Umfragen: Filzmaier warnt vor Überbewertung

Der Politikwissenschaftler Peter Filzmaier warnt vor der Überbewertung von politischen Umfragen. Es liege an der hohen Schwankungsbreite, dass zwei Umfragen mit unterschiedlichen Ergebnissen für die Landes-ÖVP veröffentlicht wurden.

Anfang dieser Woche veröffentlichte die Landes-ÖVP eine selbst in Auftrag gegebene Umfrage unter 400 Personen, in der ihnen die absolute Mehrheit von zwischen 50 bis 52 Prozent zugesagt wurde. Am Donnerstag wurde die Umfrage der „Vorarlberger Nachrichten“ mit 500 Befragten bekannt, die sie beim Meinungsforscher Edwin Berndt in Auftrag gegeben hatten und, die der Landes-ÖVP nur 44 Prozent prophezeite. Das hänge mit der relativ geringen Zahl der Befragten zusammen, so Filzmaier. Derzeit sei keinerlei Prognose möglich, wie die Parteien bei der nächsten Landtagswahl in zweieinhalb Jahren abschneiden würden.

Je nach Größe der Stichprobe gebe es einen Ungenauigkeitsfaktor von bis zu plus/minus fünf Prozent. Das würde bedeuten, dass die ÖVP irgendwo zwischen über 40 und knapp über 50 Prozent liege, erklärte Filzmaier. Dazu käme, dass es so weit entfernt von der nächsten Wahl viele Unentschlossene gebe, die noch nicht wissen, wen sie wählen würden.

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Audio: Hören Sie das Interview mit Politikwissenschafter Peter Filzmaier. Das Gespräch führte Erik Sandner.

Schlüsselfrage: „Hält die ÖVP die Absolute?“

Über die 44 Prozent für die ÖVP in der „VN“-Umfrage wundert sich der Politikwissenschaftler nicht. Die Werte Sausgrubers könnten nicht von einem Nachfolger so kurz nach dem Wechsel verlangt werden. Laut Filzmaier ist die Schlüsselfrage, ob der Rückgang so groß ist, dass die absolute Mehrheit gefährdet wäre. Das könne nicht allein von der Prozentzahl einer Umfrage beantwortet werden, denn es zähle die Mehrheit in den Mandaten und bei der Mandatsberechnung würden naturgemäß Kleinparteien, die es nicht in Landtag geschafft hätten, nicht berücksichtigt. Es könne also auch sein, dass der ÖVP ein Prozentwert von knapp unter 50 Prozent für die absolute Mandatsmehrheit nicht reicht.

Laut Filzmaier ist weder die Aussage zulässig, dass die absolute Mehrheit für die ÖVP unmöglich zu erreichen sei noch, dass die ÖVP leicht die Absolute erreichen könne. Die Umfrage beziehe sich auf alle Wahlberechtigten, die dort leben. Das Wahlergebnis werde sich aus den tatsächlichen Stimmen ergeben und wer in einigen Jahren zur Wahl gehen werde, sei jetzt noch unklar.

„Sonntagsfragen sind ein Gesellschaftsspiel“

„Sonntagfragen sind ein beliebtes Gesellschaftsspiel“, sagte Filzmaier. Es gehe darum, Parteifunktionäre zu motivieren oder zu demotivieren. Allerdings seien diese Umfragen auch für die Medien eine interessante Geschichte und es komme bei den Mediennutzern auch gut an. Der Wert dieser Umfragen sei manchmal so, als ob man darüber spekulieren würde, wer in den kommenden Jahren den Abfahrtsskilauf in Kitzbühel gewinnen wird. Es gebe Wahrscheinlichkeiten, aber sicher keine Antwort.

Berndt: „ÖVP bekommt derzeit keine Absolute“

Laut der Umfrage der „VN“ käme die Volkspartei bei der Landtagswahl nur auf 44 Prozent, dieser Wert liegt noch tiefer als beim Verlust der absoluten Mehrheit im Jahr 1999. Laut Berndt ist es für die ÖVP derzeit faktisch unmöglich, die Absolute Mehrheit zu erreichen.

Die FPÖ bliebe laut der „VN“-Umfrage mit rund 25 Prozent nahezu auf dem Niveau ihres Wahlergebnisses von 2009, die SPÖ holte um vier Prozentpunkte auf und eroberte mit 14 Prozent Platz drei zurück. Die Grünen lägen bei 13 Prozent, rund 2,4 Prozentpunkte über ihrem Ergebnis von 2009. Das BZÖ erreichte nur zwei Prozent und würde den Einzug in den Landtag nicht schaffen.

Berndt: „Alleinregierung ist unbeliebt“

Als Gründe für das Abschneiden der ÖVP bei der Sonntagsfrage nannte Berndt die unbeliebte Alleinregierung und Problemthemen wie etwa den Ärztemangel. Die ÖVP-Alleinregierung befürworteten nur 16 Prozent der insgesamt 501 befragten Vorarlberger. Eine schwarz-blaue Koalition fände dagegen bei 29 Prozent der Wähler Zustimmung, gefolgt von einer schwarz-grünen (19 Prozent) sowie schwarz-roten (18 Prozent) Regierungszusammenarbeit.

Direkt-Wahl: Wallner bekäme 45 Prozent

Bei der Möglichkeit, den Landeshauptmann direkt zu wählen, würden sich derzeit 45 Prozent für Wallner entscheiden, damit liegt er hinter Sausgrubers Werten. Wallners bisherige Arbeit als Landeshauptmann beurteilten 47 Prozent als „gut“ oder „sehr gut“. „Mittel“ war Wallners Performance für 28 Prozent, für „schlecht“ oder „sehr schlecht“ votierten neun Prozent, 16 Prozent hatten keine Meinung.

Im Vergleich mit Amtsvorgänger Herbert Sausgruber bezeichneten 38 Prozent Wallner als „gleich gut“, elf Prozent als „besser“. 18 Prozent befanden ihn für „schlechter“, zehn Prozent für „gleich schlecht“. 23 Prozent hatten sich keine Meinung gebildet.

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