Bergbau im Montafon – Ausgrabungen
Goethe Universität Frankfurt
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Geschichte

Bergbau im Montafon „einzigartig“ im Alpenraum

Von der Keltenzeit bis ins Spätmittelalter: Mehr als 1.500 Jahre lang wurde im Montafon Bergbau betrieben. Und zwar weitgehend kontinuierlich, wie neue Forschungen belegen. Solch eine lückenlose Bergbaugeschichte sei „einzigartig“ im gesamten Alpenraum, sagt Projektleiter Rüdiger Krause.

Schon zur Keltenzeit wurden in Bartholomäberg Bodenschätze abgebaut. Insgesamt rund 1.500 Jahre lang bis ins späte Mittelalter wurden dort Eisenerze, Kupfererze oder Silber gewonnen – und das sozusagen kontinuierlich. Das haben Forscher vom Institut für Archäologische Wissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main bei ihren Forschungen im Montafon nachgewiesen, die im Jahr 2016 begonnen haben.

Mit den Grabungen vor einem Jahr bekamen die Forscher ein weiteres Puzzleteil in der Zeitleiste – in Form von Keramikfunden aus der frühen Römerzeit. Auch schon 2020/2021 führten die Ausgrabungen zu einer kleinen Sensation: Erstmals konnten durch Bergbaubefunde, Keramikscherben und Radiokarbon-Datierungen Bergbauaktivitäten aus römischer Zeit nachgewiesen werden.

Mit diesen Funden könne man die Bergbautradition in Bartholomäberg von der spätkeltischen Zeit (4./3. Jahrhundert v. Chr.) bis ins Spätmittelalter nahezu lückenlos nachweisen, so Projektleiter Rüdiger Krause gegenüber vorarlberg.ORF.at. Besiedelt wurde Bartholomäberg schon etwa 2.500 v.Chr.

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„Kleines, aber extrem feines“ Bergbaugebiet

Projektleiter Krause spricht über den Bergbau in Bartholomäberg von einem „wahnsinnigen Juwel“. Das „kleine, aber extrem feine“ Bergbaugebiet sei einzigartig im Alpenraum, denn nirgendwo sonst sei die durchgehende Nutzung über so viele Jahrhunderte nachgewiesen. In anderen Regionen habe der Bergbau erst um 1.500 n.Chr. angefangen, in wieder anderen Gebieten gebe es Nachweise aus der Bronzezeit, danach aber nicht mehr, so Krause.

Einblicke in bisher unbekannte Phasen des Bergbaus

Bei dem Projekt wurden in mehreren Grabungsschnitten gut erhaltene Bergbauspuren unter anderem am steilen Berghang auf einem Maisäß-Grundstück im Westen der „Knappagruaba“ untersucht. In Bergbauhalden, auf alten Oberflächen und in Mooren konnten viele Befunde dokumentiert werden, so die Forscher.

Proben wurden geborgen und zahlreiche Daten gewonnen, die in interdisziplinären Untersuchungen, etwa an Pflanzenpollen, Schwermetallen oder durch Radiokarbon-Datierungen, Einblicke in neue und bisher unbekannte Phasen des Bergbaus seit der spätkeltischen Zeit ermöglicht haben.

Zwei verfüllte Bergbauschächte erschlossen

Bei den Ausgrabungen kamen unter anderem auch Reste von Abraumhalden aus Taubgestein als Hinweis auf tiefer gelegene Eisenerzgänge zutage. Gefunden wurde ein klassischer „Eiserner Hut“, als solcher werden Stellen im Gelände bezeichnet, an denen Erzkörper als Ausbiss an der Erdoberfläche sichtbar sind.

Die Ausgrabungen und Rammkernbohrungen mit dem Motorbohrer erschlossen zwei verfüllte Bergbauschächte. Die Bohrungen zeigten, dass die Schächte drei bis vier Meter tief sind. Bislang konnten 15 kleine Fragmente von typisch römischen Keramikgefäßen geborgen werden.

Weitere Ausgrabungen im September

Die nächsten archäologischen Ausgrabungen werden vom 4. bis 30. September 2023 durchgeführt. Dabei soll ein Graben verfolgt werden, der in den Berg führt, sagt Projektleiter Krause. Dabei könne es sich um den Eingang in einen Stollen handeln. Auch wird wieder mit schwerem Gerät in die Tiefe gebohrt.

Wanderer und Besucher sind während der Grabungszeit willkommen, gerne erläutern die Forscher die Ausgrabungen. Am Sonntag, den 17. September 2023, werden zudem in der „Knappagruaba“ zwischen 14.00 und 18.00 Uhr kostenlos Führungen angeboten und die Arbeitsweise der Archäologen vor Ort vorgestellt.