Erzbischof Wolfgang Haas (FL)
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Religion

Liechtensteins Bischof Haas und seine 60 Priester

Seit 26 Jahren residiert Erzbischof Wolfgang Haas im Fürstentum Liechtenstein. Für ihn wurde damals eigens das Erzbistum Vaduz geschaffen. Seitdem schart er erzkonservative Gleichgesinnte um sich und weiht diese zu Priestern. Das sorgt für Unmut in und außerhalb des Fürstentums.

In Liechtenstein wohnen 40.000 Menschen und es gibt nur zehn Pfarreien. Erzbischof Wolfgang Haas bindet aber rund 60 Priester an sich und sein Erzbistum. Das zeigt eine Liste des Erzbistums Vaduz – erzkonservative Gleichgesinnte, die im Ausland missionieren oder in Liechtenstein wohnen und arbeiten. Pater Martin Werlen, der Propst von St. Gerold in Vorarlberg, hat die ungewöhnliche Priesteranhäufung aus der Nachbarschaft verfolgt.

Ungewöhnliche Priester-Anhäufung

„Problematisch ist es natürlich, wenn diese Priester nicht von der Diözese kommen, sondern von anderen Orten“, sagt Pater Martin: „Und viele dieser Priester wurden auch in ihren Diözesen abgewiesen, zur Weihe nicht zugelassen, gerade weil sie zu ‚eng‘ waren, weil sie nicht für heute für die Menschen auch Seelsorger sein könnten. Und sie sind nach Liechtenstein gegangen und wurden geweiht.“

„Resterampe für Priester, die sonst nicht geweiht würden“

Das Medienportal der katholischen Kirche in der Schweiz „kath.ch“ hat mehrfach über die Erzdiözese und ihre Priester berichtet. „Auffällig ist, dass das Erzbistum Vaduz eine Art Resterampe für Priester ist, die sonst nicht geweiht worden wären“, meint Raphael Rauch, der ehemalige leitende Redakteur des Portals: „Priester oder Priesteramtskandidaten mit bedenklichen Biografien werden andernorts abgelehnt und von Erzbischof Wolfgang Haas mit Handkuss geweiht.“

Unmut über Erzbischof Wolfgang Haas

Für Erzbischof Wolfgang Haas im Fürstentum Liechtenstein wurde eigens das Erzbistum Vaduz geschaffen. Seitdem schart er höchst erfolgreich erzkonservative Gleichgesinnte um sich, was außerhalb des Fürstentums für immer mehr Unmut sorgt.

Anfragen nicht beantwortet oder einfach aufgelegt

Erzbischof Haas wohnt in einem Trakt des Frauenklosters in Schellenberg. Seine Sicht der Dinge wollte er dem ORF Vorarlberg nicht mitteilen. Der Erzbischof und Generalvikar Markus Walser haben auf Mail-Anfragen nicht geantwortet. Generalvikar Walser hat telefonische Anfragen nach wenigen Sekunden beendet: Er hat einfach aufgelegt.

Haas muss altersbedingt um Rücktritt bitten

Der Erzbischof tritt nur mehr selten öffentlich auf. Im Februar hat er eine Subdiakonatsweihe im bayerischen Wigratzbad bei der konservativen Petrusbruderschaft zelebriert. Ein Zeremoniell aus längst vergangenen Zeiten.

Umstritten ist er schon lange: Im Dezember 1997 protestierten tausende Menschen gegen den neuen Erzbischof Wolfgang Haas, der damals von Chur nach Liechtenstein versetzt wurde. Im Sommer wird Haas 75 Jahre alt und muss beim Papst sein Rücktrittsgesuch einreichen. Dann werden die Karten in Liechtenstein wohl neu gemischt.