Erster islamischer Friedhof eröffnet

In Altach ist am Samstag der erste islamische Friedhof Vorarlbergs offiziell eröffnet worden. Es ist der zweite in ganz Österreich, aber der erste, der gemeindeübergreifend betrieben wird. Auf 8.400 Quadratmetern ist nun Platz für rund 700 Gräber.

Es ist eine offene, übersichtliche Anlage, die Architekt Bernardo Bader geschaffen hat - am Eingang mit achtzackigen islamischen Ornamenten an einer Holzwand und rot eingefärbten Sichtbetonmauern, die die fünf nach Mekka ausgerichteten Felder kennzeichnen.

Zudem gibt es einen Raum für die rituelle Waschung, einen Gebetsraum und einen überdachten Bereich für die Verabschiedung der Toten. Ein Einzelgrab für 15 Jahre kostet rund 2.200 Euro. Neun Jahre haben Planung und Bau der Anlage gedauert. Die Kosten von 2,3 Millionen Euro haben Land, Gemeindeverband und islamische Gemeinschaften zusammen aufgebracht.

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Christine Amon berichtet von der Eröffnung

Lob für breite Akzeptanz

Der eigens für die Eröffnung angereiste Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) bezeichnet das Projekt als mustergültig. Wieder einmal sei hier Vorarlberg Vorreiter gewesen. „Ich habe schon erlebt, dass solche Vorhaben in anderen Regionen zu großer Aufregung geführt haben.“ Vor allem auch deshalb, weil man glaubte, solche Projekte möglichst schnell und ohne viel Aufmerksamkeit durchziehen zu müssen, um Widerstand zu vermeiden. „In Vorarlberg wurde hingegen ruhig und besonnen agiert sowie eine gute Kommunikation mit allen Beteiligten gewählt“, meinte Kurz. Wenn man es mit der Religionsfreiheit ernst meine, dann gehöre ein islamischer Friedhof im Land auch dazu.

„Die erfolgreiche Verwirklichung des Projektes war nicht selbstverständlich, das muss man ehrlich bekennen“, meinte Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) bei der Eröffnungsfeier. Für die breite Akzeptanz, die dem Bau des islamischen Friedhofes entgegengebracht worden sei, sei auch die gute Zusammenarbeit der Vorarlberger Gemeinden verantwortlich gewesen. „Es gab keinen offiziellen Widerstand gegen das Projekt“, erklärte Wallner.

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Im Beitrag von Raffaela Rudigier, Götz Wagner und Thomas Fenkart sehen Sie Attila Dincer (Projektbegleiter und Sprecher der islamischen Gemeinschaften), Gemeindeverbandspräsident Harald Sonderegger, Projektbegleiterin Eva Grabherr von „okay.zusammen leben“, Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz, Fuat Sanac (Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft Österreich (IGGiÖ))und Architekt Bernardo Bader.

Kirchliche Vertreter zufrieden

Die zahlreich anwesenden Vertreter der katholischen Kirche sehen mit dem Bau des islamischen Friedhofs die Religionsfreiheit verwirklicht.

Fuat Sanac, Präsident der islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, betonte die Bedeutung des neuen Friedhofes für die Integration: „Früher sagte man immer, Heimat ist dort, wo man geboren ist. Dann meinte man, Heimat sei dort, wo man satt werde. Ich glaube aber, dass Heimat dort ist, wo man gerne begraben sein will, dort, wo man seinen letzten Frieden findet.“

„Messbare Form der Integration“

Für Altachs Bürgermeister Gottfried Brändle ist der Friedhof nicht nur ein Ort der Ruhe, sondern auch das Ergebnis von Zusammenarbeit über Grenzen von Religion und Herkunft hinweg.

Für Integrationsexperte Attila Dincer ist er messbare Form der Integration: Heimat werde dann zur Heimat, wenn man das Gefühl habe, über den Tod hinaus willkommen zu sein.