Sohn von Königin Beatrix in Lebensgefahr

Der zweite Sohn der niederländischen Königin Beatrix, Friso, ist am Freitag in Lech am Arlberg von einer Lawine verschüttet worden und wurde in das Uniklinikum in Innsbruck geflogen. Er soll sich ein Schädel-Hirn-Trauma zugezogen haben.

Der 43-Jährige war mit einem Begleiter, einem 42-jährigen Einheimischen, im freien Skiraum unterwegs, als sich gegen 12.15 Uhr ein 30 Meter breites und 40 Meter langes Schneebrett löste und ihn erfasste. In Vorarlberg herrschte am Freitag Lawinenwarnstufe vier auf der fünfstelligen Skala. Laut dem Lagebericht der Vorarlberger Landeswarnzentrale konnten Lawinen damit bereits durch geringe Zusatzbelastungen, etwa schon durch einzelne Wintersportler, ausgelöst werden. Auch Fernauslösungen und Selbstauslösungen von Schneebrettlawinen hielten die Experten am Freitag für möglich.

Friso trug laut den Bergrettern einen Lawinenpieps bei sich, weshalb er von der Rettungsmannschaft relativ rasch gefunden und geborgen werden konnte, so Pia Herbst, Presseverantwortliche bei Lech-Zürs-Tourismus.

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Video: ORF-Reporterin Karin Stecher interviewt Markus Amann, Einsatzleiter Flugrettung Arlberg.

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Video: ORF-Reporterin Karin Stecher interviewt den Lecher Bürgermeister Ludwig Muxel.

Innerhalb von 20 Minuten geortet und geborgen

Während der Prinz verschüttet wurde, konnte sich sein Begleiter dank eines Lawinenrucksackes retten und die Einsatzkräfte zu Hilfe rufen, so Herbst. Friso wurde bei einer sofort eingeleiteten Suchaktion per Verschüttetensuchgerät innerhalb von 20 Minuten geortet und rasch geborgen, informierte der Lecher Bürgermeister Ludwig Muxel. An der Suche nach dem Prinzen beteiligten sich neben der Pisten- und der Bergrettung auch freiwillige Helfer der Skischulen sowie zwei Hubschrauber.

Wer die Lawine lostrat, war vorerst unklar, die Ermittlungen dazu sind laut Pia Herbst noch nicht abgeschlossen. Es wird wegen fahrlässiger Körperverletzung ermittelt.

„Zustand: Nicht außer Lebensgefahr“

Nach der Versorgung durch den Notarzt an Ort und Stelle wurde der 43-Jährige ins Krankenhaus geflogen. Der Niederländer musste reanimiert werden und wurde in das Universitätsklinikum Innsbruck geflogen.

Der Zustand von Prinz Friso ist laut der niederländischen Nachrichtenagentur ANP „stabil“, er sei „aber nicht außer Lebensgefahr“. Er befindet sich auf der Intensivstation - mehr dazu in Lawine: Prinz der Niederlande in Klinik Innsbruck.

Erst in einigen Tagen sei es laut den behandelnden Ärzten möglich, eine Prognose abzugeben, so die in Lech weilende Sprecherin des niederländischen Königshauses, Marianne Wiltjer, gegenüber der APA. Weitere Informationen lägen ihr derzeit nicht vor, sie wisse daher etwa auch nicht, ob der Prinz im Koma liege.

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Video: Portrait von Prinz Friso

Familie ist bei Prinz Friso

Die niederländische Königsfamilie ist am Freitag am Weg nach Innsbruck gewesen, um den von einer Lawine verschütteten Prinz Johan Friso zu besuchen. Nach Angaben der niederländischen Agentur ANP waren Kronprinz Willem-Alexander, dessen Frau, Prinzessin Maxima sowie der jüngste Bruder Constantijn und seine Frau Prinzessin Laurentien mit allen Kindern mit einem Regierungsflugzeug in Richtung Tirol unterwegs.

Ein Teil der Königsfamilie war am vergangenen Wochenende im Nobelskiort Lech angekommen und wollte zwei Wochen Skiurlaub machen, wie es schon früher regelmäßig vorkam. Dabei waren Königin Beatrix und der jetzt verunglückte Prinz mit seiner Frau. Lech ist auch bei anderen adeligen Familien sehr beliebt.

Prinz Friso: Vater von zwei Kindern

Prinz Johan Friso von Oranien-Nassau von Amsberg wurde 1968 in Utrecht als zweiter Sohn der damaligen Kronprinzessin Beatrix und ihres deutschen Ehemannes Claus von Amsberg geboren. Der flugzeugbegeisterte Prinz absolvierte an mehreren renommierten internationalen Universitäten technische und wirtschaftswissenschaftliche Studien, arbeitete unter anderem bei der Unternehmensberatungsfirma McKinsey und war Vizepräsident für Investmentbanking bei der Bank Goldman Sachs. Seit 2011 ist er für das britische Nukleartechnologieunternehmen Urenco tätig. Er lebt mit seiner Familie in London.

Im Juni 2003 geriet er in die Schlagzeilen, als er seine Verlobung mit der gleichaltrigen niederländischen Bankierstochter Mabel Wisse Smit bekanntgab. Die Heiratspläne mit der Bürgerlichen sorgten allerdings bald nicht mehr für einhellige Freude: Wenige Monate später machten in den Medien Gerüchte die Runde, die Braut habe in jungen Jahren ein intimes Verhältnis mit dem 1991 erschossenen Drogenboss Klaas Bruinsma gehabt.

Obwohl der Königshof die Berichte dementierte, lehnte es die Regierung ab, das Parlament um Zustimmung zur Heirat zu bitten - eigentlich eine Voraussetzung für die ordnungsgemäße Eheschließung für ein Mitglied des niederländischen Königshauses. Auch die Mehrheit der Niederländer glaubte den Beteuerungen des Brautpaares nicht. Doch der Prinz hielt zu seiner Braut und heiratete sie am 24. April 2004. Damit verzichtete Friso auf seinen Platz in der Thronfolge und seinen Titel „Prinz der Niederlande“. Seine beiden Töchter Luana (geb. 2005) und Zaria (geb. 2006) tragen den Titel „Gräfin von Oranien-Nassau“.