Brücke in Damüls
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Chronik

Damülser Brücke könnte die Bauwelt revolutionieren

Eine Brückensanierung in Damüls könnte die Bauwelt revolutionieren. Zum ersten Mal überhaupt wird dort eine große Brücke mit Carbon-Beton saniert. Diese Technik gilt als wegweisend, weil Carbon-Beton viel weniger Material und CO2 verbraucht als Stahlbeton. Kein Wunder also, dass Brückenbauer aus ganz Europa auf das Ergebnis gespannt sind.

Der Krumbach in der 330-Seelengemeinde Damüls im Bregenzerwald wird von einer Brücke überragt, die eine Spannweite von 120 Metern hat. Die Brücke wird derzeit saniert, mit einer neuen Art von Beton. Dabei wird mit Carbonfaser-Gittern gearbeitet – es ist weltweit das erste Mal, dass mit dieser Technik in so großem Maßstab gebaut wird. Die Umsetzung gilt als Sensation.

Beim diesem Textilbeton werden gestickte Netze zu Gittern verhärtet – und statt zehn Zentimeter dickem, schwerem Stahlbeton wird eine ganz leichte, dünne Carbonmatte aufgetragen. Das bedeutet: weniger Material, weniger Gewicht und trotzdem die gleiche Stabilität wie bei massiven Stahlbeton-Verstärkungen.

Gitter für den Beton
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Sendungshinweis: „Österreich-Bild“ :
„Eine Hightechfaser revolutioniert den Brückenbau“, 18.9.2022, 18.25 Uhr in ORF 2.

Herstellung der Carbongitter aufwändig

Vom Arbeitsablauf her sei die Sanierung der Brücke leichter als bei herkömmlichem Beton, sagt Polier Stefan Bischofer. „Das hat kein Gewicht und ist von der Festigkeit her identisch, wenn nicht sogar besser.“

Die Herstellung der Carbongitter ist hingegen kompliziert. Zuerst werden die Carbonfasern in einer Stickerei ganz konventionell auf eine Decke aufgebracht. Ein einziger Strang besteht aus 50.000 Einzelfäden. Der Carbonstaub leitet zudem elektrisch, das ist für Maschine und Sticker eine große Herausforderung. Als nächstes werden die Carbonfasern im Fixierprozess aus der Decke herausgelöst. Dann kommt Harz über das Netz und plötzlich handelt es sich um ein stabiles, starkes Gitter, das verformbar ist. Zum Schluss schaffen es die Techniker, dass das Carbongitter und der Beton eine stabile Verbindung eingehen.

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Beton
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Der Unterschied im Modell: Oben die zwei Zentimeter dünne Textilbetonschicht. Sie hat mindestens die gleiche Zugfestigkeit, wie die untere, über zehn Zentimeter dicke Stahlbetonschicht.
Gitter werden produziert
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Gitter werden produziert
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Material rostet nicht

„Der große Vorteil von Carbon-Beton ist, dass wir wegkommen von dicken Bauteilen. Dass es möglich ist, dünnere Bauteile herzustellen – vor dem Hintergrund, dass dieses Material nicht rostet“, erklärt Prof. Jürgen Feix von der Universität Innsbruck. „Wir brauchen also nicht eine riesen Beton-Schutzschicht, um den Rost zu vermeiden.“ So könne man viel leichtere Bauteile herstellen.

Das bedeutet viel weniger Ressourcenverbrauch und vor allem längere Lebenszeit. Damit rechnen sich die höheren Errichtungskosten von 15-20 Prozent.

Brücke
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„In Summe billiger“

Die Damülser Brücke werde wahrscheinlich noch 40 oder 50 Jahre in Betrieb sein, erklärt Norbert Plattner von der Straßenbauabteilung des Landes Vorarlberg. Würde diese besondere Technologie nicht angewendet, wäre wohl bis dahin nochmals eine Instandsetzung notwendig, „die natürlich auch entsprechende Mittel erforderlich macht“, so Plattner. „Mit dem Textilbeton erwarten wir, dass diese kommende Instandsetzung nicht mehr notwendig ist und in Summe ist es dann billiger als bei den herkömmlichen Instandsetzungsmethoden.“

Interesse in anderen Ländern

Inzwischen pilgern Ingenieure und Bauexperten aus Deutschland und der Schweiz nach Damüls. Sie haben ebenfalls viel Bedarf an Brückensanierungen. Schlägt die Carbon-Innovation am Bau durch, wird sie wohl viele Nachahmer finden.

Neuer Beton bei Brückensanierung im Einsatz

In Vorarlberg wird erstmals eine Brücke mit Carbon-Beton saniert. Carbon-Beton braucht viel weniger Material und verbraucht weniger CO2 als Stahlbeton. Die Technik wurde bisher noch nie bei so einem Großprojekt angewandt. Auch die Technische Universität Innsbruck hat ihren wissenschaftlichen Teil beigetragen.