Gefällte Buche
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Chronik

„V HEUTE fragt nach“: 100 Jahre alte Buchen gefällt

Bürger aus Feldkirch haben sich an das „Vorarlberg heute“-Team gewendet, weil im Ortsteil Tosters zwei angeblich gesunde Buchen gefällt wurden. Für die Kritiker sind die gefällten Bäume ein Symbol für eine viel zu radikale Schlägerung in den heimischen Wäldern. „V HEUTE“ hat nachgefragt.

Sendungshinweis:
17. Juni 2021
Vorarlberg heute

Der Biologe Eugen Michler ist einer der Kritiker der Fäll-Aktion in Tosters: „Mir fällt auf, dass auch an anderen Orten immer wieder Kahlschläge gemacht werden. Auch wenn irgendwo ein kranker Baum oder ein paar kranke Bäume gefällt werden müssen, werden Kahlschläge gemacht und auch die gesunden Bäume im mittleren Alter mitgefällt“, so Michler.

Forstaufseher: Klimawandel hat Folgen

Der zuständige Forstaufseher der Stadt Feldkirch, Elmar Nöckl, sagt dagegen, von einem allgemeinen Kahlschlag könne keine Rede. Aber der Klimawandel habe Folgen und so setze man auf klimaresistentere Bäume: „Wir sehen bei den Bäumen schon länger einen Stressfaktor“, so Nöckl, der von „Bestandsumwandlungen“ spricht, mit denen „vermehrt Laubholz eingebracht“ werde. „Die Tendenz zum klimafitten Wald wird von uns schon länger praktiziert“, so Nöckl.

Baumstamm ragt in die Luft, ohne Äste
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Buche in Feldkirch-Tosters

Alte Bäume leisten großen Klima-Beitrag

Gerade fürs Klima könnten jedoch auch nur zwei einzelne Buchen, die mehr als 100 Jahr alt waren, sehr viel leisten, sagt der ehemalige Biologielehrer Michler und unterstreicht seinen Ärger mit Daten: Ein solch großer Baum, wie der in Tosters gefällte, binde eine Tonne Feinstaub pro Jahr. Um eine einzige Buche zu ersetzen, müssten 2.000 Jungbäume gepflanzt werden – Kostenpunkt 150.000 Euro.

Zudem binde solch ein Baum etwa sechs Tonnen Co2 und speichere Wasser. „Zum Beispiel gibt so eine Buche in der Größe ungefährt 400 Liter Wasser im Sommer ab. All diese Werte müssen wir auch berücksichtigen“, sagt Michler.

Förster: Ast stürzte auf Gehweg

Das werde sehr wohl alles bedacht, sagt der Förster, doch dem gegenüber steht eine für ihn entscheidende Frage – nämlich die der Haftung. Einer der Bäume sei gefällt worden, weil ein Ast auf den Fußweg neben dem Baum gefallen sei, das habe ein Bürger mitgeteilt. Darauf habe man sofort die Wege gesperrt. Pilze im Stammbereich hatten demnach der Buche zusätzlich zugesetzt. Aber mitten im Wald – und nicht neben einem Fußweg stehend – hätte der Baum vielleicht überlebt, bedauert Elmar Nöckl.

Gefällte Buchen

Passend zur Woche des Waldes geht es in unserer Serie „V Heute fragt nach“ um zwei gefällte Rot-Buchen in Tosters. Beide waren mehr als hundert Jahre alt – und angeblich gesund. Mehrere Zuseher, darunter ein ehemaliger Biologie-Lehrer, haben sich an uns gewandt. Für ihn sind die gefällten Bäume ein Symbol für eine viel zu radikale Schlägerung in unseren Wäldern.