„Klares Bekenntnis“ zum Passivhaus-Standard

Im Radio-Vorarlberg-Forum sprachen sich die Diskussionsteilnehmer grundsätzlich für die Beibehaltung des Passivhaus-Standards im sozialen Wohnbau aus. Eine flexiblere Handhabung wäre aber denkbar, so Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser.

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„Ist der Passivhaus-Standard schuld an den teuren Mieten?“ Diese Frage stand am 18. April beim Radio-Vorarlberg-Forum im Mittelpunkt. An der von ORF-Redakteur Martin Hartmann geführten Diskussion nahmen Architekt Carlo Baumschlager, Vogewosi-Geschäftsführer Hans Peter Lorenz, Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser (ÖVP) sowie Helmut Krapmeier, Spezialist für Passivhaus- und Solararchitektur vom Energieinstitut Vorarlberg teil.

Das Forum zum Nachhören:

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Nachdem ein Prüfbericht des Landesrechnungshofes Vorarlberg eine Abkehr vom Passivhaus-Standard bei gemeinnützigen Bauten nahelegte, wurde die Diskussion um Sinn und Leistbarkeit des Passivhaus-Standard entfacht.

Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser, Hans Peter Lorenz - Geschäftsführer der VOGEWOSI

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Karlheinz Rüdisser und Hans Peter Lorenz (v.l.)

In der Radio-Vorarlberg-Diskussion sprach Landesstatthalter Rüdisser „ein klares Bekenntnis“ zum Passivhaus-Standard aus. Man könne aber überdenken, ob dieser im sozialen Wohnbau immer „eine zwingende Voraussetzung“ sei, oder ob man nicht eine gewisse Flexibilität walten lassen sollte, die auf bestimmte Grundstücksgrößen und auf räumliche Situationen Rücksicht nehme. Grundsätzlich gelte es aber in künftigen Überlegungen miteinzubedenken, wie der ökologische Fußabdruck reduziert werden könne.

Rüdisser: „Saubere Analyse der Kostentreiber“

Das Wichtigste sei, so Rüdisser, eine saubere Analyse der Kostentreiber, bevor auf dieser Grundlage die Entscheidungen für die Zukunft getroffen werden könnten.

Im Bereich von Grund und Boden könne man ein partielles Marktversagen feststellen. Nun müsse man überlegen, welche Instrumente es hierfür bedürfe, um dem entgegenzutreten.

Baumschlager: Obergrenzen für Wohnfläche

Das Bauen produziere rund 60 Prozent der überdimensionierten Größe des ökologischen Fußabdruckes, machte Architekt Carlo Baumschlager deutlich. Deswegen müsse gerade dieser Faktor „in die Ecke getrieben werden“. Angesichts dieser Tatsache vom Passivhaus-Standard als Kostentreiber zu reden, erachtet er als verfehlt. Zudem müsse man sich auch überlegen, Obergrenzen für die stark ausufernde Wohnfläche pro Bewohner einzuführen.

Außerdem verwies Baumschlager auf die Möglichkeit der Erschließung neuer Geldquellen zur Kostendämmung im sozialen Wohnbau. Dabei wurde von den Forumsteilnehmern eine Besteuerung von Mehrerlösen durch Grundstücksumwidmungen zugunsten eines Sozialwohnungstopfes andiskutiert.

Architekt Carlo Baumschlager, Helmut Krapmeier Spezialist für Passivhaus und Solar-Architektur beim Energieinstitut Vorarlberg

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Carlo Baumschlager und Helmut Krapmeier.

„Größere Dichte“ als nächster Schritt

Des weiteren führte Baumschlager die Vergrößerung der Dichte in Vorarlberg - also sprich urbanere Strukturen - als nächsten Schritt an. Denn im Bereich des Passivhaus-Standards habe man das Plafond erreicht, was das Know-how beträfe.

Generell gelte es zu überlegen, welche Baukultur man in Vorarlberg haben wolle und im Rahmen der Kostendiskussion auch die Frage zu stellen, welchen Beitrag Architektur für die Kultur des Landes leiste.

Krapmeier: „Müssen noch besser werden“

Helmut Krapmeier vom Energieinstitut Vorarlberg machte im Rahmen der Diskussion darauf aufmerksam, dass energieeffizentes Bauen die einzige Baumaßnahme sei, die sich künftig finanziell rechnen werde. Es gäbe aber nach dem Passivhaus-Standard noch weitere Optionen - man müsse noch besser werden.

Für die Zukunft wünscht sich Krapmeier „weitere enkeltaugliche Lösungen“ für die Energieautonomie Vorarlbergs - auch im technischen Bereich. Denn dadurch könne in Zukunft die Sicherheit für leistbares Wohnen ermöglicht werden.

Im Bereich der Wohnbauentwicklung erhofft sich Krapmeier im städtischen Raum die langfristige Planung von Grünflächen und im ländlichen Raum die Rückorientierung zu alten Dorfstrukturen.

Hans Peter Lorenz: Leistbares Wohnen wichtig

Vogewosi-Geschäftsführer Hans Peter Lorenz verwies im Radio-Vorarlberg-Forum darauf, dass nicht nur der Passivhaus-Standard für die hohen Baukosten verantwortlich zu machen sei. Die massiven Kostensteigerungen im Wohnbau seien einer Vielzahl von Faktoren zuzuschreiben, waren sich die Experten einig.

Zudem bringe der politische Wunsch, dass auch im ländlichen Raum gemeinnützige Wohnanlagen errichtet werden, zusätzliche Kosten mit sich, machte Lorenz deutlich. Denn hier seien nur kleinere Wohnanlagen im Ausmaß von zehn bis 20 Wohnungen möglich.

Aus seiner Sicht das Wichtigste sei generell die Leistbarkeit des Wohnens - egal ob Passivhaus oder mit einem entsprechenden Alternativmodell.

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