Hoch kritisiert Abschiebung von Lehrlingen

Der Lecher Hotelier Gregor Hoch hält die Abschiebung des Gastronomielehrlings Qamar Abbas für sehr fragwürdig - aus gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Gründen. Auch zu den Themen Schneesicherheit und hohe Arbeitskosten kommen von Hoch klare Worte.

Sendehinweis

Das ganze Samstagsinterview hören Sie heute in den Mittagsnachrichten um 12.30 Uhr in ORF Radio Vorarlberg.

Als vor sechs Wochen ein pakistanischer Gastronomielehrling von der Polizei festgenommen und später abgeschoben wurde, entbrannten heftige Diskussionen. Die Bundesregierung hatte ursprünglich zugesagt, dass Asylwerber auch bei einem negativen Bescheid bleiben dürfen, wenn sie eine Lehre machen. Derzeit machen rund 90 Asylwerber in Vorarlberg eine Lehre.

Gregor Hoch

Sonnenburg Lech

Gregor Hoch

Auch von Hoch, Hotelier und promovierter Wirtschaftswissenschafter, kommt Kritik: „Ein Gesetz zu haben, das Leuten, die integriert sind, die arbeiten wollen, die bereit sind, österreichische Hotellerie, österreichischen Tourismus, österreichische Gastronomie zu lernen und zu unterstützen, abzuschieben, halte ich für einen Fehler.“ Es sei immer wieder schwierig, Mitarbeiter zu finden. Seiner Meinung nach sollte man Menschen „freudig“ aufnehmen, die bereit seien, in Versicherungssysteme einzuzahlen und Steuern zu zahlen: „Damit die Gesellschaft funktioniert.“

Zur Personalsituation in den Wintersportregionen der Beitrag von ORF-Redakteurin Dorothea Schertler.

„Jeder Mitarbeiter, der gerne kommt und guten Job macht, ist willkommen. Der Tourismus lebt davon, dass Menschen aus aller Herren Länder zu uns kommen. Und es ist eine Bereicherung für ein Unternehmen, wenn man verschiedene Perspektiven aus verschiedenen Kulturen von verschiedenen Menschen vereinen kann,“ sagt der ehemalige Präsident der Hoteliervereinigung Gregor Hoch.

Gregor Hoch im Gespräch mit ORF-Redakteur Peter Metzler.

Hoch wünscht sich auch mehr Mobilität der Arbeitskräfte. Ein Koch aus Wien würde in der Wintersaison leicht einen Job in Vorarlberg finden. Seinen Job als Unternehmer versteht er so, dass er Arbeitsplätze zur Verfügung stellt, die für die in Frage kommenden Menschen interessant sind. Und das gelte für Pendler genauso wie aus Tirol, Norddeutschland oder Griechenland.

Schneesicherheit

Schneefälle sind für die nächsten Tage zwar angesagt, es bleibt vor dem Beginn der Wintersaison aber einmal mehr die Ungewissheit, ob die Menge für ein echtes Wintererlebnis ausreicht.

„Unsere Hausaufgabe als Hotelier ist, ein Produkt zu entwickeln, die dem Gast die Frage beantwortet, warum genau soll ich zu dir kommen – mit oder ohne Schnee.“ Es gebe in der Wirtschaftsgeschichte genügend Beispiele, bei dem ein Unternehmen mit einem Produkt angefangen und mit einem ganz anderen aufgehört hat. Als Beispiel nennt er das finnische Unternehmen Nokia, das früher mal Gummistiefel produziert hat.

Die Hoteliers seien aufgefordert, Produkte zu entwickeln, die bei Schnee gut funktionieren, aber eben auch ohne Schnee. Was der Klimawandel im inneralpinen Raum konkret bedeutet, lasse sich schwer vorhersagen.

Hohe Arbeitskosten

Eine Umfrage der Hoteleiervereinigung von Oktober 2018 belegt, dass 43 Prozent der befragten Betriebe für die jetzige Wintersaison kein Umsatzplus oder sogar Rückgänge erwarten.

Für Nachfragerückgang gebe es viele Gründe, sagt Hoch. Wichtiger sei das Thema „Steuern auf Arbeit“. Seit bald 20 Jahren verspreche die Regierung, dass die Lohnnebenkosten gesenkt würden. Grundsätzliche Änderungen habe es jedoch keine gegeben.

Laut Statistik Austria sind die Arbeitskosten innerhalb des vergangenen Jahres um 5,6 Prozent gestiegen. Und von diesen großen Steigerungen komme nur der kleinste Teil wirklich bei den Mitarbeitern an.

Würde man also von der Frage ausgehen, was wirklich gut und hilfreich für die Hoteliers sei, dann liege die Antwort seit mindestens zwei Jahrzehnten auf dem Tisch, so Hoch: „Da geht es um die hohe Abgabenquote, um hohe Arbeitskosten. Und ich spreche nicht von zu hohen Löhnen. Jeder Euro mehr für den Arbeitnehmer bedeutet rund 2,50 Euro mehr auf der Arbeitgeberseite und da ist irgendwo einfach die Luft aus.“