Sonnenkönigin auf dem See mit weiß gekleideten Menschen an Deck
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Wirtschaft

Sonnenkönigin: Bestes Geschäftsjahr seit Jungfernfahrt

Das Eventschiff der Vorarlberg Lines absolvierte 2022 47 Ausfahrten mit 16.100 Gästen und hatte damit das beste Geschäftsjahr seit der Jungfernfahrt 2008. Gespräche mit Fachleuten zu alternativen Antriebssystemen verliefen bislang aber eher ernüchternd, da diese derzeit betriebswirtschaftlich nicht umsetzbar seien, so Inhaber Alexandro Rupp zur Wirtschaftspresseagentur.

Die Jungfernfahrt der Sonnenkönigin fand auf den Tag genau heute vor 15 Jahren statt. Bislang habe das MS Sonnenkönigin mit ihrer vierköpfigen Schiffscrew über 240.000 Gäste an 506 Einsatztagen über den Bodensee manövriert. Das Schiff kann maximal rund 900 Gäste und 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (z.B. Catering-Anbieter und Event-Veranstalter) aufnehmen. Die stärksten Charter-Monate seien Juni und September, also kurz vor und nach den Sommerferien.

Jahresdurchschnitt bei 35 bis 40 Fahrten

In den vergangenen Jahren habe die Sonnenkönigin im Durchschnitt 35 bis 40 Fahrten verbucht. Den historischen Höchststand im Vorjahr erklärt sich Rupp unter anderem mit einem Nachholeffekt aus der Corona-Zeit, als die Sonnenkönigin so wie andere Eventveranstalter auch eine Zwangspause hatte. „Seither bemerken wir eine Veränderung bei den Firmenveranstaltungen. Sie erscheinen kompakter und konkreter auf einen bestimmten Zweck oder eine Zielgruppe hin ausgerichtet.“

Rückgang im heurigen Jahr, Wachstum für 2024

Den Höchststand an Ausfahrten werde man heuer nicht mehr erreichen, so die Prognose von Rupp. Das sei aber auch nicht das Ziel des Unternehmens. Er rechnet wieder mit 35 bis 40 Ausfahrten. Naturgemäß merke auch die Sonnenkönigin als Eventschiff die hohe Inflation und den allgegenwärtigen Kostendruck. „Hier gibt es sicherlich die eine oder andere Jubiläumsveranstaltung weniger. Allerdings bemerken wir eine unveränderte Nachfrage nach Hausmessen von Unternehmen, die auf der Sonnenkönigin veranstaltet werden.“ Interessanterweise verspüre man unterdessen im Verkauf ein deutlich gestiegenes Interesse an Buchungen für das Jahr 2024.

Gespräche zu alternativen Antriebssystemen ernüchternd

Die optisch auffällige und etwas futuristisch anmutende Sonnenkönigin hat ein Gewicht ohne Passagiere von 940 Tonnen. Das Schiff ist 70 Meter lang und 14,5 Meter breit. Pro Stunde werden bei Normalfahrt rund 200 Liter Diesel verbraucht. Selbst bei Vollbesetzung gehe der Verbrauch kaum nach oben. „Das ist angesichts der transportierten Masse nicht viel Treibstoff und trotzdem haben wir uns konkret über alternative Antriebstechnologien informiert“, sagt Rupp. Das Ergebnis sei jedoch ernüchternd gewesen, gerade wenn es um Wasserstoff-Technologie oder aber auch um einen Elektroantrieb gehe.

Wasserstoff-Antrieb: Tanks mit mehreren 100 Bar Druck

So habe keine und keiner der befragten Expertinnen und Experten sagen können, wohin die Reise in Sachen Antriebstechnologie für Schiffe gehen werde. „Es gibt viele interessante Ansätze, aber es sind noch sehr viele Fragen ungeklärt“, sagt Rupp. So würde man im Fall eines Wasserstoffantriebes an der Außenseite des Schiffes angebrachte Tanks benötigen, die einen Druck von mehreren 100 Bar aufweisen würden. „Abgesehen von der Optik ist das eine Sicherheitsfrage. Was passiert, wenn so ein Tank aus welchem Grund auch immer explodiert?“ Zudem benötige man die gleiche Infrastruktur im Hafen an Land. Auch hier würden sich unter sehr hohem Druck stehende Tanks in der Umgebung von Gästen und Passanten befinden.

Schwere Akkus

Bei einem Elektroantrieb wiederum müsse man nicht nur das sehr hohe Gewicht der Akkumulatoren im Schiffsinneren und deren Lage berücksichtigen, damit die Stabilität nicht gefährdet ist. „Viele unserer älteren Schiffe hätten gar nicht den Platz für so viele Akkus.“ Selbst wenn dies möglich wäre, müsste man zudem eine äußerst leistungsstarke Anbindung an das Stromnetz sicherstellen, um den Strombedarf der Sonnenkönigin oder von anderen Schiffen der Vorarlberg Lines abzudecken. „Und auch dann könnten die Schiffe nur ein oder zwei Stunden fahren, ohne wieder aufzuladen.“ Dabei sei die vorgeschriebene Sicherheitsreserve noch gar nicht einkalkuliert.

„Betriebswirtschaftlich derzeit nicht möglich“

Aus diesem Grund ist Rupp der Überzeugung, dass es bei größeren Schiffen in Zukunft eine Mischung aus verschiedenen Antriebstechnologien geben dürfte. Schließlich hänge das auch vom Einsatzzweck eines Schiffes ab. Zum jetzigen Zeitpunkt sei der Einsatz neuer Antriebstechnologien aufgrund der hohen Kosten jedenfalls „betriebswirtschaftlich nicht möglich“, außer es gebe umfangreiche Förderungen, was auf Dauer gesehen aber nicht das Ziel sein könne