„9 Plätze – 9 Schätze“

Kandidat drei: Der Wiegensee

Wer diesen Schatz finden möchte, muss sich zuerst ein bisschen anstrengen. Der Wiegensee liegt oberhalb von Partenen im Montafon auf über 1.900m Höhe und kann nur zu Fuß erreicht werden. Eineinhalb bis zwei Stunden Gehzeit sind nötig und vermutlich auch ein paar Schweißperlen, aber in diesem Naturparadies ist auch schon der Weg das Ziel.

Die Wanderung rentiert sich, sie führt durch die außergewöhnliche Landschaft des Europaschutzgebiets Verwall. Dieses Gebiet ist 120 Quadratkilometer groß und somit das größte Schutzgebiet in Vorarlberg. Es ist sogar größer als vier der sechs österreichischen Nationalparks. Es gibt unzählige Möglichkeiten für Wanderungen und ganz egal ob man zur Verbella Alpe, zur Heilbronner Hütte, zum Zeinissee oder zum Wiegensee wandert, die imposante Bergkulisse ist überall ein Erlebnis.

Fotostrecke mit 10 Bildern

Am Wiegensee, Montafon
Hanno THURNHER
Am Wiegensee, Montafon: Hier ist Baden allerdings verboten.
Steg am Wiegensee
Hanno THURNHER
Steg am Wiegensee
Wanderer am Wiegensee, Montafon
Hanno THURNHER
Wanderer am Wiegensee, Montafon
Hochtal um das verfallene Schutzhaus Versalhaus, Partenen, Montafon
Hanno THURNHER
Hochtal um das verfallene Schutzhaus Versalhaus, Partenen, Montafon
(verblühte) Alpenanemone
Hanno THURNHER
(verblühte) Alpenanemone
Abgestorbener Baumstamm zwischen Felsen, Tafamunt
Hanno THURNHER
Abgestorbener Baumstamm zwischen Felsen, Tafamunt
Blick auf Kleiner- und Großer Litzner sowie Seehorn, von Tafamunt
Hanno THURNHER
Blick auf Kleiner- und Großer Litzner sowie Seehorn, von Tafamunt
Der Wiegensee im Montafon ist umgeben von Latschenmooren, Mooraugen und Verlandungsmooren.
ORF
Weg von Tafamunt zum Wiegensee, Montafon
Hanno THURNHER
Weg von Tafamunt zum Wiegensee, Montafon
Vendulabach, Tafamunt, Partenen
Hanno THURNHER
Vendulabach, Tafamunt, Partenen

Von Bergen umgeben

Die Hochgebirgslandschaft ist noch sehr naturnah, Gams und Steinbock fühlen sich ebenso zuhause wie Birkhuhn, Schneehuhn, Wanderfalke oder Steinadler. Und somit gilt es, genau zu schauen und die Ohren offen zu halten, vielleicht kreist in der Luft ja ein Adler, möglicherweise pfeift auch irgendwo ein Murmeltier und mit etwas Glück ist an den steilen, grasbewachsenen Bergflanken sogar ein Steinbock zu erkennen.

Friedlich eingebettet in einer Wiege

Am südlichen Rand des Europaschutzgebiets Verwall befindet sich ein weiteres, speziell ausgewiesenes Schutzgebiet: der Wiegensee. Dieser kleine Moorsee liegt am Fuße der Versalspitze malerisch eingebettet in einer Hangverebnung, der so genannten Wiege. Sie ist durch die Gletscher geschaffen worden, als diese geschmolzen sind, sind gleich mehrere Seen zurückgeblieben.

Ein Ufer, das keines ist

Die Moorlandschaft rund um den Wiegensee ist international von Bedeutung, sie weist nämlich ein spannendes Phänomen auf: Gräser und Moose wachsen vom Ufer her auf die Wasseroberfläche hinaus und bilden dort mit der Zeit ein dichtes Geflecht. Diese Pflanzendecke, die auch „Schwingrasen“ genannt wird, schaut auf den ersten Blick vielleicht stabil aus, sie ist es aber nicht. Wer sie betritt, würde einsinken und dabei den Schwingrasen und somit den gesamten Moorkomplex schwer beschädigen.

Stege für einen behutsamen Besuch

Es ist streng verboten, sich im Wasser zu erfrischen, schließlich müsste man dafür den Uferbereich betreten und würde die empfindlichen Moorpflanzen kaputt machen. Eine fatale Angelegenheit, schließlich sind die Sommer auf rund 2000 Meter Höhe sehr kurz, die Pflanzen haben viel zu wenig Zeit um sich zu erholen und wieder zu wachsen. Für die Wanderer wurden daher extra Stege angelegt, damit der sensible Moorkörper nicht beschädigt wird, schließlich soll dieser Schatz ja noch länger zu bewundern sein…

Steg am Wiegensee
Hanno THURNHER

Schönheit mit Ablaufdatum

Und doch können wir die Zukunft des Wiegensees bereits erahnen, er wird irgendwann wohl verlanden. Das lässt sich jetzt schon an den Weihern in der unmittelbaren Umgebung beobachten, deren Wasserkörper zum Teil bereits fast vollständig mit Pflanzenmaterial gefüllt sind. Wie lange das dauern wird, lässt sich schwer abschätzen. Wir sprechen aber vermutlich von einem längeren Zeitraum, vielleicht sogar von Jahrhunderten.

Bestes Heu und beschwerliche Mahd

Im Bereich des Wiegensees gibt es einige von Felsen eingerahmte, steile Wiesen, die einst sogar bewirtschaftet wurden. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts mähten Bauern die steilen Hänge und lagerten das Heu, das als das beste und nährstoffreichste überhaupt galt, in Hütten ein. Erst im Winter wurde es dann unter nahezu lebensgefährlichen Bedingungen mit Schlitten oder auf dem Rücken ins Tal transportiert. Heute erfreuen sich Gämsen und Steinböcke an den steilen, grasbewachsenen Bergflanken – für sie sind die vielen Kräuter und Gräser eine wichtige Nahrungsquelle.

Der Blick über den Wiegensee in Richtung der Berggipfel kann zu einem ganz speziellen Moment werden. Die Natur hat diesen Moorsee einst geschaffen, seine Entwicklung ist noch lange nicht zu Ende. Der Mensch darf dieses Schauspiel genießen, mit großer Vorsicht, als achtsamer Gast…

Kontakt:
Gemeinde Gaschurn-Partenen
Dorfstraße 2
6793 Gaschurn
www.gaschurn-partenen.at

Silvretta-Bielerhöhe
Silvrettastraße
6794 Partenen
www.silvretta-bielerhoehe.at

Anreise:
Öffentlich: Vom Bahnhof Bludenz mit der Montafonerbahn nach Schruns und weiter mit dem mbs Bus bis nach Partenen oder bis zur Bielerhöhe.

Auto: von der Autobahn-Abfahrt Bludenz-Montafon auf der Montafonerstraße L188 bis nach Partenen (Tafamuntbahn) oder von dort weiter über die mautpflichtige Silvretta-Hochalpenstraße zur Bielerhöhe.

Egal von welcher Seite man kommt, der Fußweg zum Wiegensee dauert eineinhalb bis zwei Stunden.