Martina Mittelberger (Vermessungsexpertin – Landesamt für Vermessung und Geoinformation)
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Chronik

Häuser bereits um sechs bis zehn Meter abgerutscht

Der Hangrutsch in Hörbranz hat sich erneut beschleunigt. In den vergangenen zwei Tagen habe er sich um 93 Zentimeter bewegt, so Landesgeologe Walter Bauer gegenüber dem ORF Vorarlberg . Zuvor waren es nur 17 Zentimeter am Tag gewesen. Einige Häuser an dem Hang sind laut Bauer bereits sechs bis zehn Meter abgerutscht.

„Wir sind jetzt auf über 90 Zentimeter in 48 Stunden gekommen“, sagte Landesgeologe Walter Bauer: „Das heißt, wir haben eine sehr starke Bewegung.“ Das direkt unterhalb der Rutschung gelegene Bauernhaus, das jetzt teilweise abgerissen werden musste, ist insgesamt um zehn Meter verschoben worden, sagte Bauer: „Wir sind jetzt unten bei den Häusern in der Größenordnung von sechs Metern. Das sind Beträge, die nicht jedes Haus aushält.“

Eine Ausweitung des gefährdeten Gebiets sei aber nicht erkennbar, sagte der Hörbranzer Bürgermeister Andreas Kresser auf Anfrage der APA. Die Gründe für die Beschleunigung seien unklar, Prognosen dementsprechend schwierig. Zwei der vier gefährdeten Häuser sind definitiv nicht mehr zu retten.

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Überwachungsmessung Hochreute Hörbranz
Landesamt für Vermessung und Geoinformation Vorarlberg
Diese schematische Darstellung zeigt die Hangbewegung bzw. die Bewegungen der Messpunkte anhand farbiger Pfeile
Vermessungsdaten
Landesamt für Vermessung und Geoinformation Vorarlberg
Nach einer vorübergehenden Beruhigungsphase rutscht der Hang jetzt wieder schneller
Martina Mittelberger (Vermessungsexpertin – Landesamt für Vermessung und Geoinformation)
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Vermessungsexpertin Martina Mittelberger vom Landesamt für Vermessung und Geoinformation dokumentiert ständig die Geländeveränderungen in Hörbranz mit Satellitentechnik auf einen Zentimeter genau
Abriss nach Hangrutsch in Hörbranz
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Das Bauernhaus direkt unterhalb der Rutschung ist nicht mehr zu retten
Abriss nach Hangrutsch in Hörbranz
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Der Stall musste bereits abgerissen werden, weil er sonst möglicherweise unkontrolliert eingestürzt wäre
Abriss nach Hangrutsch in Hörbranz
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Die Trümmer hätten sonst möglicherweise weiter abrutschen und eine Straße verschütten können
Abriss nach Hangrutsch in Hörbranz
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Der Wohnteil des Bauernhofs steht vorerst noch
Abriss nach Hangrutsch in Hörbranz
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Der Bauernhof wurde bereits zehn Meter verschoben, einige weitere Häuser um etwa sechs Meter
Abriss nach Hangrutsch in Hörbranz
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Hang wird weiter entwässert

Entgegen jeder Hoffnung und auch gegenteiliger Anzeichen sei der Hang am Mittwoch wieder schneller gerutscht, sagte Kresser. Die erneuten Regenfälle dürften dafür laut Geologen aber nicht die Ursache sein. Was die Beschleunigung tatsächlich herbeigeführt habe, sei vorerst unklar. Derzeit wird der Hang weiter entwässert, „wir tun, was man kann, aber den ganzen Druck der Gesteinsmassen kann man dem Hang nicht abnehmen“, so der Bürgermeister. Die Hoffnung ist jetzt dennoch, dass sich der Hang wieder beruhigt.

Hangrutsch: Stall muss abgebrochen werden

In Hörbranz musste am Dienstag der Stall eines Bauernhofes direkt unterhalb der Hangrutschung vom 29. April abgebrochen werden. Das Gebäude drohte einzustürzen und auf die Straße abzurutschen, begründet Bürgermeister Andreas Kresser den Abriss.

Zwei Häuser definitiv nicht mehr zu retten

Ende April war der Waldhang im Bereich Hochreute/Halbenstein auf ungefähr 150 Meter Breite in Bewegung geraten. Insgesamt vier Häuser befinden sich im akuten Gefahrenbereich, zwei davon sind laut Kresser definitiv nicht mehr zu retten. Bei einem wurde bereits mit dem Abbruch begonnen, weil es auf die Straße abzustürzen drohte, die für Arbeiten am Hang gebraucht wird.

So schief, dass einem schwindlig wird

Das zweite wird vorerst nicht abgebrochen, weil der Baustellenverkehr die Hangsicherung zu sehr behindern würde. Ein drittes hat eine Schieflage von 1,20 Meter, „da drin wird einem schwindlig, die Vorhänge hängen schief“, sagte der Bürgermeister. Hier sei das weitere Vorgehen noch unklar. Das vierte, neueste Haus steht zwar auch schon schief, habe aber noch am ehesten Chancen auf Rettung.

Bewohner versorgt und abgesichert

Die Bewohner der Häuser – sie sind vor ungefähr zwei Wochen ausgezogen – sind laut Kresser „so weit versorgt und abgesichert“, einfach ist die Situation für sie aber natürlich nicht. Was aber bei allen Betroffenen spürbar sei, sei eine riesige Dankbarkeit gegenüber allen Helfern, berichtete der Bürgermeister.