Kardinal Schönborn
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Religion

Im Gespräch mit Kardinal Schönborn

Dem aus Schruns stammenden Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, wurde am Montag das Goldene Ehrenzeichen des Landes Vorarlberg überreicht. ORF Redakteur Stefan Krobath hat mit ihm über seine Verbleiben im Amt, den Ukraine-Krieg, die Flüchtlingslage und auch seinen „Lass Hirn regnen“-Sager gesprochen.

Kardinal Schönborn wird mit dem Ehrenzeichen für seine Verdienste um das Land Vorarlberg und die Diözese ausgezeichnet. Vor zwei Jahren hat Papst Franziskus Schönborns routinemäßiges Rücktrittsgesuch abgelehnt und den Kardinal im Amt belassen. Aber wie lange noch?

Sendungshinweis: „Vorarlberg heute“, 2. Mai 2022, 19.00 Uhr, ORF2V

Schönborn möchte im Dienst bleiben

„Im Dienst bleibe ich sicher, weil ich einfach so wie meine Vorgänger wie der Kardinal König bis kurz vor seinem Tod mit 99 Jahren immer noch aktiv war und immer bei den Menschen war. Das möchte ich auch weiter bleiben“, sagt Schönborn: „Ob ich dazu im Amt bin oder nicht, das soll der Papst entscheiden und muss er entscheiden und wird er entscheiden.“

Goldenes Ehrenzeichen für Christoph Schönborn

Am Montag hat der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, das Goldene Ehrenzeichen des Landes überreicht bekommen. Er wurde für seine Verdienste um das Land Vorarlberg und die Diözese Feldkirch ausgezeichnet.

Wenig Hoffnung auf Ukraine-Russland-Vermittlung

Im Ukraine-Krieg war Schönborn dank seines guten Verhältnisses zum Oberhaupt der russisch/orthodoxen Kirche als Vermittler im Gespräch. Hoffnung sieht der Kardinal aber im Moment nicht: „Es hat in dem Moment so ausgesehen, als könnte Wien und die Stiftung Pro Oriente, deren Vorsitzender ich bin, die die Kontakte mit der russisch orthodoxen Kirche durch Jahrzehnte gepflegt hat, da eine Rolle spielen könnte. Aber die Waffen sind lauter.“

Bei Flüchtlingen darf es keine Diskriminierung geben

Bernd Klitsch, der Leiter der Caritas Flüchtlingshilfe, spricht von einer Zweiklassengesellschaft: Ukrainische Flüchtlinge seien willkommen, die anderen nicht. Darauf angesprochen meint der Kardinal: „Das ist verständlich, das ist Nachbarschaftshilfe und die Ukraine ist uns in diesem Sinne einfach nahe. Aber eines gilt
auf jeden Fall: Erstens müssen Flüchtlinge rechtlich als Flüchtlinge behandelt werden, egal wo sie herkommen.“

Das sei internationale Flüchtlingskonvention und da dürfe es keine Diskriminierung geben: „Meine Mutter hat in dem Interview zum hundertsten Geburtstag gesagt: Keiner verlässt seine Heimat freiwillig. Das ist bei uns der Fall gewesen 1945. Und das ist für die Afghanen und die Syrer heute noch dasselbe.“

„Herr, lass es Hirn regnen“ wünscht er uns allen

Schönborn hatte in der ORF-Pressestunde in Richtung Coronavirus-Verschwörungstheoretiker gesagt: „Herr, lass es Hirn regnen“ und wurde daraufhin von Bischof Schwarz aus Sankt Pölten scharf kritisiert, der Kirchenaustritte befürchtete. Schönborn steht zu seinem Sager: „Ich habe gemeint, die, die den abstrusesten Verschwörungstheorien anhängen – und die findet man in allen Lagern – denen habe ich gewünscht, dass ihnen Gott etwas mehr Hirn gebe. Und ich wünsche es uns allen.“