Geyer wird doch nicht Festspielintendant

Roland Geyer wird doch nicht Intendant der Bregenzer Festspiele. In einer Aussendung der Bregenzer Festspiele ist von „unüberbrückbaren Auffassungsunterschieden über die künstlerische Ausgestaltung und Umsetzung des Programms“ die Rede.

Der Vorstand der Bregenzer Festspiele Privatstiftung und der ab 2015 verpflichtete Intendant Geyer hätten einvernehmlich die Auflösung ihrer Zusammenarbeit beschlossen. Im Rahmen der gemeinsam begonnenen Konzepterstellung hätten sich unüberbrückbare Auffassungsunterschiede über die künstlerische Ausgestaltung und Umsetzung des Programms ab 2015 ergeben.

Intendantenstelle wird umgehend ausgeschrieben

„Die Intendantenstelle wird bereits im Februar 2012 neu ausgeschrieben. Dienstbeginn für den künstlerischen Leiter bleibt 2015. Eine Entscheidung zur personellen Besetzung soll bis Ende Festspielsommer 2012 getroffen werden“, hieß es vonseiten des Stiftungsvorstands. Das neue Präsidium werde dazu eine Findungskommission einberufen. Zudem solle die personelle Besetzung der Intendantenposition wie in der Vergangenheit mit dem Kuratorium der Subventionsgeber abgestimmt werden. David Pountney bleibe bis inklusiv 2013 im Amt und werde die Saison 2014 als „künstlerisch Verantwortlicher“ kuratieren und Regie bei „Die Zauberflöte“ (2013/14) führen, hieß es weiter.

Theater an der Wien-Intendant Geyer war erst Ende Mai 2011 als neuer Festspielintendant ab 2015 vorgestellt worden. Er sollte dem Briten Pountney (63) nachfolgen, der die künstlerische Leitung der Festspiele seit 2004 innehat. Ab 2016 sollte Geyer auch als Geschäftsführer fungieren.

Die 2002 gegründete Bregenzer Festspiele Privatstiftung ist alleinige Eigentümerin der Bregenzer Festspiele GmbH. Stifter sind der Verein der Freunde der Bregenzer Festspiele, die Republik Österreich, das Land Vorarlberg und die Stadt Bregenz.

Großes Bedauern bei den Festspielen

Der designierte Präsident der Bregenzer Festspiele, Hans-Peter Metzler, äußerte angesichts der Trennung von Geyer großes Bedauern. „Es tut uns sehr leid, dass die anvisierte, sehr erfolgversprechende Zusammenarbeit nicht zustande kommt“, sagte Metzler auf APA-Anfrage. Beide Seiten hätten in den vergangenen Monaten bei der detaillierten Konzeptarbeit festgestellt, „dass sich völlig verschiedene Auffassungen ergeben“. Obwohl man persönlich sehr zusammengewachsen sei, habe dies dazu geführt, „dass wir nicht mehr zusammenkommen“, so Metzler, der den Festspielen de facto bereits vorsteht.

„Unüberbrückbare Auffassungsunterschiede“

Die „unüberbrückbaren Auffassungsunterschiede“ über seine geplante Bregenzer Festspielintendanz seien nicht nur künstlerischer, sondern auch budgetärer Natur gewesen. Das sagt Roland Geyer im Gespräch mit der am Mittwoch erscheinenden Ausgabe des Magazins „News“: „Es ist wahr, dass ich bei Unterzeichnung des Vertrags im vergangenen Mai von anderen finanziellen Prämissen ausgegangen bin.“

„Es hat mir große Freude und riesigen Spaß gemacht, für die Festspiele 2015 bis 2020 ein völlig neues Konzept zu entwerfen. Es war schließlich der Auftrag des Stiftungsvorstands, Pionierschritte zu setzen. Also habe ich ein großes Opernfestival geplant, das im Wettbewerbskanon der Großen mitspielen sollte, mit Aix-en-Provence, Bayreuth oder Glyndebourne“, so Geyer, der bestätigt, dass seine Planungen u.a. 2015/16 ein Fest mit Shakespeare-Opern und 2017 bis 2019 ein dreiteiliges Nibelungenprojekt umfasst hätten. „Leider haben sich in den letzten Wochen unüberbrückbare Auffassungsunterschiede betreffend die künstlerische Umsetzung ergeben, sodass wir die Beendigung als beste Lösung erachteten.“

Geyer wollte jedes Jahr eine neue Seebühnenpremiere

Statt bisher zwei habe er drei bis vier Opernproduktionen pro Saison herausbringen wollen und dabei statt im Zweijahresrhythmus jedes Jahr eine neue Seebühnenpremiere vorgesehen. Es sei ihm allerdings nicht bewusst gewesen, „dass die Seeproduktion praktisch das gesamte Budget für alle weiteren Produktionen verdienen muss. Mit dem riskanten Wetterfaktor und dem daher immer kurzfristiger werdenden Kaufverhalten des Publikums war da eine langfristige, große Planung nicht mehr möglich. Und eine halbe Sache hat mich künstlerisch nicht interessiert.“

Von harschen Reaktionen auf seine Überlegungen, die Seebühne umzubauen, sei er „selber überrascht“ gewesen, sagt Geyer im „News“-Interview: „Ich habe damit weder gedroht noch jemanden unter Druck gesetzt - schon gar nicht die Politik, die sich offenbar angesprochen gefühlt hat. Ich habe nur gemeint, dass man eine demnächst anstehende größere Restaurierung gleich für eine Neukonzeption nützen soll. Das ist doch nichts Außergewöhnliches! Wenn ich vertragsgemäß einen Pionierschritt setzen soll, muss ich doch in jede Richtung überlegen dürfen.“

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