Mehrerau-Prozess: Altabt räumt Fehler ein

Das Zivilverfahren eines ehemaligen Missbrauchsopfers gegen das Bregenzer Zisterzienser-Kloster Mehrerau am Landesgericht Feldkirch ist am Donnerstag zum dritten Mal vertagt worden. Altabt Kassian Lauterer räumte als Zeuge Fehler ein.

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Videobeitrag von Gernot Hämmerle, Reinhard Mohr, Ingo Hammerer

Der heute 46-jährige ehemalige Heimzögling verklagt das Kloster Mehrerau auf 135.000 Euro Schmerzengeld und Verdienstentgang. Er soll in den 1980er Jahren von einem als pädophil bekannten Pater des Klosters missbraucht worden sein.

Abt wusste von Missbrauchs-Vorwürfen

Der ehemalige Abt Kassian Lauterer, der wegen einer Erkrankung beim vergangenen Termin nicht erschienen war, gab am Donnerstagvormittag vor Gericht an, dass er von den Anschuldigungen gegen den Pater gewusst habe. Ein führender Vertreter des Klosters habe ihm gesagt, dass die Kriminalpolizei gegen diesen Pater, der an der Schule unterrichtet, wegen sexuellen Missbrauchs ermittle. Das Opfer stamme aber nicht aus dem Kloster selbst, sondern aus der Umgebung der Mehrerau, sei ihm gesagt worden.

Dass der Pater wegen eines Vorfalls im Jahr 1967 rechtskräftig verurteilt worden war, habe Lauterer erst 2004 erfahren.

„Es war ein Fehler, nicht darüber zu sprechen“

Die Frage der Richterin, ob er denn mit dem Pater über die Vorwürfe gesprochen habe, beantwortete Lauterer klar mit „Nein“. Er könne sich jedenfalls nicht daran erinnern. Er habe auch keine weiteren Informationen gehabt. Im Nachhinein betrachtet sei das sicherlich ein Fehler gewesen, sagte Lauterer. Auch deshalb, weil der rechtskräftig verurteilte Pater nach wie vor als Lehrer und Erzieher tätig war.

Konsequenzen erst 15 Jahre später

Erst 15 Jahre später gab es dann Konsequenzen für den Pater, der inzwischen vom Abt als Schuldirektor eingesetzt worden war. Und dieser Fall beschäftigt nun das Gericht: Die Eltern eines Schülers (eben dieses heute 46-jährigen Opfers) hatten spät abends bei Abt Kassian vorgesprochen und ihn informiert, dass ihr Sohn mehrfach missbraucht und vergewaltigt worden sei. Der letzte Übergriff fand in einem Pfadfinderheim statt, das ebenfalls von diesem Pater geführt wurde. Der Pater wurde dann suspendiert und in eine Pfarre nach Tirol versetzt. Im Gegenzug verzichteten die Eltern auf eine Anzeige gegen den Pater.

Prozess

ORF

Der Zivilprozess wurde am Landesgericht Feldkirch verhandelt.

Abt konnte sich brutale Übergriffe nicht vorstellen

Bis heute habe er mit diesem Mann aber nicht über seine Taten gesprochen, sagte der Altabt Kassian Lauterer. Er habe sich derart brutale Übergriff nicht vorstellen können. Lediglich, dass von den Schülern vielleicht Nacktfotos gemacht worden seien, oder sie am Glied berührt worden seien.

Dass Kinder geohrfeigt wurden, sei früher öfters vorgekommen. „Das war eine andere Zeit“, so der Alt-Abt. Lauterer hatte bereits im März 2012 erklärt, dass sein 1968 verstorbener Vorgänger mögliches Wissen über eine Verurteilung nicht an ihn weitergegeben habe, und sich entschuldigt, dass sein damaliges Vorgehen gegen den Pater nicht ausreichend gewesen sei.

Zwei weitere Zeugen beantragt

Am Donnerstag wurde der Prozess am Landesgericht Feldkirch erneut vertagt. Die Klägerseite beantragte zwei weitere Zeugen, einen ehemaligen Mehrerau-Schüler und eine Frau, die damals als Sekretärin im Kloster arbeitete. Sie sollen Auskunft darüber geben, welche Stellung der Pater damals im Kloster innehatte. Diese Frage wird zentral sein bei der Entscheidung, ob die Ansprüche des 45-Jährigen verjährt sind oder nicht. Der Prozess wird vermutlich erst um den Jahreswechsel fortgesetzt.

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