Auerhuhn
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Wissenschaft

Rund 90 Auerhühner in Vorarlberg

Vorarlberg hat mit rund neunzig Tieren eine gesicherte, wenn auch geringe Population von Auerhühnern. Das zeigt ein dreijähriges interdisziplinäres Forschungsprojekt im Auftrag des Landes. Auch der Genpool des Bestandes sei „halbwegs intakt“, teilte Landesrat Daniel Zadra (Grüne) am Dienstag bei der Präsentation der Ergebnisse mit.

Das Auerhuhn ist der größte und anspruchsvollste Waldvogel im Land und gilt als Indikator für ein intaktes Bergökosystem. Noch vor rund hundert Jahren wurden in Vorarlberg 35 bis 55 Auerhähne pro Jahr erlegt. Seit 1977 werden die Vögel aufgrund sinkender Bestandszahlen ganzjährig geschont.

Bestände nicht wirklich erholt

Dass sich die Bestände dennoch nicht wirklich erholt haben, liegt an Veränderungen in ihren Lebensräumen. Auerhühner brauchen nadelbaumreiche, lichte und gut strukturierte Wälder. Zu dichte Wälder und auch zu starke Störungen durch Erholungssuchende sieht Wildökologe Hubert Schatz als Grund für den Rückgang der Art, die heute auf der Liste der geschützten Vogelarten steht.

Mindestbestand von 91 wird angenommen

Gemäß Europäischer Vogelschutzrichtlinie ist ihr Bestand daher zu überwachen. Gab es bisher nur Schätzungen, konnten nun im Rahmen des Projekts durch Losungs- und Federproben 55 vor allem männliche Tiere für Vorarlberg nachgewiesen werden. Bei einem angenommenen Geschlechterverhältnis von 1:1,4 wird dadurch ein Mindestbestand von 91 Tieren angenommen. Die tatsächliche Zahl dürfte nur wenig darüber liegen.

Im Bild: Landesrat Daniel Zadra, Monika Pfeifer (Büro am Berg – Ingenieurbüro für Wildtierökologie und Landschaftsplanung), Florian Kunz (Universität für Bodenkultur in Wien, Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft) Hubert Schatz (Landeswildökologe) Stephan Philipp (Fachbereichsleiter Waldökologie beim Amt der Vorarlberger Landesregierung), Christian Kuehs (Natura 2000 Regionsmanagement), Johanna Kronberger (BirdlLife Vorarlberg).
VLK / Cornelia Hefel
Bei der Präsentation der Studie am Dienstag, von links: Monika Pfeifer (Büro am Berg – Ingenieurbüro für Wildtierökologie und Landschaftsplanung), Stephan Philipp (Fachbereichsleiter Waldökologie beim Amt der Vorarlberger Landesregierung), Landesrat Daniel Zadra, Christian Kuehs (Natura 2000 Regionsmanagement), Johanna Kronberger (BirdlLife Vorarlberg), Hubert Schatz (Landeswildökologe) und Florian Kunz (Universität für Bodenkultur in Wien, Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft).

Populationen brauchen Abstand

Die genetische Diversität ist noch gut. Damit diese erhalten bleibt, brauchen die verschiedenen Populationen aber unbedingt im Abstand von rund fünf Kilometern licht bewaldete Bergkuppen, über die der Vogel – kein allzu guter Flieger – von einem Revier zum anderen wandern und so ein Genaustausch stattfinden kann.

Stärkste Population in Bürserberg

Die Vorarlberger Auerhuhnvorkommen ziehen sich von den Allgäuer Alpen über das vordere Bregenzerwaldgebirge, Hochälpele und Firstkamm in das Frödisch- und das Laternsertal, außerdem gibt es Tiere im Montafon und im Klostertal. Die stärkste Population findet sich in Bürserberg (Bez. Bludenz). Sie speist als „Quellpopulation“ durch Abwanderung von Jungvögeln andere Vorkommen und ist als solche besonders wichtig. Da die Vögel touristische Infrastrukturen erfahrungsgemäß meiden, gilt es, ein ausgewogenes Miteinander zu finden.

Interessen im Dialog in Einklang bringen

Zadra sieht darin auch die politische Schlussfolgerung aus der Studie: in intensiven Dialogen zu versuchen, die verschiedenen Interessen am Naturraum zu vereinen. Der Forstwirtschaft komme eine wichtige Rolle beim Schutz des Auerwilds zu, das lichte Wälder braucht. Artenvielfalt und eine intakte Ökologie werden auch für den Tourismus ein wichtiger Vorteil sein, ist sich Zadra sicher. Wildökologe Schatz warnte: Bereits relativ kleine weitere Eingriffe in den Lebensraum könnten der wichtigen Quellpopulation am Bürserberg massiv schaden.

Projektkoordinator und Natura-2000-Regionsmanager Christian Kuehs kündigte halbjährliche bis jährliche Sitzungen einer Steuerungsgruppe und ein landesweites regelmäßiges Monitoring von Art und Lebensräumen an. An der Forschungsarbeit waren unter anderem die Wiener Universität für Bodenkultur, die Vorarlberger Jägerschaft, BirdLife Vorarlberg, die Stiftung Gamsfreiheit und das Büro am Berg – Ingenieurbüro für Wildtierökologie und Landschaftsplanung beteiligt.