Young stressed woman lying on bed late at night suffering from insomnia, sleep apnea or stress. Top view of depressed girl lying bed. High angle view of awake girl in the middle of the night.
Dragana Gordic – stock.adobe.com
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medizin

Der veränderte Schlafrhythmus der Jugendlichen

Eltern kennen es gut und Lehrer auch: Jugendliche gähnen viel oder wollen viel chillen. Das kann ein Zeichen von Langeweile oder Rückzug sein, aber auch ganz einfach tatsächliche Müdigkeit. Denn viele Jugendliche schlafen zu wenig, das haben inzwischen mehrere Studien bewiesen. Ein Grund liegt in einem verschobenen Schlaf-Wach-Rhythmus der Jugendlichen.

Immer wieder wird darüber diskutiert, ob die Schule später anfangen sollte, weil das eher dem Biorhythmus der Kinder und Jugendlichen entspricht. Das sogenannte zirkadiane System – in diesem Fall der Schlaf-Wach-Rhythmus – ist bei Jugendlichen im Vergleich zum äußeren Tag nach hinten versetzt, erklärt der Vorarlberger Landesschularzt Tobias Lingenhöle. Jugendliche schlafen in der Pubertät schwerer und später ein als in anderen Lebensphasen. Dadurch stehen sie – wenn die ihrem Biorhythmus folgen – eher später auf.

Schlafdruck baut sich langsamer auf

Der Schlafdruck baue sich am Abend bei Jugendlichen langsamer auf als bei Erwachsenen, erklärt Lingenhöle. Auch soziale Faktoren spielen eine Rolle, auch Online-Kontakte und Bildschirmzeit. „All das führt dazu, dass Jugendliche im Schnitt eher einen späteren Einschlafzeitpunkt wählen“, so Lingenhöle. Der Aufwachzeitpunkt sei dagegen allerdings sozial vorgegeben, durch Schule oder Arbeit. Und das sorgt für ein Schlafdefizit.

Studie: Späterer Schulbeginn bedeutet mehr Schlaf

Der geänderte Schlafrhythmus der Jugendlichen sei auch wissenschaftlich belegt. Eine Studie der Ludwig-Maximilians-Universität in München habe das Schlafverhalten von jugendlichen Oberstufenschülern in einem deutschen Gymnasium untersucht. Die Schüler hatten dort demnach die Wahlmöglichkeit: Möchten sie früher mit der Schule beginnen oder später, also entweder um 8:00 oder um 8:50? Und diese Wahl konnten sie Tag für Tag neu entscheiden.

„Das Ergebnis dieser Studie war, dass an den Tagen, an denen die Schüler den späteren Beginn wählten, die Schlafdauer eine Stunde länger war im Vergleich zu den Tagen mit dem früheren Beginn“, so Lingenhöle. Subjektiv hätten die Schüler demnach eine erhöhte Schlafqualität angegeben sowie ein verbessertes Konzentrationsvermögen, verringerte Tagesmüdigkeit und seien auch besser in der Lage gewesen, am Abend nach der Schule noch zu lernen.

Eigentlich höheres Schlafbedürfnis

Verstärkt wird das Problem der Müdigkeit in der Pubertät dadurch, dass sich das Gehirn in dieser Lebensphase stark verändert, das Schlafbedürfnis steigt dadurch eigentlich, sagen Experten. Viele Jugendliche versuchen, das Schlafdefizit durch längeres Schlafen am Wochenende zu kompensieren. Dieser sogenannte „Weekend-Oversleep“ hat allerdings Studien zufolge keine oder zu wenig ausgleichende bzw. erholende Wirkung.

Folgen für die Gesundheit

Bei einer Studie des Schlafmedizinischen Zentrums in Marburg und des Instituts für Gesundheitsförderung und -forschung (IGFF) in Dillenburg gab mehr als die Hälfte der Befragten im Alter zwischen 16 und 25 Jahren an, sich tagsüber nicht ausgeruht zu fühlen. Die meisten Jugendlichen leiden demnach unter dem permanenten Schlafmangel, der sich negativ auf Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit auswirke. Im Schnitt würden die Jugendlichen weniger als sieben Stunden täglich schlafen, viele weniger als sechs Stunden. Dabei empfehlen Experten in diesem Alter eine Schlafdauer zwischen acht und neun Stunden.