Bischof Kräutler erhält Kunschak-Preis

Der aus Vorarlberg stammende Bischof der brasilianischen Amazonas-Diözese Xingu, Erwin Kräutler, hat am Dienstag den Großen Leopold Kunschak-Preis erhalten.

In seiner Rede anlässlich der Überreichung im Parlament in Wien warnte der 73-jährige Preisträger vor den Folgen der Zerstörung des Amazonas-Gebietes. „Der Mensch muss wieder im Mittelpunkt stehen, und nicht irgendwelche Mammutprojekte (Belo-Monte-Staudammprojekt, Anm.), die den Menschen unterordnen“, betonte Kräutler. Die Auszeichnung ist mit 5.000 Euro dotiert.

Der Leopold Kunschak-Preis wird seit 1965 jährlich für herausragende Arbeiten auf dem Gebiet der Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften von der ÖVP verliehen. Er ist nach dem österreichischen Politiker der Christlichsozialen Partei, Leopold Kunschak, benannt.

Der Bischof erinnerte daran, dass das Amazonas-Gebiet eine klimaregelnde Funktion für die ganze Welt habe: „Wenn es Amazonien nicht mehr gibt, dann gibt es uns alle nicht mehr“, unterstrich er. Alle Menschen seien daher aufgerufen, sich für die nächsten Generationen verantwortlich zu zeigen und daher an die Zukunft zu denken. „Die Wirtschaft hat nicht das Recht über die Menschen zu herrschen“, betonte Kräutler. Sie soll die Lebensqualität der Völker verbessern.

Der Vorarlberger nahm den Preis mit großer Freude entgegen - auch, wenn er in seinem Leben bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten hat. Er ist unter anderem Träger des Alternativen Nobelpreises 2010. Trotzdem betonte Kräutler: „Ich möchte sagen, dass jeder Preis besonders ist. Hinter jedem Preis steht eine Würdigung eines Auftrags für viele Menschen, die dahinter stehen.“

Seine Entscheidung vor mehr als 45 Jahren nach Brasilien zu gehen, habe er selbst gefällt, wie der Bischof bestätigte. Dies habe er bisher in keinem einzigen Augenblick bereut und versicherte: „Ich habe mein Leben Brasilien und vor allem Amazonien geweiht. Ich werde das Handtuch nicht werfen, solange Gott mir den Atem schenkt.“

Ferrero-Waldner hielt Laudatio

Die ehemalige EU-Kommissarin und Ex-Außenministerin Benita Ferrero-Waldner (V) hielt die Laudatio für den Preisträger: „Dieser Mann arbeitet am Gewissen der Welt, an der Gesundung der Seelen und der Gesellschaft. Man kann gar nicht anders als ihm zu danken und ihn dafür zu lieben“. Auch Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (V) würdigte Kräutlers Engagement im Kampf gegen die ökologische und soziale Zerstörung des Amazonas-Gebietes: „Diese Auszeichnung ist der Dank, was Sie für Brasilien und für uns alle getan haben. Sie sind für jeden Einzelnen von uns ein großes Vorbild.“

Bischof der Prälatur Xingu

Kräutler wurde am 12. Juli 1939 in Koblach in Vorarlberg geboren. Seit 1981 ist er Bischof der Prälatur Xingu, der mit 350.000 Quadratkilometern flächenmäßig größten Diözese Brasiliens. Der von der Befreiungstheologie geprägte Vorarlberger ist vor allem für seinen unermüdlichen Einsatz für die marginalisierten Indios, Kleinbauern und Landarbeiter bekannt. Kräutler gilt zudem als einer der engagiertesten Kämpfer gegen das Belo-Monte-Staudammprojekt in Brasilien. Am Xingu, einem fast 2.000 Kilometer langen Nebenfluss des Amazonas, soll bis 2015 das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt entstehen.