Äußerst idyllisch liegt auf einer kleinen Ausbuchtung das geschichtsträchtige „Seehotel am Kaiserstrand“. Dieses Hotel ist auch der Grund, warum der Platz seinen Namen trägt. Das Haus wird zwar erst seit neun Jahren wieder für den Tourismus genutzt, aber 100 Jahre zuvor war es schon einmal ein Hotel – und zwar ein sehr edles. Es war mit 250 Betten ausgestattet und hatte einen Kurgarten, eine Musikhalle, Tennisplätze, ein Badehaus, ein eigenes Strandbad und einen Landungssteg für die Bodensee-Dampfschifffahrt.
9 Plätze – 9 Schätze: Kaiserstrand
Der erste Kandidat aus Vorarlberg ist der Kaiserstrand in Lochau.
Das Hotel war äußerst begehrt und wurde als das schönste, größte und komfortabelste Haus zwischen Zürich und München bezeichnet. Es gibt Erzählungen, wonach die Gäste an einem einzigen Abend 360 Flaschen Champagner getrunken haben sollen.
Kaiserliche Ehren
Als Krönung erhielt der damalige Besitzer des Hotels von Kaiser Franz Joseph I. die hochoffizielle Erlaubnis, sein stolzes Werk auch mit einem stolzen Namen zu schmücken, und so wurde das Haus zum „Kaiser-Strand-Palast-Hotel“. Kaiser Karl I., der letzte Monarch aus der Habsburger-Dynastie, war 1917 mit seiner Gattin Zita einmal kurz am Kaiserstrand.
Turbulente Zeiten für das Bauwerk
Schon bald kamen aber schwere Zeiten auf das Hotel zu. Das Schicksal meinte es nicht gut mit dem Hotelier und die immensen Investitionen sowie der Ausbruch des Ersten Weltkriegs trieben ihn in den Konkurs. In den Jahren darauf wechselte das Haus mehrfach seinen Besitzer. Es diente als Erholungsheim für Beamte, als Notunterkunft für Flüchtlinge aus dem Sudetenland, es wurde zur Reichszollschule umgewandelt und im Zweiten Weltkrieg als Reservelazarett der deutschen Wehrmacht genutzt.
Nach dem Krieg wurde es zur Kaserne, zuerst zogen die Franzosen ein, nach dem Abzug aller Besatzungstruppen aus Österreich diente die Kaserne dem Österreichischen Bundesheer. Sie war zwar verwahrlost, dennoch hat manch einer behauptet, sie sei die schönste Kaserne gewesen, die das Österreichische Bundesheer je besaß. Viele Jahre wurden in der „Rhomberg Kaserne“ Soldaten ausgebildet – bis das Gebäude 1998 ausgedient hatte und jahrelang leer stand.
Zurück zum Juwel
Nach langen und zähen Verhandlungen bekam das knapp 20.000 Quadratmeter große Gelände im Jahr 2005, zum bisher letzten Mal, einen neuen Eigentümer. Eine Investorengruppe hatte das Ziel, das Juwel am Bodenseeufer wieder seiner ursprünglichen Bedeutung zuzuführen: Es sollte wieder ein touristisches Zentrum werden. Die Investitionen waren enorm, rund 45 Millionen Euro flossen in die Renovierung und den Umbau. Neben einem Hotel mit 102 Zimmern gibt es auch wieder ein Badehaus. Es wurde direkt in den Bodensee gebaut und gilt als Vorzeigeprojekt der Vorarlberger Holzbaukunst. Es steht auf 30 Stahlbeton-Stützen, ist aus Vorarlberger Weißtanne gefertigt und über einen 42 Meter langen Steg zu erreichen.
Draußen angekommen, hat man das Gefühl, aufs weite Meer zu blicken. In Richtung Westen ist der Bodensee nämlich so lang, dass kein Ufer zu sehen ist. Auf dem Dach ist Sonnenbaden möglich, in der unteren Etage wird für das kulinarische Wohl gesorgt. Kein Wunder, dass dieser Platz eine beliebte Location ist, um besondere Anlässe zu feiern! Unvergessen bleibt ein Sonnenuntergang direkt am Bodensee. Kaiserlicher kann ein Abend kaum zu Ende gehen.
Aber es gibt noch etwas, das den Platz zu etwas Besonderem macht. Die kaiserlichen Ehren werden nämlich gleich zwei Gemeinden zuteil. Das Seehotel steht auf dem Gemeindegebiet von Lochau, der Strand und das Badehaus gehören allerdings zu Bregenz. Die Gemeindegrenze verläuft teilweise mitten durch die Gartenanlagen.
Ein Genuss wie früher
Radeln, flanieren, baden, ein paar freie Stunden genießen, die Seele baumeln lassen oder einfach nur aufs Wasser schauen und die Schwäne beobachten – der beeindruckende Strandabschnitt am Bodensee lässt niemanden unberührt. Wer Interesse hat, taucht zusätzlich ein in die Geschichte des dort vorhandenen Mauerwerks. So wird verständlich, warum die Gäste diesen Ort schon vor hundert Jahren so geliebt haben.
So finden Sie zum Schatz:
Auto: Von Bregenz auf der L190 nach Lochau, der Kaiserstrand liegt auf der linken Seite.
Bahn: Haltestelle Lochau-Hörbranz, der Kaiserstrand ist in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen.