Schönenbach: Zeugnis bäuerlicher Tradition

Ein Besuch in Schönenbach ist fast ein wenig wie ein Blick zurück in die Vergangenheit. Wer durch die kleine Vorsäß-Siedlung spaziert, wird staunen über die alten und doch liebevoll erhaltenen Holzhäuser, die nostalgischen Hütten und Ställe. An manchen Tagen wird die Ruhe nur gebrochen durch das Glockenläuten der vielen Kühe.

Schönenbach zählt zu den schönsten Vorsäß-Siedlungen in Vorarlberg, sie liegt im Hinteren Bregenzerwald auf einem weiten, rund 1.200 Meter hohen Talboden und gehört zum Gemeindegebiet von Bezau.

Auf dem Straßenweg ist sie allerdings nur über Bizau erreichbar, von dort schlängelt sich eine Mautstraße sanft ansteigend in vielen Kurven durch den Wald. Schon während der Anfahrt erhalten Besucherinnen und Besucher einen ersten Vorgeschmack auf die malerische Landschaft in diesem Gebiet.

Ein Bild wie gemalt

Am Parkplatz bleibt das Auto stehen, die letzten 200 Meter bis Schönenbach dürfen zu Fuß zurücklegt werden. Und das ist gut so, denn das Gefühl, das einen umgibt, wenn nach der Kurve plötzlich der Blick auf die Siedlung mit der kleinen Kapelle frei wird, ist unbeschreiblich. Man kann spüren, dass einem gerade ein ganz besonderes Fleckchen Erde zu Füßen liegt.

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Dreistufenlandwirtschaft wie früher

Ihren Namen verdankt die Siedlung dem kleinen Fluss, der sich durch die Landschaft schlängelt – dem Schönenbach. Das Häuser-Ensemble ist erstmals im Jahr 1491 urkundlich erwähnt worden, schon seit Jahrhunderten dient das sanfte Tal zwei Mal im Jahr als Viehweide, auch heute noch. In Schönenbach wird nämlich noch immer die landwirtschaftliche Dreistufenwirtschaft betrieben – eine jahrhundertealte, bäuerliche Tradition, die durch die österreichische UNESCO-Kommission zum nationalen immateriellen Kulturerbe ernannt wurde. Ende Mai kommen die 15 Bauernfamilien aus Bezau und Bizau mit ihrem Vieh aus dem Tal ins Vorsäß, die Tiere grasen die saftigen Weiden ab und ziehen dann weiter auf die höher gelegenen Alpen. Im Spätsommer kehrt der Tross auf die Vorsäße zurück, wo das Gras inzwischen wieder nachgewachsen ist. Im Herbst geht’s in feierlichen Alpabzügen zurück ins Tal.

Wenn die Kühe in Schönenbach Station machen, wird die frische Milch in der Gemeinschaftssennerei sofort zu Käse und Butter verarbeitet. Genau das ist es auch, was viele Gäste nach Schönenbach zieht. Die Käsknöpfle, die im Jagdgasthaus Egender serviert werden, sind weit über die Grenzen hinaus bekannt, die genaue Mischung ist und bleibt ein gut gehütetes Geheimnis.

Wanderung in die Schneckenlochhöhle

Die Siedlung ist zwar nicht ganzjährig bewohnt, aber dennoch ist hier Sommer wie Winter etwas los: Es gibt einige Wanderwege ab Bezau, Bizau, Sibratsgfäll und Egg-Schetteregg und auch einen kleinen Rundwanderweg durch die Siedlung. Von Schönenbach aus geht es in ca. 1,5 Stunden zur vielleicht bekanntesten Höhle Vorarlbergs. Die Schneckenlochhöhle ist mit einer derzeit bekannten Länge von 3.600 m die längste Höhle des Landes. Obwohl schon sehr lange geforscht wird, werden nach wie vor noch neue Höhlenteile entdeckt. Ein Besuch der Höhle ist nur im Rahmen einer Führung möglich.
Im Winter führt eine sieben Kilometer lange Langlauf-Loipe von Sibratsgfäll nach Schönenbach, die häufig als Geheimtipp bezeichnet wird.

Abschalten – denn das Handy hat kaum Empfang

Die Gegend ist natürlich auch sehr beliebt um Ferien zu machen. Der Handy-Empfang ist ziemlich mager, der Alltagsstress kann zuhause bleiben. Eine ganz besondere Tradition hat Schönenbach als Ferienort für benachteiligte Kinder. Vor über 70 Jahren hat Hugo Kleinbrod, ein katholischer Priester, eine Ferienaktion für hungernde Kinder gestartet und somit in Schönenbach den Grundstein für das Vorarlberger Kinderdorf gelegt. Noch immer verbringen jedes Jahr viele Kinder hier ihre Ferien, kürzlich wurde das alte Heim durch ein neues Gebäude ersetzt.

Glockengeläut zieht Kühe auf die Weide

Eine Augenweide ist die kleine Kapelle am Eingang der Siedlung, sie wurde im 17. Jahrhundert errichtet. Wenn die Tiere in Schönenbach weilen, läutet nachmittags um 15 Uhr die Glocke. Dann gehen überall die Stalltüren auf und die Tiere dürfen zum zweiten Mal am Tag ins Freie. Auch das ist eine jahrhundertealte Tradition und ein ganz besonderes Schauspiel für die staunenden Besucherinnen und Besucher…

Anreise mit dem Auto:
Auf der Rheintal-Autobahn bis Ausfahrt Dornbirn Nord / Bregenzerwald, Richtung Bregenzerwald, am Ortsende von Bizau führt eine Mautstraße nach Schönenbach.

Anreise mit Bus und Bahn:
In den Sommermonaten verkehrt die Linie 36 des Landbus Bregenzerwald zwischen Bezau und Schönenbach.