Mädchen sei kollabiert - wohl weil sich der Waggon so aufgeheizt habe.

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Audio: Kuno Riedmann berichtet ORF-Redakteur Bernhard Schertler über die Situation der Fahrgäste im Zug

Keine Betreuung der Fahrgäste

Riedmann kritisiert das Krisenmanagement der ÖBB scharf. Es seien keine Helfer da gewesen, die die Fahrgäste betreuen - jedoch seien in beide Richtungen Züge, teilweise mit Holz beladen, vorbeigefahren. „Ich verstehe die ÖBB nicht. Wenn ihnen der Transport von Holz wichtiger ist als der Transport von mehr als 500 zahlenden Fahrgästen - ich verstehe die Welt nicht mehr“, so Riedmann.

Lokführer warnte: „Zug steht unter Strom“

Wie Riedmann erklärt, habe man nach Halt des Railjets über die Zugdurchsage mitgeteilt, dass der Zug unter Strom stehe, so Riedmann. Auch andere Fahrgäste bestätigten dies gegenüber Radio Vorarlberg.

Auch ORF-Redakteur Robert Rader wurde vor Ort vom Lokführer darauf hingewiesen, dass der Zug unter Strom stehe.

ÖBB beschwichtigte: Keine Stromgefahr

Mario Brunnmayr von der ÖBB beschwichtigte indes: Es habe keinerlei Gefahr für die Fahrgäste bestanden, der Zug sei nicht unter Strom gestanden. Die Anweisung, den Zug nicht zu verlassen, sei eine reine Sicherheitsmaßnahme gewesen.

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Audio: ÖBB-Sprecher Mario Brunnmayr

Fahrkosten werden an Kunden zurückerstattet

Rene Zumtobel, der für Vorarlberg zuständige Pressesprecher der ÖBB, entschuldigte sich am Samstagnachmittag im Namen der ÖBB bei allen betroffenen Fahrgästen. Man werde den kompletten Fahrpreis an die Kunden zurückerstatten.

Wie Zumtobel ausführt, seien mehrere Probleme zusammgekommen, wodurch die lange Stehzeit von vier Stunden zustande gekommen sei. Die Sicherheit der Kunden sei aber zu jeder Zeit gegeben gewesen.

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Video: ÖBB-Pressesprecher Rene Zumtobel im Gespräch mit Sonja Obexer (ORF Tirol)

Zug als sicherster Ort

Zumtobel führte im Gespräch mit Sonja Obexer (ORF Tirol) aus, dass der Zug in diesem Fall der sicherste Ort für die Fahrgäste gewesen sei. Ein Umsteigen in einen Ersatzzug wäre insofern problematisch gewesen, weil sich in diesem Bereich keine Bahnsteige befinden und man direkt in das Gleisschotterbett gestiegen wäre.

Zur Kritik von Kuno Riedmann, dass der ÖBB der Holztransport scheinbar wichtiger sei als der Transport der Fahrgäste erklärte Zumtobel, dass ein einziger mit Holz beladener Zug am Railjet vorbei gefahren sei. Genau von jenem Güterzug sei die Lok genommen worden, um den Railjet abzutransportieren.