THEMENBILD: Illustration zum Thema „Polizei / Verkehr / Kontrolle“: Ein Beamter der Landesverkehrsabteilung mit einem Polizei-Anhaltezeichen mit der Aufschrift „Halt – Polizei“ bei einem Fototermin
APA/BARBARA GINDL
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Chronik

Drogenlenker haben vermehrt Fake-Urin dabei

Bei Schwerpunktkontrollen der Polizei werden immer mehr Drogenlenker aus dem Verkehr gezogen, im vergangenen Jahr waren es in Vorarlberg über 500. Seit Kurzem taucht dabei ein neues Phänomen auf: Lenkerinnen und Lenker, die unter Drogen Auto fahren, führen Fake-Urin, also fremden oder künstlichen Urin, mit sich, um bei den Urinproben zu tricksen.

Polizeiarzt Adolf Zoll bestätigt, dass es in letzter Zeit immer öfter dazu gekommen sei, dass Drogenlenkerinnen und -lenker versucht hätten, mit Fake-Urin einen positiven Urintest zu vermeiden. „Wir haben natürlich ein Adlerauge und wir schauen darauf – und ich rieche auch immer am Harn, ob es wirklich Urin ist oder nicht“, betont er.

Arzt entscheidet über Fahrtauglichkeit

Ein positiver Urintest allein sage noch nichts über den Zustand einer Lenkerin oder eines Lenkers aus. Das Ammenmärchen, dass man fahruntauglich sei, nur weil der Harn positiv auf Drogen getestet wurde, stimme nicht, stellt Zoll klar. „Letztendlich liegt die Entscheidung beim diensthabenden Arzt, der die Untersuchung vor Ort durchführt“, betont er.

Wenn dieser die Fahruntauglichkeit feststelle, komme es schließlich zur Blutabnahme. Dabei achte man auf unterschiedliche Kriterien, darunter Unkonzentriertheit und Müdigkeit. Besonders auffällig seien auch die Augen, betont Zoll. „Das sind eigentlich die ersten Dinge, die wir kontrollieren“, erklärt er.

Immer mehr Drogenlenker

Die Polizei in Vorarlberg hat im vergangenen Jahr mehr als 500 Drogenlenker aus dem Verkehr gezogen. Das sind mehr als doppelt so viele, wie im Jahr zuvor.

In den nächsten Wochen und Monaten sind im ganzen Land wieder Schwerpunktkontrollen geplant, um den Drogen- und Alkolenkern den Kampf anzusagen.

Mehrere Substanzen gleichzeitig im Blut

Im vergangenen Jahr hat die Polizei mehr als 500 Lenkerinnen und Lenker, die unter Drogen standen, aus dem Verkehr gezogen. Im Zuge der Tests hätte man dabei unterschiedliche Substanzen feststellen können, sagt Peter Rüscher, stellvertretender Leiter der Verkehrsabteilung der Polizei. „Cannabis ist die Hauptsubstanz“, erzählt er.

Danach würden Kokain, Amphetamine und Heroin folgen. „Wir stellen bei vielen Bluttests, aber auch bei den Speichelvortests und den Urintestungen fest, dass mehrfach Substanzen konsumiert worden sind“, beschreibt Rüscher. „Es hat schon Lenker gegeben, die vier Substanzen gleichzeitig im Blut gehabt haben“, sagt er.

Hohe Trefferquote bei Tests

Neben Blut- und Urintests wird alternativ sofort ein Speicheltest durchgeführt, der bei den gängigsten Drogen anschlägt. Bei den Drogen- und den Alkoholtests sei die Trefferquote sehr hoch, Alkohol und Drogen seien ein großes Problem im Straßenverkehr.

Welche Substanzen eingenommen werden, hänge von der Tageszeit und dem Wochentag ab, sagt Rüscher. „Tagsüber haben wir weit überwiegend Drogenlenker und ganz wenige Alkolenker. In der Nacht kommt es zu einer anderen Situation, weil wir über das Jahr gesehen doch dreimal so viele Alkolenker wie Drogenlenker haben“, beschreibt er.

Hohe Zahl an Drogenlenkern nicht verwunderlich

Für Philipp Kloimstein, dem medizinischen Leiter der Stiftung Maria Ebene, ist es wenig verwunderlich, dass die Zahl der Drogenlenkerinnen und -lenker zugenommen hat. Man sehe nämlich nicht nur bei den Verkehrskontrollen, sondern auch im klinischen Alltag, dass sich Menschen nicht mehr nur aufgrund von Alkohol, sondern auch aufgrund verschiedener anderer – illegaler – Substanzen an sie wenden würden, beschreibt er.

Experte zu Drogenlenkern

Drogen scheinen in der Gesellschaft weit verbreitet. Wir haben im Suchtkrankenhaus Maria Ebene nachgefragt, wie stark der Druck in der Gesellschaft ist und warum so viele Menschen zu Drogen greifen.

Drogenkonsum ist laut Kloimstein kein neues Phänomen: „Substanzkonsum und Missbrauch und Abhängigkeit gab es früher schon“, betont er. Er vermutet aber, dass der Griff zu illegalen Substanzen möglicherweise etwas lockerer geworden sei. „Beispielsweise Cannabis ist mittlerweile doch in der Gesellschaft angekommen“, beschreibt Kloimstein.